Van im Autotest:Der Ford Galaxy ist besser als jedes SUV

Genug Raum für sieben, variabel hoch drei und agil ist er auch: Der Van hält eindrucksvoll, was andere Familienautos nur versprechen.

Test von Felix Reek

Mann, ist der dick Mann. Dieser Werbespruch fällt einem sofort ein, wenn man zum ersten Mal vor dem Ford Galaxy steht. Fast fünf Meter ist er lang, über zwei Meter breit. Und verdammt hoch (1,75 Meter). Vor 20 Jahren wäre der Großraumfrachter noch der Traum jeder Familie gewesen. Serienmäßig gibt es sieben Sitze, zumindest auf fünf davon können die Insassen bequem Platz nehmen. Stauraum ist im Innenraum vorhanden wie in kaum einem anderen Auto. Doch heute ist der Ford Galaxy ein Exot. In der Klasse der mittelgroßen Vans sind nicht mehr viele Modelle übrig geblieben. Autokäufer sehnen sich heute nach dem urbanen Offroad-Feeling. Das SUV hat den Minivan als Familienkutsche abgelöst.

Dabei hält nur der Galaxy, was die Pseudo-Geländewagen versprechen. Schon beim ersten Testsitzen auf der Fahrerseite macht sich ein Gefühl von Weite bemerkbar. Das liegt zum einen an der riesigen Frontscheibe, zum anderen an den breiten Seitenfenstern. Selbst zwischen den A-Säulen und den vorderen Türen sitzt ein Glaselement, das zudem die Rundumsicht verbessert und über das sich selbst mancher Kleinwagen freuen würde. Die Kopffreiheit ist so hoch, dass man hier auch mit Hut sitzen könnte. Wird der Galaxy mit Glasdach ausgeliefert, hat das sogar ein wenig Wintergarten-Atmosphäre.

Platz auf allen sieben Sitzen

Natürlich ist dieses Raumgefühl auf den beiden vorderen Sitzen am eindrucksvollsten. Doch auch in Reihe zwei sitzen drei Menschen bequem. Was daran liegt, dass sich jeder der Plätze separat um bis zu zwanzig Zentimeter vor und zurück schieben lässt. Durch einen Handgriff klappen sie zudem nach vorne, um den Einstieg zu den beiden Sitzen in Reihe drei zu erleichtern. Die sind deutlich enger dimensioniert, doch selbst hier halten es zwei Erwachsene eine Zeit lang aus.

Sind alle Sitze aufgerichtet, schmilzt der Laderaum dahin. 300 Liter sind es dann noch. Das ist ausreichend, allerdings nicht, wenn man tatsächlich mit sieben Personen unterwegs ist. Seine Raumstärken spielt der Ford Galaxy erst aus, wenn weniger Menschen in ihm sitzen. Per Knopfdruck lassen sich die beiden hinteren Sitzreihen umklappen - gesetzt den Fall, vorher wurde das Gepäckraumrollo entfernt. Sonst klatschen die hintersten Sitze nur laut gegen die Querstange im Kofferraum. Liegen alle Sitze flach im Boden versenkt, ergibt sich eine riesige Ladefläche und ein maximales Ladevolumen von 2339 Litern. So lässt sich selbst ein Kühlschrank mühelos transportieren.

Kein Auto für's Herz

Die grenzenlose Weite hat natürlich auch ihre Nachteile. Bei einer Kofferraumgröße von 1200 Litern in der Standard-Konfiguration mit fünf Sitzen geht ohne Spanngurtbefestigung nichts. Sonst rutscht der Familieneinkauf bei der Fahrt permanent von einer Seite auf die andere. Und ein Herzensauto wird der Galaxy wohl auch nie werden. Der bei der britischen Sportwagenmarke entliehene Kühlergrill mag zwar "Aston Martin!" brüllen, der Rest des Designs ist Familientristesse. Funktioniert das beim kleineren und sportlicheren Bruder S-Max noch leidlich, so ist der Ford Galaxy einfach zu unförmig, um so etwas wie automobile Leidenschaft aufkommen zu lassen.

Aber auf die inneren Werte kommt es schließlich an. Wer einmal im Menü des Galaxys die Fahrdynamikeinstellung entdeckt und von "Komfort" auf "Normal" oder "Sport" wechselt, merkt, wie agil so ein großes Auto sein kann. Mit 180 PS im Testwagen mit Zweiliter-Diesel-Aggregat ist der Galaxy sportlich motorisiert. Die adaptive Lenkung unterstützt dieses Fahrgefühl, indem sie sich an die Geschwindigkeit anpasst. Auf der Autobahn reagiert sie eher entspannt auf Befehle und unterstützt damit den Geradeauslauf. Auf der Landstraße spricht sie präziser an, in der Stadt agiert sie besonders direkt. Da merkt man, dass der Galaxy inzwischen auf dem wendigen Mondeo basiert.

Schöne neue Autowelt

Von dem ist auch der Innenraum inspiriert. Das Knöpfe-Wirrwarr hat endlich ein Ende, stattdessen werden die meisten Funktionen per Sprachbefehl gesteuert. Der Galaxy kommt damit in der dritten Generation endgültig in der automobilen Zukunft an. Dazu zählen auch diverse Assistenzsysteme, die das Leben auf der Straße erleichtern. Anfahren am Berg? Der Galaxy bremst für 2,5 Sekunden, damit der Fuß von der Bremse auf das Gas wechseln kann. Weite Strecken auf der Autobahn? Der Tempomat hält nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch den Abstand zum Vordermann. Fußgänger und Radfahrer, die plötzlich auftauchen? Kameras an der Front zeichnen den Verkehr auf und bilden ihn auf dem Display der Mittelkonsole ab. Parken in der Stadt? Der Assistent erkennt ausreichend große Lücken und steuerte den Minivan hinein. Der Fahrer muss nur noch Gas geben und bremsen.

Das Problem dieser Technik: In den unteren Ausstattungslinien ist davon nichts enthalten. Wer in den Genuss der Innovationen der schönen neuen Autowelt kommen will, muss tief in die Tasche greifen. Etwa 40 000 Euro kostet die 180-PS-Version in der "Titanium"-Linie, in der alle diese Errungenschaften enthalten sind - fast 3000 Euro mehr als mit der "Trend"-Basisausstattung. Deren Käufer müssen mit dem Galaxy in seiner Reinform Vorlieb nehmen. Der mag zwar kein Auto sein, mit dem man beim Männerabend angeben oder zumindest theoretisch durchs Gelände pflügen kann. Aber er erfüllt all das, was SUVs nur versprechen: maximale Variabilität und viel, viel Platz.

Technische Daten Ford Galaxy 2,0 l TDCi:

R4-Dieselmotor mit 2,0 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 132 kW (180 PS); max. Drehmoment: 400 Nm bei 2000 - 2500/min; Leergewicht: 1756 kg; Kofferraum: 300 - 2339 l; 0 - 100 km/h: 9,7 s; Vmax: 208 km/h; Testverbrauch: 8,5 l / 100 km (lt. Werk: 5,0 - 5,1 l / 100 km; CO₂-Ausstoß: 129 - 132 g/km); Euro 6; Grundpreis: 37 360 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

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