VW Golf TDI BlueMotion:Blau machen, aber richtig

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Unterwegs im VW Golf TDI Blue Motion

(Foto: WGO)

Sparen mit Öko-Zulage: Der Golf TDI BlueMotion ist ein teurer Kostverächter. Seine Fahrleistungen sind im Anbetracht der versprochenen Sparsamkeit sehr gut. Doch ihr eigentliches Ziel verfehlt die vermeintliche Wolfsburger Sparbüchse.

Von Michael Specht

Seit sieben Jahren trägt der grüne Gedanke bei Volkswagen die Farbe Blau. BlueMotion-Pionier war ein Polo-Diesel mit einem Normverbrauch von 3,6 Litern und einem CO2-Ausstoß von 99 g/km. Bis heute darf sich nur das effizienteste Modell einer Baureihe den Öko-Lorbeer umhängen. Neben Polo und Passat wird jetzt der neue Golf TDI BlueMotion ins Programm aufgenommen. Kommt schon der normale Golf TDI auf einen Durchschnittsverbrauch von 3,8 l/100 km, so quetschten die Ingenieure bei der BlueMotion-Version weitere 0,6 Liter heraus. Damit emittiert der Spar-Golf rechnerisch nur noch 85 Gramm CO2 pro Kilometer. Volkswagen nennt ihn den "sparsamsten Golf aller Zeiten" und genießt es, am bisherigen Klassenprimus Toyota Auris Hybrid vorbeizuziehen - wenn auch nur um akademische zwei Gramm.

Gute Fahrleistungen trotz Sparmaßnahmen

Möglich wurde dieser Vorsprung durch weitere aerodynamische Verbesserungen am Golf. Zum einen liegt das Auto 15 Millimeter tiefer, der Unterboden wurde geglättet, der Kühlergrill ist fast geschlossen und der Kühlluftstrom wurde optimiert. Außerdem rollt der BlueMotion-Golf auf besonderen Leichtlaufreifen und fährt mit einem längeren sechsten Gang. Zusammen mit seinem geringeren Gewicht (minus 49 Kilo) macht ihn das um 15 Prozent sparsamer im Vergleich zur Vorgängerversion.

Wer denkt, dass der Golf TDI BlueMotion durch all diese Maßnahmen zur Spaßbremse mutiert, der irrt. Nach wie vor leistet der 1,6-TDI-Vierzylinder 110 PS und schafft in der Spitze stramme 200 km/h, mehr als früher ein gleichstarker Golf GTI. Für die Beschleunigung im Alltag ist eh das Drehmoment entscheidend. Bereits bei 1500 U/min liegen die maximalen 250 Newtonmeter an, entsprechend schaltfaul und entspannt ist man im Golf unterwegs. Beeindruckend ist zudem immer wieder, wie ruhig und komfortabel der Wolfsburger Bestseller fährt und mit welcher hoher Qualität er im Innenraum aufwartet. Das liegt weit über Klassenniveau.

Schein und Sein

Allerdings zeigt die Probefahrt einmal mehr, wie weit sich der genormte Prüfstandsverbrauch von der Realität auf den Straßen entfernt hat. Trotz Streicheln des Gaspedals, äußerst vorausschauender Fahrweise und einem Höchsttempo auf der Autobahn von 120 km/h schafften wir es auf unserer Testroute rund um Amsterdam nicht, im Bordcomputer eine Drei vor's Komma zu zaubern.

Genau nachrechnen sollte man vor der Kaufentscheidung ohnehin nicht. Der BlueMotion kostet mit 22 175 Euro exakt 1200 Euro mehr als die 105-PS-Version, die 3,8 Liter verbraucht. Es bedarf also weit mehr als 100.000 Kilometer, um den Aufpreis wieder einzufahren. Selbst im Vergleich zum Golf Blue TDI, der sauberen und ebenfalls 110 PS starken Euro-6-Variante, müssen 400 Euro Aufpreis berappt werden. Der Golf BlueMotion ist ein Auto für Überzeugungstäter, denn mehr als ein Euro auf 100 Kilometer lässt sich beim besten Willen nicht einsparen.

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