Volvo XC40 gegen Audi Q3:Mittelklasse, nur nicht beim Preis

Volvo XC40 gegen Audi Q3: Volvo XC40 (oben) gegen Audi Q3: Welcher Mittelklasse-SUV bietet mehr für den hohen Anschaffungspreis?

Volvo XC40 (oben) gegen Audi Q3: Welcher Mittelklasse-SUV bietet mehr für den hohen Anschaffungspreis?

(Foto: Audi/Volvo)

Der Audi Q3 bietet mehr Fahrdynamik, der Volvo XC40 das elegantere Design. Unser Vergleich der beiden Mittelklasse-SUVs zeigt, ob sich die teure Anschaffung lohnt.

Von Peter Fahrenholz

Wer sich noch an die Autos der 70er- und 80er-Jahre erinnert, dem fallen auch die tiefergelegten Opel Manta und Ford Capri ein. Tiefergelegt, am besten natürlich in Verbindung mit breiteren Reifen und einem röhrenden Auspuff, galt damals bei einer bestimmten Sorte zumeist jüngerer Fahrer als ziemlich angesagt. Es hat das Gefühl vermittelt, statt in einem biederen Mittelklassewagen, den man sich leisten konnte, in einem Sportwagen zu sitzen, den man sich niemals hätte leisten können. Heute ist tiefer gelegt, außer bei der Sportwagenfraktion, völlig out, heute will man höhergelegt fahren. SUVs und Crossover-Modelle quer durch alle Fahrzeugklassen verkaufen sich glänzend, längst sind die Hochdach-Varianten auch im Segment der Kompaktwagen angekommen.

Diese Fahrzeugklasse ist besonders umkämpft, hier haben nicht nur nahezu sämtliche europäischen und asiatischen Hersteller Fahrzeuge im Angebot, auch die Premium-Marken liefern sich einen harten Wettbewerb. Und der läuft nicht über den Preis (wovon noch die Rede sein wird), sondern sehr stark über Ausstattung, technischen Finessen und das Image der jeweiligen Marke. Da kann ein Modell, dass schon einige Jahre auf dem Markt ist, schnell altbacken wirken, wenn die Konkurrenz die nächste Generation präsentiert.

Die SZ hat deshalb zwei aktuelle Kompakt-SUVs als Benziner getestet: den Volvo XC40 T4 mit 190 PS (der T5 mit 247 PS stand leider nicht zur Verfügung) und den Audi Q3 in der stärksten Motorvariante mit 230 PS. Warum der Wagen die umständliche Typenbezeichnung "S-line 45 TFSI quattro S tronic" trägt, müsste man in Ingolstadt vielleicht mal überdenken.

Volvo hat sich erst relativ spät ins Segment der Kompakt-SUVs begeben. Der XC40 wurde im Herbst 2017 präsentiert und hat sich seit seiner Markteinführung Anfang 2018 als Erfolgsmodell etabliert. Vom Start weg erreichte der kleine SUV mit mehr als 6800 Exemplaren einen Anteil von 15 Prozent am Volvo-Absatz. Zum Erfolg beigetragen hat sicherlich, dass der XC40 von einer Jury aus Autojournalisten zum "Car of the Year" gewählt worden ist. Ebenfalls im vergangenen Jahr hat Audi die zweite Generation des Q3 auf den Markt gebracht. Und wieder einmal ist der Neue gegenüber seinem Vorgänger ein gutes Stück größer geworden. Der Q3 ist jetzt mit 4,48 Meter um zehn Zentimeter gewachsen. Das kommt vor allem den Passagieren im Fond zugute, die nun deutlich bequemer sitzen. Im sechs Zentimeter kürzeren Volvo geht es hinten doch ein Stück enger zu. Auch beim Ladevolumen profitiert der Audi von den zusätzlichen Zentimetern. Sein Kofferraum schluckt 530 Liter (und bis zu 1525 Liter bei umgeklappten Rücksitzen), beim Volvo sind es 460 bis 1136 Liter.

Wer einen Kompaktwagen mit einer Motorleistung jenseits der 150 PS kauft, braucht sich über ausreichende Leistung eigentlich keine Gedanken machen. Aber das relativiert sich ein Stück weit, wenn man das hohe Gewicht solcher SUVs in Rechnung stellt. Der Q3 hat ein Leergewicht von 1620 Kilo, der XC40 bringt es sogar auf 1722 Kilo. Ein vergleichbarer VW Golf wiegt selbst als Kombi nur knapp über 1300 Kilo.

Merkt man das? Ja und nein. Natürlich bieten die 190 PS des Volvo genug Leistung, die Gedenksekunde des Automatikgetriebes beim Beschleunigen ist allerdings störend. Zudem macht sich beim kräftigen Tritt auf das Gaspedal das Gewicht bemerkbar, und man vermisst das höhere Drehmoment eines Dieselmotors. Der um 40 PS stärkere Audi ist insgesamt spritziger und bietet mehr Fahrdynamik, vor allem wenn man von den fünf zur Verfügung stehenden Fahrmodi die Stufe "dynamic" wählt.

Nun wird ein SUV aber nur selten von Leuten gekauft, für die ein möglichst fahraktives, sportliches Auto die oberste Priorität hat. Im Vordergrund stehen in der Regel Bequemlichkeit, Übersichtlichkeit, Platzangebot und ein subjektiv größeres Sicherheitsgefühl. Und im teuren Premium-Segment spielt natürlich auch eine Rolle, was man unter dem Begriff Wertigkeit zusammenfassen kann. Hier vermag der Volvo zu punkten, der mit seinem eleganten Design aus dem SUV-Einerlei heraussticht. Das gilt vor allem für das Interieur. Die Materialien und die klare, durchdachte Formensprache vermitteln einen hohen Wohlfühlfaktor. Das Audi-Cockpit mit seinen vielen Kanten und Knicken wirkt deutlich weniger einladend.

Bleibt der Preis. Das Topmodell des Q3 beginnt bei 46 300 Euro, der SZ-Testwagen mit allerlei Sonderausstattung bringt es auf 64 875 Euro. Der XC40 mit 190 PS in der mittleren Ausstattungsversion kostet ab 38 350 Euro, die Zusatzausstattung des Testwagens treibt den Preis auf 52 000 Euro. Auch der XC40 lässt sich mit noch stärkerem Motor und höherer Ausstattungslinie locker über die Marke von 60 000 Euro treiben. Zu viel für Autos aus der Kompaktklasse.

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