VW Golf GTD:Sportlich gespart

Englisches Understatement oder das "Wolf im Schafspelz"-Prinzip: VWs Golf GTD fährt sparsam und guckt treuherzig, gibt bei Bedarf aber den räudigen Alltagsfeger.

Günther Fischer

GTI - dieses Kürzel war mal ein echtes Markenzeichen, fast schon ein Label. Nur: VW schaffte es nicht, diese legendären drei Buchstaben über die Jahrezehnte einigermaßen am Leben zu erhalten. Sie wurden verwässert, ausgelutscht, verbraucht. Bis das Wolfsburger Marketing im letzten Jahr auf die Idee kam, den Golf GTI wieder mit Emotionen aufzuladen. Wozu hat man denn schließlich sonst die jährlichen Wörthersee-Veranstaltungen?

VW Golf GTD

Etwas mehr GTI und etwas weniger Golf wäre schön gewesen: der fast schon zu unaufdringliche GTD

(Foto: Foto: Fischer)

Weil aber die Kombination von Vernunft und Vergnügen jederzeit sexy ist, hat VW kurz danach ein weiteres, fast vergessenes Kürzel auf einer Golf-Karosserie reaktiviert: GTD. Den gab es 1982 schon einmal, damals allerdings ohne Direkteinspritzung und mit 100 PS weniger.

Als Basis dient dem GTD der aktuelle VW Golf GTI, soll heißen: Wer den neuen GTI kennt, der kennt natürlich auch den GTD. Die Änderungen sind minimalst: Wo im GTI rote Ziernähte an den Sitzen um Aufmerksamkeit heischen, zeigt der GTD lediglich ein dezentes Grau. Und statt der roten Streifen am Kühlergrill finden sich hier zwei verchromte.

Das Sportlenkrad blieb dasselbe, auch das um 15 Millimeter abgesenkte Fahrwerk. Und bis auf geringfügig straffer abgestimmte Vorderachs-Federn, die das um zehn Kilogramm gestiegene Leergewicht kompensieren sollen, blieb technisch alles beim Alten.

Dem sportlichen Auftritt fehlt der Sound

Es ist, als ob VW die Art englisches Understatement einübt, die ansonsten Audi kennzeichnet: Die RS-Modelle der Ingolstädter haben das Prinzip "Wolf im Schafspelz" perfektioniert und auf die Straße gebracht. Übertragen heißt das: Man kann den GTD als ganz normalen Golf bewegen, zivilisiert und zahm.

Er kann aber auch anders: Das eigentliche GTD-Leben beginnt bei rund 3000 Touren. Dann stürmt er drehwillig und dieselflink voran wie ein Stier, stoisch, präzise, kraftvoll. Auch in den Kurven - was ein Verdienst der zwar rein elektrischen, aber dennoch ungeheuerlich vorbildlichen Servolenkung ist.

Zur Sänfte mutiert der GTD aber auch bei zahmer Fahrt nicht: Lange Bodenwellen werden prima absorbiert, Querfugen oder Fahrbahnschäden dafür humorlos weitergegeben. Aber ganz ehrlich: Wer hat schon jemals von einem testosterongestählten Muskelfanatiker so etwas wie Feinmotorik erwartet? Feinnervig gibt sich lediglich der Sound, der sich standhaft weigert, auch nur irgendwie aufzufallen.

Wer GTD fährt, ist also in zwei Auto-Welten zu Hause: in der braven Golf-Welt und in der GTI-Welt, bevorzugt für Langstrecken. So gesehen ist der Einstiegspreis von knapp 28.000 Euro fast noch moderat und ein Testverbrauch von knapp unter sieben Litern (hohe Geschwindigkeiten eingerechnet) mehr als akzeptabel.

Hinzu kommt: Wer gröber spielen will, der kann aus dem GTD jederzeit den räudigen Asphaltfeger herauskitzeln.

VW Golf GTD (mit Sechsgang-DSG): 125 kW / 170 PS; max. Drehmoment 350 Nm bei 1750-2500 U/min; 0-100 km/h: 8,1 sec.; Vmax 222 km/h; Testverbrauch 6,9 l (Werksangabe: 5,3 l); Euro 5, CO2: 139 g/km; Preis: ab 29.350 Euro (Testwagenpreis: 37.084 Euro)

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