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Verbrauchstest Audi A6 2.0 TDI Ultra:Anspruch und Wirklichkeit

Lesezeit: 2 min

In 25 Jahren hat Audi rund 7,5 Millionen Autos mit TDI-Motoren produziert. Das Anhängsel "Ultra" bekommen nur die effizientesten Modelle einer Baureihe, wie etwa der A6 2.0 TDI. Der ist aber leider nicht so sparsam, wie es der Hersteller gerne hätte.

Von Joachim Becker

Vorsprung durch Technik, das ist leichter gesagt als getan. Schon seit den 1980er-Jahren ringen BMW und Audi um die Krone bei den sportlichen Dieselmodellen. Die Münchner hatten 1983 vorgelegt und mit dem 524td den ersten Turbodiesel mit Dynamikanspruch vorgestellt. Damals war das für viele Fans der weißblauen Marke schwer vorstellbar. Sechs Jahre später gelang Audi der entscheidende Schritt über das Wirbelkammer-Ansaugprinzip hinaus. Im Herbst 1989 präsentierten die Ingolstädter den ersten Audi 100 mit einem 2.5 TDI an Bord - ein Turbodieselmotor mit Direkteinspritzung und vollelektronischer Regelung. Seither ist die Abkürzung TDI zum Zeichen des Erfolges geworden: In 25 Jahren hat Audi rund 7,5 Millionen Autos mit TDI-Motoren produziert. "Der TDI ist heute die erfolgreichste Effizienztechnologie der Welt. Er hat entscheidend zum Aufstieg unserer Marke ins Premiumsegment beigetragen", sagt Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg.

Es stimmt schon, dass den deutschen Herstellern so schnell keiner etwas bei Turbodieselmotoren mit Direkteinspritzung vormacht. In 25 Jahren hat der TDI - bezogen auf den Hubraum - mehr als 100 Prozent Leistung und Drehmoment zugelegt, während in derselben Zeit sein Schadstoffausstoß um 98 Prozent gesunken ist. Audi will die CO₂-Emissionen der Neuwagenflotte bis 2016 im Vergleich zu 2008 noch einmal um ein Viertel senken. Aber auch BMW und Mercedes haben dem Diesel inzwischen nicht nur Manieren beigebracht, sondern seinen Durst auch immer weiter verringert. "Die großen CO₂-Einsparpotenziale mit bis zu 10 Gramm sind heute nicht mehr möglich, heute erarbeiten wir Maßnahmen in Schritten von 0,2 Gramm", gibt Ulrich Weiß, Leiter der Dieselentwicklung bei Audi, zu.

Konstant über sieben Liter

Unter dem Namen Ultra zeichnet man dort das jeweils effizienteste Modell einer Baureihe aus. So arbeitet in dem A6 Avant 2.0 TDI Ultra, den wir ausgiebig testen konnten, der 190-PS-Turbodiesel. Der beschleunigt den Mittelklassewagen in Kombination mit der S-Tronic in 8,2 Sekunden von null auf 100 km/h. Im Alltag ist das absolut ausreichend, denn die Gänge sind dank der cleveren Automatik stets gut sortiert, womit jederzeit genügend Kraft für ein Überholmanöver bereitsteht. Trotzdem soll sich der Ultra-Sparer mit 4,5 Liter/100 km begnügen. Mit der S-Tronic (Aufpreis 2250 Euro) soll es sogar noch etwas weniger sein. Der CO₂-Wert liegt mit 114 g/km auf dem Niveau moderner Kompaktautos und kommt den EU-Emissionszielen für 2021 schon erstaunlich nahe. Brauchen wir also wirklich eine umfangreiche Elektrifizierung, wenn die Überarbeitung der TDI-Triebwerke schon solche Resultate bringt? Zutaten wie eine längere Getriebeübersetzung in den oberen Gängen und eine Start-Stopp-Automatik erleichtern das Knausern auch im Alltag.

Selbst wenn der Selbstzünder als Stationärmotor im besten Kennfeld sagenhafte Verbrauchswerte erreichen kann, so ist das dynamische Auf und Ab im Straßenverkehr ein natürlicher Feind aller Sparanstrengungen. Bei jedem Brems- und Beschleunigungsmanöver macht sich die nicht unerhebliche Masse des A6 Ultra bemerkbar. So sind wir längst nicht auf den angegebenen Verbrauchswert gekommen. Wird der A6 Avant Ultra zügig bewegt, kratzt er an der Zehnlitermarke. Selbst mit extrem vorsichtigem Gasfuß lag der Spritkonsum laut Bordcomputer immer über sechs Liter auf 100 Kilometer. Auf der gleichmäßig gefahrenen Verbrauchsrunde von zirka 200 Kilometer gönnte sich der Wagen im Schnitt 7,3 Liter. Das ist für den komfortablen Gleiter ein respektabler Wert, aber eben keine Revolution, wie Audi mit großen Aufklebern und viel Werberummel verspricht.

Audi A6 Ultra 2.0 TDI Avant S-Tronic, Reihenvierzylinder-Diesel: 140 kW (190 PS); max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750-3000/min; Leergewicht: 1660 kg; Kofferraum: 530-995 l; 0-100 km/h: 8,2 s; Vmax: 232 km/h; Testverbrauch: 7,3 l (lt. Werk: 4,4 l; CO₂: 114 g/km); Euro 6; Grundpreis: 44 500 Euro.

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Quelle:
SZ vom 19.07.2014
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