Verkehrssicherheit:Der Helm bremst mit

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Sensoren und Kameras erkennen Radfahrer auf der Straße und bremsen bei einem drohenden Unfall. (Foto: Volvo)
  • Volvo hat auf der Technikmesse CES in Las Vegas ein System vorgestellt, das Rad- und Autofahrer in der Cloud verbindet und per GPS ortet. So sollen Unfälle vermieden werden.
  • Steht eine Kollision bevor, warnt das System gleichzeitig Radler und Autofahrer. Reagiert letzterer nicht, bremst der Wagen von alleine ab.

Von Felix Reek

Im Werbevideo von Volvo sieht alles ganz einfach aus. Ein Radfahrer betritt gut gelaunt den Bürgersteig, setzt seinen Helm auf und startet eine App. Auf der Straße gerät er an eine Kreuzung, an der ein Transporter die Sicht einschränkt. Der untere Helmrand beginnt rot zu leuchten und vibriert leicht. Der Radfahrer bleibt stehen und ein Volvo XC90 fährt hinter dem Transporter hervor. Der Fahrer des SUVs sieht den Radler als Warnhinweis auf seiner Windschutzscheibe.

So in etwa soll das neue Warnsystem funktionieren, das Volvo in Zusammenarbeit mit dem Sportartikelhersteller POC und dem Mobilfunkanbieter Ericsson entwickelt hat. Im Zentrum der Technologie stehen vernetzte Helme. Diese verbinden sich per Bluetooth mit einer Sport-App wie Strava auf den Smartphones der Radfahrer. Die App sendet daraufhin permanent via GPS die Positionen der Helme an die Volvo-Cloud. Die Autos des Herstellers wissen so jederzeit, wo sich die Radler befinden und können mögliche Gefahren oder Kollisionen frühzeitig erkennen.

Im Zentrum des neuen Sicherheitssystems steht der Fahrradhelm, der sich per Bluetooth mit einer App auf dem Smartphone verbindet. (Foto: Volvo)

Der Wagen bremst selbstständig

Fußgänger und Radfahrer erkennt Volvos "City Safety System", das unter anderem beim neuen XC90 eingesetzt wird, schon seit 2013. Schert ein Radler plötzlich vor dem Auto aus, erhält dessen Fahrer eine Warnung. Reagiert er nicht, bremst der Wagen selbständig ab. Die Funktion baut auf einen Notbremsassistenten auf, der eine Radareinheit im Kühlergrill und Kameras auf Höhe des Rückspiegels besitzt. Dieser nimmt Objekte wahr, kategorisiert sie und berechnet den Abstand zu ihnen. Erkennen sowohl Radar als auch Kamera einen Fußgänger oder Radfahrer, greift das System ein.

Neu ist nun die Ortung der einzelnen Verkehrsteilnehmer per GPS. Damit sollen laut Klas Bendrik, IT-Chef bei Volvo, tote Winkel eliminiert werden, "um Unfälle noch effektiver zu verhindern". Bei Gefahr eines Unfalls leitet das System eine Notbremsung ein. Denn noch immer sind in Europa bei etwa 50 Prozent aller tödlichen Unfälle von Radfahrern PKWs involviert.

Keine Toten in einem Volvo bis 2020

2010 verkündete das Unternehmen selbstbewusst, dass bis 2020 niemand mehr in einem Volvo verletzt oder getötet würde und streben nach eigener Aussage nach einem unfallfreien Straßenverkehr. Mit der Vernetzung von Rad- und Autofahrern sind die Schweden dieser Vision zumindest einen Schritt näher gekommen. An der grundsätzlichen Schwäche des Systems ändert das aber nichts: Wirklich effektiv wird es erst, wenn alle anderen Auto- und Helmhersteller die Technik übernehmen.

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