VW Passat CC:Cooles Zwitterwesen

Demnächst kommt der neue Scirocco, im Herbst bereits der Golf VI. Aber schon jetzt ist der Passat CC da - ein hinreißendes Coupé mit Limousinenflair.

Günther Fischer

Es ist die Zeit der Zwitter. BMW hat mit dem X6 gerade eine eigenwillige Kreuzung aus SUV und Sportcoupé vorgestellt, der Porsche Panamera und der Aston Martin Rapide werden Sportwagen und Reisecoupé vermengen, die X-Bow des österreichischen Herstellers KTM verbindet die Vorzüge von Rennwagen und Motorrad zu einem ziemlich ungewöhnlichen Roadster, und all die "CCs", die herumfahren, sind mehr oder minder gelungene Mischungen aus Coupé und Cabriolet.

VW Passat CC: Ein Coupé benötigt vor allem einen schönen Dachschwung: Beim VW Passat CC ist das durchaus gelungen.

Ein Coupé benötigt vor allem einen schönen Dachschwung: Beim VW Passat CC ist das durchaus gelungen.

(Foto: Foto: VW)

VW kommt uns elegant - und nimmt Anleihen bei der Oberklasse

Volkswagen vereint nun die Limousinenwelt mit der der Coupés und verbindet damit die Hoffnung, das trotz allen Erfolgs (15 Millionen verkaufte Exemplare in 35 Jahren Bauzeit) etwas langweilige Image des Passats gehörig aufzupeppen. Vom Biedermann zum Brandstifter also? Das ist vielleicht ein bisschen zu weit nach vorne gefahren - doch diesen Schuss Emotion kann der Passat tatsächlich gut gebrauchen. Zumal sich beim CC auch die Werte unterm Blech und im Innenraum richtig sehen lassen können.

Der neue CC ist mit 4,8 Metern drei Zentimeter länger als der normale Passat , zudem 3,6 Zentimeter breiter und fünf Zentimeter niedriger - ideale Proportionen für die gelungene Gestaltung des Coupés. Damit durchbreche der CC aber auch die Grenze zur oberen Mittelklasse, wie VW stolz mitteilt. Und wo wir schon dabei sind: Der CC soll auch mit Features locken, die sonst tatsächlich nur der Oberklasse vorbehalten sind - zum Beispiel dem Phaeton.

Das heißt: Sportwagenlike schnellen beim Einschalten der Zündung die Zeiger der Instrumente einmal bis zum Anschlag, und aktive Klimasitze sollen in heißen Sommermonaten für spürbar mehr Komfort sorgen. Analog zum Phaeton sind die Markierungen und Zahlen nicht blau hinterleuchtet - wie sonst bei VW -, sondern strahlen in weißem Licht.

Cooles Zwitterwesen

Auch die Karosserie strahlt den gewissen Anspruch aus: Die schlanke, mit feinen Chromstreifen betonte Silhouette lebt vom Schwung des Daches, das sich über die rahmenlosen Seitenfenster spannt. Oberhalb der Türgriffe verläuft eine seitliche Sicke, die mit den großen tropfenförmigen Rückleuchten abschließt - wiederum die Form der Scheinwerfer zitierend. Zusammen mit der hohen Türlinie und den niedrigen Scheiben ergibt sich sogar eine gewisse Ähnlichkeit zum Mercedes CLS - noch so eine Art Zwitterwesen.

VW Passat CC: Einzelsitze auch in der zweiten Reihe. Die Kopffreiheit ist Coupé-bedingt etwas eingeschränkt, aber jederzeit ausreichend.

Einzelsitze auch in der zweiten Reihe. Die Kopffreiheit ist Coupé-bedingt etwas eingeschränkt, aber jederzeit ausreichend.

(Foto: Foto: VW)

Standesgemäße Aufpreisliste

Oberklassenlike sind auch die möglichen Ausstattungen und technischen Feinheiten, die in Summe eine standesgemäße Aufpreisliste ergeben: Auf Wunsch gibt es den Spurhalteassistenten "Lane Assist" (515 Euro) - wirksam ab Tempo 65. Eine adaptive Fahrwerksregelung namens DCC (1025 Euro) ist zu haben, die Dämpferhärte und Lenkkräfte an den gewünschten Fahrstil anpasst, wobei der Fahrer zwischen Normal, Sport und Komfort wählen kann. Der automatische Einparkassistent mit Rückfahrkamera ist nach wie vor eine Überraschung - der Wagen fährt von alleine in eine Lücke, die er zuvor ausgemessen hat (1120 Euro, aber nur in Verbindung mit einem Radiosystem zu 935 Euro oder dem Navi für 2275 Euro).

Ein Tempomat ist da fast schon selbstverständlich - aber auch der verfügt über ein neues System: die automatische Distanzregelung ACC mit dem Hilfsprogramm "Front Assist" (1150 Euro). Front Assist beobachtet das Vorfeld des Autos und warnt mit optischen und akustischen Signalen vor Gefahren. Mehr noch: Wird ein Mindestabstand unterschritten, bremst das System den Wagen im Extremfall bis zum Stillstand ab. Wer mehr Licht im Innenraum will, kann ein Panoramaglasdach ordern (für 1025 Euro).

Zum Start wird es den CC mit zwei Benzindirekteinspitzern (TSI mit 118 kW/160 PS und V6 mit 220 kW/300 PS) sowie einem Turbodiesel (TDI mit 103 kW/140 PS) geben - wobei die Motoren aus dem Konzernregal stammen und längst bekannt sind. Der 3,6-Liter-V6 war bislang nur in den USA erhältlich.

Cooles Zwitterwesen

Die ersten Ausfahrten zeigten, dass der Passat CC ein vortrefflicher Gleiter ist, der auf Wunsch auch die sportliche Gangart beherrscht. Vor allem die Fahrleistungen des V6-Spitzenmodells (mit 7-Gang-DSG!) sind mehr als souverän - er stürmt in rund 5,6 Sekunden auf 0 auf Tempo 100 und wird bei Tempo 250 sanft eingefangen. Dank der feinfühlig regelnden 4Matic (die es nur beim V6 gibt) klebt der CC förmlich am Boden und entpuppt sich am oberbayerischen Tatzelwurm als äußerst agiler Kurvenwedler. Der Verbrauch des CC liegt bei knapp über 10 Litern SuperPlus - nicht gerade sparsam, aber den 300 PS doch angemessen.

Durch die Kurven "torkeln"

Wer will, kann mit dem Lane Assist auch freihändig durch die Kurven "torkeln", denn VWs Lane Assist lenkt selbsttätig gegen, wenn der Wagen Gefahr läuft, die Spur zu verlassen. Und das funktioniert so zuverlässig, dass der CC fast im Alleingang um die Kurve fährt (man sollte sich bei diesem Versuch aber besser nicht beobachtet wissen). Andere Systeme warnen nur: Da vibriert das Lenkrad oder rüttelt der Sitz ...

Wer sich mit weniger Motorleistung und Verbrauch bescheiden will, kann zum 140-PS-TDI greifen. Seine Fahrleistungen - in 9,8 Sekunden auf Tempo 100, 213 km/h Höchstgeschwindigkeit - sind mehr als ausreichend, sein Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern ist für ein Auto dieser Größe erstaunlich niedrig.

Übrigens: Das Kürzel CC will VW als "Comfort Coupé" verstanden wissen - was etwas irritierend ist, weil es bei einigen anderen Herstellern seit Jahren schon für "Coupé Cabriolet" steht. Und, das ist jetzt aber völlig subjektiv: Ausgerechnet die immer beliebter werdende Farbe Weiß steht dem flotten CC gar nicht gut zu Blech. Wie empfehlen eine Farbe, die VW "Mokka anthrazit" nennt". Das ist Eleganz pur.

Die Preise beginnen bei 30.300 Euro für den TSI, der V6 4Motion startet bei 40.800 Euro, und für den TDI will VW mindestens 30.775 Euro (ein stärkerer TDI mit 125 kW/170 PS soll folgen).

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