Volvo S90 und V90 im Fahrbericht:Der große Volvo ist ein Reisewagen bester Schule

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Den neuen Volvo gibt es als Kombi V90. Für ihn entscheiden sich in Deutschland mehr als 90 Prozent der Käufer. (Foto: pr)

Attraktives Design, hohes Sicherheitsniveau, sparsame Antriebe: Mit dem neuen Kombi V90 und der Limousine S90 setzt Volvo seinen Aufstieg fort.

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Für die Älteren unter uns: Autos der Marke Volvo waren einmal etwas eigentümliche Fahrzeuge, die oft von etwas eigentümlichen, bisweilen sogar schrulligen Menschen gekauft, mehr noch: geliebt wurden. Volvos galten als langlebig, sicher, solide. Als schön eher weniger, nicht einmal als sonderlich aufregend. Etwas für mehr kopfgesteuerte Menschen also, Studienräte zum Beispiel.

Wie es scheint, sind die Zeiten vorbei, zumindest was die Schrulligkeit angeht. Unter dem Designteam mit dem Deutschen Thomas Ingenlath an der Spitze hat die schwedische Marke inzwischen zu einer Form gefunden, die geschmeidige Proportion, unaufdringliche Ästhetik und eine gewisse Noblesse zu einem überzeugenden Ganzen vereint. Das hat gerade schon das große SUV XC90 vorgemacht und die neue Baureihe S90/V90, also Limousine und Kombi, setzt es fort.

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Sozialverträgliche Alternative zur deutschen Konkurrenz

Es fallen hier auf: die besonders formschönen Leuchten hinten und vorn, der konkave Kühlergrill, die klare, gestreckte Linienführung. Sogar der etwas aus der Mode gekommenen Limousine vermag der Volvo neuen Charme zu verleihen. Trotzdem dürfte der Kombi auf dem deutschen Markt der weitaus wichtigste Neunziger bleiben. So oder so: Mit diesem Volvo kann man sich sehen lassen, nicht zuletzt als kennerhafter, sozialverträglicher Alternative zur hierzulande allfälligen Konkurrenz Mercedes E-Klasse, BMW Fünfer oder Audi A6.

Aber der Reihe nach. Der neue Neunziger ist groß, fast fünf Meter lang, mit auffällig gestrecktem Radstand. Entsprechend kommod sitzt man drin, vorn, aber besonders hinten, wo der Knieraum fast schon Superb'sche Dimensionen erreicht. Dahinter wartet beim Kombi ein ausgedehnter Laderaum (550-1526 Liter), der allerdings dem T-Modell der Mercedes E-Klasse (600-1850 Liter) nicht das Wasser reichen kann, um im Bild zu bleiben.

Zeitgemäße Benutzerschnittstelle

Dafür ist das Volvo-Interieur mit seinen warmen Tönen besonders schön gestaltet. Das bedeutet angenehme, sorgsam verarbeitete Materialien und gefällig geformte Details. Knöpfe gibt es nur noch wenige, der Blick fällt stattdessen auf das große Display auf der Mittelkonsole. Der wie ein Tablet funktionierende Touchscreen, serienmäßig ab der mittleren von drei Ausstattungslinien, ist das Herzstück des Infotainment-Systems und funktioniert, abgesehen von einer zu kleinen Schriftgröße, im Großen und Ganzen problemlos. Zusammen mit der digitalen Instrumentenanzeige und dem Head-up-Display verfügt der Fahrer also über eine zeitgemäße Benutzerschnittstelle.

Der Rest gehört heute zur Grundausstattung eines Reisewagens in der Premiumklasse: Bequeme Sitze (Komfort oder Sport), optional mit Massagefunktion oder belüftet, variable Raumausnutzung durch geteilt umlegbare Rücksitzlehnen, viele Ablagen, eine per Fußbewegung elektrisch öffnende Heckklappe, ein Glasdach und solche Sachen eben. Gestern noch bestaunt, heute schon selbstverständlich, die Zeit kennt keine Dankbarkeit - und kein Verweilen.

Das gilt umso mehr für Assistenten und für die passive Sicherheit allgemein. Da schreitet die Entwicklung so rasant fort, dass mit jeder neuen Modellgeneration weitere Funktionen hinzukommen, die dann auch immer zuverlässiger arbeiten. Der S90/V90 markiert den momentanen Entwicklungsstand bei Volvo, wo man Sicherheit noch immer als Kernwert der Marke begreift. Serienmäßig sind: ein Notbremssystem zur Vermeidung von Kollisionen mit anderen Fahrzeugen, Fußgängern, Radfahrern und Wildtieren, aktiv bei Tag und Nacht ab 4 km/h, ein Kreuzungs-Bremsassistent zur Unfallvermeidung beim Linksabbiegen, Insassenschutz beim Abkommen von der Fahrbahn, dazu Stauassistent, aktive Spurhaltehilfe und andere handelsübliche Fahrerprothesen. Komplett neu ist ein Assistent für teilautonomes Fahren bis 130 km/h mit automatischer Steuerung von Gas, Bremse und Lenkung.

Bleibt die Frage, wie sich der neue Volvo fährt. Er ist ein Gleiter, kein Raser, um das vorwegzuschicken, auch wenn die Antriebe mit teilweise satten Leistungswerten beeindrucken.

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Der D5-Diesel ist als Antrieb erste Wahl

Zum Verkaufsstart im Juli (Limousine) und Ende September kann man unter vier Antrieben wählen: Der Turbo-Benzindirekteinspritzer T5 (187 kW/254 PS) kostet als Kombi ab 53 000 Euro, die Limousine ist jeweils etwa 3000 Euro billiger. Ein weiterer Benziner ist der zusätzlich mit Kompressor aufgeladene T6 mit Allradantrieb AWD (235 kW/320 PS; ab 60 600 Euro). Die beiden Selbstzünder sind der D4 (140 kW/190 PS; ab 45 800 Euro) und der D5 AWD (173 kW/235 PS; ab 57 500 Euro) mit einem neuen Luftverdichter, der den Turbo auch bei niederen Drehzahlen zur Arbeit motiviert. Das sorgt für ordentlich Drehmoment untenrum und macht den Diesel zum Antrieb erster Wahl, zumal auch die Achtgang-Automatik bestens harmoniert und die Verbrauchswerte im Rahmen bleiben: 4,9 Liter/100 km gibt Volvo für den D5 an.

Tatsächlich also ein Reisewagen bester Schule - mit einer präzisen, mitteilsamen Lenkung und narrensicherem, verstellbarem Fahrwerk. Wer überlegenen Abrollkomfort sucht, sollte sich freilich nicht für die 20-Zöller entscheiden, und wenn sie noch so schön sind.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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