Süddeutsche Zeitung

VIP-Maschine "Theodor Heuss":Iran kauft ausrangierten Kanzler-Jet

Lesezeit: 1 min

Die Welt verhängt Sanktionen gegen Iran, Deutschland macht weiter Geschäfte: Über Umwege ist der ausrangierte Regierungsjet "Theodor Heuss" in Iran gelandet. Dort freut man sich über den Oldtimer, samt seiner schwarz-rot-goldenen Bemalung. 20 Jahre lang flogen deutsche Politiker mit der Maschine durch die Welt.

Der ausrangierte Kanzler-Jet Theodor Heuss soll an Iran verkauft worden sein. Die VIP-Maschine, mit der 20 Jahre lang deutsche Regierungschefs, Präsidenten und Minister durch die Weltgeschichte reisten, sei in der vergangenen Woche an die Fluggesellschaft Mahan Air ausgeliefert worden, berichtete Spiegel Online.

Der Airbus vom Typ A310 war im Juni von der bundeseigenen Verwertungsgesellschaft Vebeg versteigert worden. Eine osteuropäische Investorengruppe zahlte 3,135 Millionen Euro für den Oldtimer, der anschließend nach Kiew ausgeflogen wurde. Militärische Ausrüstung, etwa Funkanlagen, und Hoheitszeichen wie das Eiserne Kreuz der Bundeswehr oder der Schriftzug "Bundesrepublik Deutschland" wurden entfernt. Durch das schwarzrotgoldene Band auf weißem Grund blieb der Flieger aber weiter als Regierungsjet erkennbar.

Vebeg-Geschäftsführer Uwe Schade weiß nach eigenen Angaben von dem Weiterverkauf nichts. Es sei aber schon zum Zeitpunkt der Versteigerung darüber spekuliert worden, dass die Maschine letztlich in Iran landen könnte, sagte er am Montag. Der Kaufvertrag sei von einer Firma aus dem Steuerparadies Gibraltar unterzeichnet und das Geld aus Deutschland überwiesen worden. Laut Schade lief der Verkauf ordnungsgemäß ab.

Der Bundesregierung dürfte ein Weiterkauf an Iran trotzdem kaum passen. Der Atomstreit mit Teheran spitzt sich wieder zu und Deutschland hat mit Sanktionen gedroht. Von der Mahan Air war am Montag keine Stellungnahme zu erhalten.

Branchenkenner halten einen Weiterverkauf der Kanzler-Maschine an Iran für plausibel. "In der Ecke ist der A310 ein extrem beliebtes Flugzeug", sagte ein Experte der Nachrichtenagentur dpa. Wartung und Reparatur der Maschinen stellten dort also kein Problem dar. Und es seien nur äußerst wenige Exemplare auf dem Markt zu haben. Das Alter der Maschine dürfte dagegen kaum ein Problem sein. Iranische Airlines sind teilweise mit noch älteren Flugzeugen unterwegs.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1196185
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/infu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.