So wirkt es doch arg bemüht, als die Moderatorin Nationaltrainer Jogi Löw auf die Bühne bittet. Es sei seine erste Auto-Premiere, sagt Jogi dann auch und irgendwie sei der Golf ja immer schon da gewesen, auch auf den Werbebanden in den Fußballstadien dieser Welt. Im Publikum sitzen Musiker Peter Maffay, Schauspielerin Andrea Sawatzki und Giorgio Giugiaro, der einst den ersten Golf entwarf. Auf die Bühne dürfen sie alle nicht, Giugiaros Frau bekommt zumindest einen Blumenstrauß von VW-Chef Herbert Diess. Es gibt keine große Show, nach nicht mal einer Stunde ist die Premiere vorbei. Vier Autos stehen auf der Bühne: Anschauen, reinsetzen, fertig.
"Das richtige Auto zur richtigen Zeit", nennt Herbert Diess den neuen Golf. Und man fragt sich: Wie passt das zur großen Elektro-Offensive? Was ist mit dem ID3, der Volkswagen als Flagschiff in eine emissionsfreie Zukunft führen soll? Es ist ein schwieriger Spagat, den VW mit seinem bisherigen Aushängeschild schaffen muss. Der Konzern steckt Milliarden in die Elektromobilität, doch ausgerechnet der Golf wirkt in dieser Strategie wie ein Auslaufmodell. Man spürt an diesem Abend in Wolfsburg, dass viele im VW-Konzern noch sehr an ihrer Ikone hängen und wahrscheinlich hat auch dieser Kulturkampf dazu beigetragen, dass der ID eben nicht einfach die E-Variante des Golf wurde.
Auf der IAA zeigte VW seinen rein elektrischen Kompaktwagen, der größentechnisch in der gleichen Liga spielt wie der Golf, im Innenraum sogar noch mehr Platz bietet. Doch bis das E-Auto annähernd so großen Absatz generiert wie das "Brot- und Buttermodell", werden wohl noch Jahre vergehen.