VW Jetta neu:Große Bühne

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Aufmerksamkeit muss sein: VW sperrte kurzerhand den Times Square in New York, ließ den US-Star Katy Perry auftreten - und präsentierte den neuen VW Jetta.

Stefan Grundhoff

Mit dem Senioren-Image des Jetta soll es ab sofort vorbei sein - zumindest wenn es Volkswagen nach geht. Schon am Tag vor der Weltpremiere des neuen VW Jetta war der legendäre Times Square zwischen den Ehrenmalen von Father Duffy und George M. Cohan kaum wiederzuerkennen: Weißer Sandstrand, echter Rasen und eine eigene Bühne - Volkswagen ließ es bei der Weltpremiere des neuen Jetta so richtig krachen.

VW Jetta neu
:Bühne frei

Aufmerksamkeit muss sein: VW sperrte kurzerhand den Times Square in New York, ließ den US-Star Katy Perry auftreten - und präsentierte den neuen VW Jetta.

Pop-Star Katy Perry, erfolgreichste US-Sängerin der letzen Jahre, gab ein Kurzkonzert und sprang dem neuen VW Jetta bei ihrem neuesten Hit "California Girls" auch noch auf die Motorhaube.

Während andere Hersteller in wirtschaftlich schweren Zeiten ihre Wunden lecken, gehen die Wolfsburger in die Vollen und drehen der Konkurrenz zum wiederholte Male schmerzhaft eine Nase. "Wir schlagen mit dem neuen Jetta ein neues Kapitel auf", gibt sich Stefan Jacoby, CEO von VW Nordamerika, selbstbewusst. "Volkswagen ist in den USA zuhause."

Produziert wird der neue Jetta in Mexiko. Auf der Detroit Motorshow Anfang 2011 feiert der etwas größere New Midsize Sedan dann seine Weltpremiere, der dann im neuen US-Werk Chattanooga entsteht. Wolfsburg nimmt die USA richtig ins Visier.

Dass die Weltpremiere des neuen Jetta solch ein Knaller werden würde, hatten sogar die selbstbewussten VW-Verantwortlichen nicht erwartet. Nach den nervigen Wetterkapriolen der vergangenen Tage strahlte die Sonne mit einer glänzend aufgelegten Katy Perry und drei Jetta-Modellen um die Wette. Auf den mächtigen Leuchtreklamen des Square zogen diesmal nicht Kinotrailer von "Sex and the City 2" oder lokalen Musicals alle Blicke auf sich, sondern Stefan Jacoby, CEO von Volkswagen Nordamerika und die neue Mittelklasse-Limousine von Volkswagen.

Der Jetta in den USA und in Deutschland - das sind zwei Welten, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Hierzulande hat der Jetta den Sprung zur erfolgreichen Sportlimousine nie geschafft. In Deutschland gilt der VW Jetta im Gegensatz zum Golf als Langweilerkiste, wie sie müder kaum sein könnte. Dabeisind die technischen und praktischen Qualitäten eines Jetta seit Jahr und Tag unbestritten - doch kaum jemand unter 65 Jahren würde in unseren Breiten freiwillig erzählen, einen zu fahren.

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In den USA sieht das völlig anders aus. Hier zählt die Stufenheckversion des Golf trotz Vorderradantriebs als echte Sportlimousine, fast so wie bei uns ein dynamischer BMW 3er. Die ungewöhnlichen Lorbeeren hat sich der Jetta in den achtziger Jahren verdient, als er mit leistungsstarken GTI-Motoren eine günstige Möglichkeit bot, ein vergleichsweise sportliches Auto aus Europa zu bewegen.

Volkswagen hat sich in den letzten Jahren mehr schlecht als recht bemüht, dem Jetta auch bei uns ein etwas jüngeres Image zu verpassen. Aber wenn es einen Markt gibt, auf dem Jetta erfolgreich läuft, dann sind es die USA. Kein Wunder also, dass die Weltpremiere des neuen VW Jetta mitten in Manhattan stattfindet. Noch vor Jahren hätte man den Jetta still und leise in die breite Modellpalette einlaufen lassen, allenfalls an eine Präsentation auf einer B2B-Messe wäre zu denken gewesen.

Aktuell verkauft sich der Jetta in den USA jährlich mehr als 100.000 Mal, insgesamt wurden im Laufe der Jahrzehnte 9,6 Millionen Jettas verkauft. Das neue Modell soll auch einen gewichtigen Anteil daran haben, dass sich das VW-Volumen in den USA bis 2018 auf mehr als 800.000 verkaufte Fahrzeuge pro Jahr verdreifacht.

Die auf der Detroit Motorshow gezeigte Vision des Mittelklasse-Coupés (NCS) hatte bereits erahnen lassen, dass sich der neue Jetta alles andere als müde präsentieren würde. Ein Blick auf die eigens aufgebaute Bühne am Times Square zeigt, dass die Erwartungen nicht zu hoch waren. So lässt der neue Jetta zwar nicht mehr die deutlichen Anlehnungen an das Audi A5 Coupé erkennen wie noch die Messe-Studie, aber kaum jemand kommt auf die Idee, dass der Jetta ein Golf-Ableger sein könnte.

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Front und Heck der 4,64 Meter langen Limousine (plus neun Zentimeter) sind klar gezeichnet und lassen den Jetta deutlich breiter und eigenständiger als bisher erscheinen. So verbündet sich der Jetta der Generation 2011 eher mit der nächsten Passat-Familie, die Ende des Jahres ihre Premiere feiert. Mit dem frischen Design des Jetta will VW auch den Klassenprimus Toyota Corolla angreifen, der aktuell sechsmal so viele Fahrzeuge verkauft.

Im Innenraum setzt der Jetta ebenso wie seine Brüder Klassenmaßstäbe. Haptik, Verarbeitung und Ergonomie würden nicht nur in den USA Bestwerte erzielen. Das Platzangebot ist dank des verlängerten Radstandes (plus sieben Zentimeter) auch im Fond üppig.

In den USA und Kanada wird der neue Jetta mit drei Benzin-Motoren und einem Turbodiesel (TDI Clean Diesel) angeboten. Als Einstiegsmotorisierung gibt es einen Benziner mit 85 kW / 115 PS und einen Common-Rail-TDI mit 103 kW / 140 PS. Überarbeitet wurden der bekannte 2,5-Liter-Benziner mit 125 kW / 170 PS und das sportliche Topaggregat, der aufgeladene 2.0 TSI mit 147 kW / 200 PS, der ab 2011 den Jetta GLI in Nordamerika antreiben wird. In Europa wird es eine andere Motorenstrategie geben. Kleinere Hubräume und Aufladungen sind bei allen Motoren maßgebend.

Vier von sechs Motoren werden 2011 neu ins Jetta-Programm aufgenommen: Ein 1.2 TSI (77 kW / 105 PS), ein 1.4 TSI (118 kW / 160 PS) sowie die zwei Common-Rail-Turbodiesel 1.6 TDI (77 / kW 105 PS) und 2.0 TDI (103 kW / 140 PS). Bekannt von anderen Modellen sind der 1.4 TSI (90 kW / 122 PS) und der 2.0 TSI (147 kW / 200 PS).

Bis auf den 1.2 TSI können alle Motoren optional mit einem Sechsgang-DSG (77-kW-TDI, 103-kW-TDI, 147-kW-TSI) sowie Siebengang-DSG (90-kW-TSI, 118-kW-TSI) kombiniert werden. Sparmeister sind der 1,2 TSI, der 5,3 Liter Super auf 100 Kilometern verbrauchen und der 1.6 TDI, der sich auf der gleichen Strecke mit 4,1 Litern Diesel zufrieden geben soll.

Der Preis für das Basismodell VW Jetta S liegt in den USA bei 15.995 Dollar. Marktstart ist Ende September. Weitere Ausstattungsvarianten sind Jetta SE, SEL und TDI. In Europa kommt der neue VW Jetta Anfang 2011 zu Preisen ab unter 20.000 Euro auf den Markt. Hier wird es bei den Bezeichnungen Trendline, Comfortline und Highline bleiben. Das Basismodell verfügt unter anderem über eine geteilte Rücksitzlehne, Kofferraum-Fernentriegelung, Klimaanlage und sechs Airbags.

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