Die Kabinen schwarze Löcher. Nässe und Feuchtigkeit allgegenwärtig. Kein trockenes Plätzchen, nirgendwo. Die Klappkojen wie Sanitätstragen in ihren Sicherungen an den Bordwänden. Die Pantry vor der Schottwand zum Bug nichts als ein besserer Tauchsieder. Campingtoilette und Waschschüssel ein Witz für elf Mann Besatzung. Die Crew lebt nicht an Bord, sie kämpft. Und zwar rund um die Uhr.
Die Männer des Volvo Ocean Race fighten neun beinharte Etappen lang. Sie leiden am Kap der Guten Hoffnung, sie frieren vor Kap Hoorn, und sie schwitzen auf dem Weg zur Straße von Hormus die Küsten vor Ostafrika hinauf - immer eine Hand am Schiff und einen halben Blick zum Horizont, der Piraten wegen. Bis zu 20 Tage am Stück sind sie auf hoher See, die Crewmänner und ihre Segelmaschinen.
Keine Last, mehr Lust. Ein Profi-Job. "Ich habe am Anfang als Elektriker in den Minen malocht, um mir das Segeln leisten zu können", sagt Chris Nicholson, Skipper der mitfavorisierten Camper. Heute gehört der 42-jährige Australier zu den Topverdienern der Profiszene. Aus der Berufung Segeln ist harte Schicht geworden. Kämpfen, durchhalten, gewinnen. Geld verdienen.
Am vergangenen Samstag ist der Skipper des spanisch-neuseeländischen Teams mit seinen fünf Konkurrenten von der Azzam aus Abu Dhabi (die wegen eines gebrochenen Masts inzwischen zurück in Alicante ist), der Groupama 4 aus Frankreich, der Sanya aus China (ist inzwischen ausgestiegen), der Telefonica aus Spanien und der vom Sportkonzern Puma gesponserten Mar Mostro zum ersten Turn des Volvo Ocean Race 2011/12 in See gestochen.
Start in Alicante, Spanien, Etappenziel nach 6500 Seemeilen in Kapstadt, Südafrika. Voraussichtliche Fahrzeit 20 Tage, planmäßige Ankunft 25. November. Berechnet ist, auf die gesamte Etappenstrecke umgelegt, also ein Tagesschnitt von 325 Seemeilen - ein mörderisches Tempo, für die Rennapparate der Volvo-Open-70-Klasse allerdings ein vergleichsweise ziviler Mittelwert. Beim letzten Volvo Ocean Race 2008/09 stellte die schwedische Ericsson 4 mit 596,6 nautischen Meilen einen neuen 24-Stunden-Weltrekord für Einrumpfboote auf: Das sind, über den Tag gerechnet, durchschnittlich 24,9 Knoten.
Für den Vortrieb der 21,5 Meter langen und maximal 5,7 Meter breiten Karbonrümpfe sorgen bis zu 675 Quadratmeter große Segelflächen: Groß- und Vorsegel mit 175 und 139,9 Quadratmeter, der Spinnaker vor dem Mast hat 500 Quadratmeter. Das komplette Rigg kommt aus dem Windkanal, das stehende Gut ist ebenfalls aus den leichten und extrem stabilen, dafür aber sündhaft teuren Kohlefasern gebacken. Für den 31,5 Meter hohen Mast rechnen die Konstrukteure mit 600.000 Euro.
Das aktuelle Rennen basiert auf der dritten Modifikation des Regelwerks. Das segelfertige Gesamtgewicht wurde auf 14,5 Tonnen erhöht. Wie bei der Vorversion zwei sind aus Sicherheitsgründen auch für die aktuellen Schiffe Kielaufhängungen aus Stahllegierungen zwingend vorgeschrieben.