Vespa GTS 300:Der Super-Trick

Mit der neuen GTS 300 will Vespa die Konkurrenz in Schach halten, greift dafür aber der Kundschaft in die Tasche. Die erste Ausfahrt

Ulf Böhringer

Vespa - der Name einer Erfolgsgeschichte auf zwei Rädern. Mehr als 17 Millionen der munteren Motorroller wurden in den vergangenen 62 Jahren gebaut, 145 Variationen begeisterten seither die Welt. Und obwohl in den vergangenen Jahren die Konkurrenz - auch aus dem eigenen Haus namens Piaggio - immer größer wurde, setzt sich Vespa seit Beginn des GT-Zeitalters im Jahr 2003 immer besser in Szene, die Produktion wuchs von 50.000 Exemplaren in 2004 auf 117.000 im vergangenen Jahr.

Vespa GTS 300: Farben-Leere: Die neue GTS 300 Super gibt es nur noch schwarz oder weiß; das viel geliebte Vespa-Rot hat keine Chance.

Farben-Leere: Die neue GTS 300 Super gibt es nur noch schwarz oder weiß; das viel geliebte Vespa-Rot hat keine Chance.

(Foto: Foto: Vespa)

Mit einem beeindruckenden Bumms

Besonders ins Herz geschlossen haben Rollerfahrer hierzulande die GTS 250 - wenigstens 4599 Euro teuer und gegen 400 Euro Zuzahlung auch mit Vorderrad-ABS zu haben. Diese bislang größte und stärkste aller Wespen muss nun ihren Spitzenplatz an die 4899 Euro teure GTS 300 Super abgeben - die Neuerscheinung soll dafür sorgen, dass die Vespa-Erfolgsstory trotz der Aufrüstung der Konkurrenz bei Motortechnik und Marketing nicht abreißt.

Ist man mit der 300er im Stadtverkehr unterwegs, wird schnell klar: Die Super ist super. Das im Vergleich zur GTS 250 geringfügige Hubraumplus von 244 auf 278 Kubikzentimeter lässt zwar nicht die Spitzenleistung, dafür aber das maximale Drehmoment um immerhin rund elf Prozent steigen. Und eben dieser Wert ist verantwortlich dafür, dass die mit Variomatik und Fliehkraftkupplung ausgerüstete GTS 300 Super beim Dreh am Gasgriff einen beeindruckenden Bumms an den Tag legt.

Der Super-Trick

Verstärkt wird der positive Effekt durch die Tatsache, dass die Temperamentsteigerung mit sinkenden Drehzahlen einher geht: Die Maximalleistung von 15,8 kW (22 PS) liegt nun bereits bei 7500 statt bisher 8500 Umdrehungen an, das maximale Drehmoment bei 5000 statt bislang 6500 Touren.

Vespa GTS 300: Nur schwer nachvollziehbar ist, dass das seit jeher viel zu kleine Helmfach unterm Sitz - es fasst nicht einmal einen Jethelm mit Visier - nicht vergrößert wurde.

Nur schwer nachvollziehbar ist, dass das seit jeher viel zu kleine Helmfach unterm Sitz - es fasst nicht einmal einen Jethelm mit Visier - nicht vergrößert wurde.

(Foto: Foto: Vespa)

Noch sparsamer als zuvor?

Dem Trend der Zeit folgend dürfte das mit größter Wahrscheinlichkeit zu einem nochmals günstigeren Benzinverbrauch führen; die 250er kommt bereits mit vergleichsweise geringen 3,9 Liter 100 Kilometer weit. Überprüfbar war diese Annahme im Rahmen der ersten kurzen Testfahrten allerdings noch nicht.

Das Motor-Update ist fraglos auf der gesamten Bandbreite gelungen. Fahrwerkstechnisch ist die sehr handliche GTS ebenfalls ohne Tadel; auch an den Bremsen gibt es nichts zu kritisieren - sieht mal davon ab, dass für die neue GTS 300 weder für Geld noch gute Wort ABS zu haben ist.

Schade aber ist, dass der in dieser Woche in Mailand präsentierte Roller, abgesehen von einem unbedeutenden Mini-Facelift, so manche durchaus berechtige Erwartung nicht erfüllt - so kann nur zwischen schwarzer und weißer Lackierung gewählt werden, das hinreißende Rot der 250er fehlt.

Der Super-Trick

Ärgerlicher ist aber das Schrumpfen der Serienausstattung: Hatte die erste GT, vor mittlerweile fünf Jahren präsentiert, noch einen massiven Gepäckträger aus Alu-Guss und weist die 250er am Heck immerhin noch einen verchromten Klappbügel auf, so ist bei der 300er der vermutlich teure Griff ins Zubehörregal nötig; Preise wurden noch nicht genannt. Und nur schwer nachvollziehbar ist, dass das seit jeher viel zu kleine Helmfach unterm Sitz - es fasst nicht einmal einen Jethelm mit Visier - nicht vergrößert wurde. Vemutlich setzt man bei Piaggio auf Gewinnmaximierung - also darauf, dass Vespisti traditionell auch ein Topcase kaufen.

Vespisti werden trotzdem kaufen

So ist man als im Herzen überzeugter Vespa-Fan am Ende des Tages mit sich uneins. Einerseits herrscht Freude über den neuen Motor - auch wenn seine Entwicklung möglicherweise nur das Ziel hat, den aufkommenden 300ern aus Fernost Paroli bieten zu können. Andererseits ist es ein wenig ärgerlich, dass die Vespa-Serienausstattung Zug um Zug zu Gunsten der Ankurbelung des Zubehörgeschäfts reduziert wird, der Fahrzeugpreis aber gleichzeitig um immerhin 300 Euro steigt.

Man darf gespannt sein, ob die GTS 300 Super die souveräne Spitzenposition der GTS 250 in der deutschen Zulassungshitparade übernehmen kann - denn die gibt es auch in Rot und vor allem mit ABS.

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