VW Golf / Bora V6 4Motion:Kraftvoll und beherrschbar

Für beide Modelle ist erstmals ein Telematik-System erhältlich

(SZ vom 30.06.1999) Volkswagen ist sowohl als Konzern - von der preisgünstigen Marke Škoda bis zum Edel-Fahrzeug Bugatti - als auch als Marke ein Allrounder: Das zeigen die jüngsten Neuheiten aus Wolfsburg. Auf der einen Seite stellt VW in wenigen Wochen den 3-Liter-Lupo vor, das erste Fahrzeug eines Großserienherstellers, das drei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbraucht. Auf der anderen Seite führen die Wolfsburger nun die Spitzenmotorisierung für die Modellreihen Golf und Bora ein: den V6 4Motion, der von September an ausgeliefert wird.

Beide Modelle sind ohne Zweifel auf Leistung ausgelegt, was nicht nur an den reinen Papierdaten abzulesen ist: Der V6-Motor mit Vierventiltechnik schöpft aus 2,8 Litern Hubraum eine Leistung von 150 kW (204 PS). Sein maximales Drehmoment von 270 Nm liegt bei 3200/min an. Das neu entwickelte Triebwerk tritt damit die Nachfolge des zweiventiligen VR6 an, der dem bisherigen Top-Modell den Namen gab. Der neue V6 führt aber noch die Bezeichnung 4Motion im Schriftzug, was auf den permanenten Allradantrieb hinweist. Die Fahrleistungen des Golf lesen sich entsprechend: Null auf 100 km/h in 7,1 Sekunden (Bora: 7,4 Sekunden). Beide Fahrzeuge fahren maximal 235 km/h schnell.

Erste zurückgelegte Kilometer zeigten, daß die Papierwerte beider Autos sich im Fahrbetrieb effektvoll umsetzen lassen. So viel Kraft macht den leichten Wagen - der Golf wiegt 1400 Kilogramm und der Bora nur wenig mehr - zu einem blitzschnellen Fahrzeug. Man muß nicht unbedingt Höchstgeschwindigkeit fahren, schon bei Überholmanövern und an Steigungen kommen die Reserven gut zum Einsatz. Dabei unterstützt das neue Sechsgang-Getriebe die Möglichkeit, mit dem Wagen schaltfreudig zu fahren. Als Kraftstoffverbrauch gibt VW für beide Modelle 10,8 Liter Super an und fügt hinzu, daß der neue Motor die D4-Grenzwerte unterböte.

Aber nicht nur an der Technik unter der Haube erkennt man die V6-4Motion-Modelle, sondern auch einige Äußerlichkeiten machen sie zu den hochrangigen Vertretern ihrer Gattung. Golf und Bora V6 4Motion gibt es nur in der Highline-Ausstattung, zu der unter anderem serienmäßig Sportsitze, Lederlenkrad, Nebelscheinwerfer, Schiebedach, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung und das Radio gamma gehören. Erst Ende diesen Jahres wird der V6 auch für den Bora Variant lieferbar sein. Da der Bora von VW oberhalb des Golf positioniert wird, bietet er noch ein paar weitere Optionen: Regensensor, Bordcomputer, automatisch abblendenden Innenspiegel und verchromte Instrumenteneinfassungen. Und auch bei den Preisen unterscheiden sich die Modelle um einiges. Der Golf V6 4Motion kostet in der Grundausstattung 49 700 Mark, während beim gleichen Bora 52 950 Mark für Papiere und Schlüssel zu entrichten sind. Volkswagen will von beiden Modellen gemeinsam in einem Jahr etwa 15 000 Stück verkaufen. Diese Zahl scheint realistisch, da sich seit den Zeiten, als ein GTi eingeführt wurde, durchaus reichlich Interessenten finden, die einen hochmotorisierten Kompaktwagen schätzen.

Zeitgleich zur Einführung der V6-Modelle von Golf und Bora bietet Volkswagen ein Telematik-System an, das es auch für den Passat gibt. Dieser Verkehrsinformationsdienst soll den Fahrer per Knopfdruck über die momentane Verkehrslage auf seiner Strecke informieren. Zudem bietet das System einen Not- und Pannenruf. In einer Zentrale laufen die Daten der Sensoren, die an den deutschen Autobahnbrücken befestigt sind, ein und analysieren die jeweils aktuelle Stausituation. Ins Autos werden die Daten über das Autotelephon, das sich in der Mittelarmlehne befindet, übertragen und die Informationen können im Display abgelesen werden.

Die Knöpfe für das Pannen- und Notrufsystem befinden sich in der Mittelkonsole unterhalb der Armlehne. Wird der schwarze Knopf mit einem Werkzeugsymbol gedrückt, verbindet das System den Fahrer per Telephon mit den VW-Pannendienst. Durch GPS kann der Wagen von der Zentrale geortet werden und ein Pannendienst den Wagen dort aufsuchen. Gleiches gilt für den Notruf, der entweder vom Fahrer ausgelöst werden kann oder aber automatisch aktiviert wird, wenn sich Airbags öffnen. Das kann vor allem dann hilfreich sein, wenn die Passagiere nicht mehr in der Lage sind, den Notruf selbst abzusetzen. Bekommt die Zentrale keinen Sprechkontakt über die Freisprechanlage mit den Passagieren, werden alle Rettungsmaßnahmen automatisch in die Wege geleitet. Aber auch für den Fall eines Versehens ist gesorgt. Werden Notfall- oder Pannenknopf unbeabsichtig ausgelöst, kann der Alarm innerhalb von zehn Sekunden noch unterbrochen werden. Gemeinsam mit einem einfacheren Navigationssystem und einem Radio kostet dieses Telematik-System derzeit 4800 Mark. Auch wenn rund 5000 Mark zunächst viel erscheinen, so wird es auch bei dieser Technik sein wie bei vielen anderen - nach einiger Zeit werden diese Systeme immer günstiger, bis sie serienmäßig enthalten sind.

Von Marion Zellner

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