USA:Obama verordnet Autoindustrie radikale Zäsur

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US-Präsident Obama will die Autoabgase radikal reduzieren. Dazu werden die Vorschriften für den Benzinverbrauch so stark wie nie zuvor verschärft - ein Wendepunkt für Amerikas Autowelt.

Sein Land soll und muss radikal weniger Benzin verbrauchen: US-Präsident Barack Obama legt heute seine Vorschläge zur drastischen Reduzierung der Autoabgase vor. Als Vorbild dienen die Umweltauflagen, die Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger bereits seit 2002 ausarbeiten ließ. Die Folge: Die Vorschriften für den Benzinverbrauch würden so stark wie nie zuvor verschärft, so ein hochrangiger Regierungsvertreter.

Ab 2016 sollen die verschärften Vorschriften gelten, die das Weiße Haus heute vorlegt. (Foto: Foto: Axel Koester/The New York Times)

Demnach müssen Neu-Fahrzeuge in den USA ab den Jahren 2012 bis 2016 mit einer Gallone Benzin zehn Meilen weiter kommen als bisher. Das hätte zur Folge, dass die Abgase damit automatisch um mehr als 30 Prozent gesenkt würden, sagte ein Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. "Alle Autos werden sauberer."

Neue Pkw müssten demnach bis spätestens 2016 mit einer Gallone (knapp 3,8 Liter) Benzin im Schnitt 35,5 Meilen (rund 57 Kilometer) weit fahren können - zehn Meilen weiter als bislang.

Der durchschnittliche Benzinverbrauch pro 100 Kilometer würde damit von derzeit 9,2 Liter um knapp 30 Prozent auf rund 6,6 Liter sinken. Bisherige US-Gesetze sehen lediglich vor, einen vergleichbaren Wert bis 2020 zu erreichen. Obamas Vorstoß würde dies also deutlich beschleunigen.

Die neuen Regeln würde den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) auf etwa 150 von derzeit rund 210 Gramm pro Kilometer begrenzen. In der EU müssen Hersteller die Emissionen bis 2015 auf 120 von derzeit knapp 160 Gramm im Flottendurchschnitt senken. Bis 2020 sind die Autobauer in der EU gar auf einen maximalen Ausstoß von 95 Gramm verpflichtet.

Der Plan wird Industrievertretern zufolge von großen Autokonzernen wie General Motors oder Toyota unterstützt. Die verschärften Vorschriften, die das Weiße Haus heute vorstellt, sollen ab 2016 umfassend umgesetzt sein. Die ersten Verbesserungsmaßnahmen sollen ab 2012 einsetzen.

Das Vorhaben bleibt aber hinter den strengeren CO2-Grenzwerten in der EU zurück. Den meisten europäischen Herstellern dürfte die Einhaltung der neuen Grenzwerte damit leicht fallen - viele ihrer Modelle erfüllen die neuen Richtlinien bereits.

Die angeschlagenen US-Hersteller Ford, Chrysler und GM haben die Umstellung auf sparsamere Autos ohnehin zum Kern ihrer Sanierungspläne gemacht. GM-Chef Fritz Henderson begrüßte deshalb bereits Obamas Vorstoß. Alle Hersteller würden von mehr Planungssicherheit profitieren, sagte er.

Nach Einschätzung von Branchenexperten stellen die neuen Vorschriften keine große Hürde für die Autobranche dar - vor allem nicht für europäische Hersteller. "Die Werte sind leicht zu erreichen, entsprechende Fahrzeuge sind bereits vorhanden", sagte Ulrich Winzen vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Polk Germany. "Die 'Detroit Three' müssen zwar noch etwas nachlegen, aber mit den neuen Partnern dürfte auch dies kein Problem ein." Chrysler hat bereits zur Sanierung eine Kooperation mit Fiat beschlossen. Auch GM und Ford greifen bereits auf ihre europäischen Modelle zurück.

Ziel sei es, den Schadstoffausstoß durch neue Autos und Kleinlastwagen bis 2016 um 30 Prozent zu senken und damit knapp zwei Milliarden Barrel Öl zu sparen. Der Ausstoß von CO2 soll um 900 Millionen Tonnen reduziert werden. Mit den neuen Vorschriften orientiert sich Obama an den Umweltauflagen Kaliforniens und legt so auch einen Streit zwischen dem Sonnenstaat und der Regierung in Washington bei.

Kalifornien unterstütze den Vorschlag und werde dem nationalen Standard den Vortritt lassen, hieß es in Kreisen. Kalifornien wollte der Autobranche bereits in der Vergangenheit strengere Grenzwerte vorschreiben, was die Bush-Regierung nicht zuließ.

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