Mobilität:Was das Verbrenner-Verbot bedeutet

Mobilität: Rauchzeichen: Voraussichtlich dürfen Neuwagen mit Verbrenner ab 2035 in Europa nicht mehr verkauft werden.

Rauchzeichen: Voraussichtlich dürfen Neuwagen mit Verbrenner ab 2035 in Europa nicht mehr verkauft werden.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Das EU-Parlament will von 2035 an Neuwagen mit Otto- und Dieselmotoren verbieten. Das hat Folgen für die Autokäufer.

Von Joachim Becker

Wenn es nach dem Willen des EU-Parlaments geht, sollen von 2035 an keine Neuwagen mit Verbrennungsmotoren in Europa mehr zugelassen werden - auch dann nicht, wenn die Benziner oder Diesel mit synthetischem Kraftstoff betrieben werden. Sogenannte E-Fuels basieren auf Öko-Strom, mit dem Wasserstoff erzeugt und Kohlenstoff beispielsweise aus der Luft abgeschieden wird. Der daraus produzierte Sprit ist in der Gesamtbilanz zwar CO2-neutral, aber eben nicht am Auspuff.

Es ist ein Abschied auf Raten: Bis 2030 müssen die Autohersteller den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotten um 55 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 senken, fünf Jahre später soll die Minderung laut EU-Parlament 100 Prozent betragen. Momentan erscheint es aber unsicher, ob der Ministerrat dem Vorhaben mit der nötigen Mehrheit zustimmt.

Bereits zugelassene Autos sind vom geplanten Verbrenner-Verbot im Jahr 2035 nicht direkt betroffen. Voraussichtlich wird es dann in Deutschland noch mehr als 30 Millionen Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb geben. Billiger wird das Autofahren mit diesen Youngtimern aber nicht. "Auch beim Benziner wird es dann mit den Restwerten bergab gehen - ähnlich wie beim Diesel in den vergangenen Jahren", prognostiziert Marktexperte Ferdinand Dudenhöffer. Sinkende Gebrauchtwagenpreise bedeuten im Umkehrschluss steigende Leasingraten bei Neufahrzeugen. Gleichzeitig werden die CO2-Steuern und damit die Spritpreise kontinuierlich zulegen.

"Auch die Ersatzteilkosten werden in der Auslaufphase des Verbrenners steigen", so Dudenhöffer. Weil die Verschleißteile nur noch in kleinerem Volumen gebaut werden, steigen die Preise. "Bei Chips für das Motormanagement oder Getriebe dürfte es ähnlich aussehen. Es wird so ein bisschen wie bei Oldtimern sein. Die Ersatzteilepreise werden den Kunden weglaufen", so Dudenhöffer. Verbrennermodelle werden also kontinuierlich über den Preis aus dem Markt gedrängt - oder als Liebhaberfahrzeuge aufwendig gewartet.

Genau gegensätzlich könnten sich die Kosten für Elektroautos entwickeln. Ferdinand Dudenhöffer erwartet, dass entsprechende Neuwagen von 2030 an auf jeden Fall preisgünstiger sein werden als gleichwertige Benziner. Zahlreiche neue Zellfabriken und neue Batterie-Technologien sollen nach 2025 eine weitere Kostensenkung bringen. Elektroautos werden spätestens dann - unter Berücksichtigung der Wartungskosten - deutlich günstiger sein als Benziner.

Der Verbrenner steht zudem durch die kommende Abgasnorm EU-7 unter Druck: Weil die Emissionen beim Kaltstart weiter reduziert werden sollen, brauchen alle neuen Benziner und Diesel voraussichtlich von 2025 an einen Heizkatalysator. Dafür ist ein 48-Volt-Bordnetz mit einer leistungsfähigen Extra-Batterie nötig, was Neuwagen-Kunden laut Renault-Chef Luca de Meo mindestens 1000 Euro zusätzlich kostet.

Ob Wasserstoff-Pkw angesichts der Fortschritte von reinen Batteriefahrzeugen in Zukunft mehr als eine Marktnische sein werden, ist die große Frage. Die Kosten der nachhaltigen Wasserstoff-Erzeugung sind hoch und die Brennstoffzellen im Fahrzeug sind lange nicht so effizient wie die Kombination von Batterie und Elektromotor.

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