Unterwegs im neuen Quattroporte:Maserati zeigt Flagge

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Kostet mindestens 123.000 Euro: der Maserati Quattroporte GTS.

(Foto: Maserati)

Der neue Quattroporte muss sich nicht mehr mit einem Auge nach unten orientieren. Er kann endlich wieder er selbst sein: eine große Luxuslimousine, Maseratis Flaggschiff. Erstmals verbauen die Italiener auch einen Sechszylinder. Ist der V8 da noch nötig? Eine Ausfahrt.

Von Sascha Gorhau

Die vergangene Woche war die Woche der Flaggschiffe: BMW veröffentlichte erste Zeichnungen einer möglichen Coupé-Version des Siebeners, Mercedes präsentierte noch am selben Abend seine neue S-Klasse der Weltöffentlichkeit. Beide Autobauer bezeichnen ihre Luxusmodelle als Aushängeschilder der Konzerne. Sie repräsentieren das technisch momentan Machbare im Haus und verleihen den Brot-und-Butter-Modellen Glanz.

Auch Maserati hat sein Flaggschiff, den Quattroporte. Kein anderes Modell verkörpert die Glaubensgrundsätze der italienischen Edelmarke so wie die viertürige Sportlimousine: V-8-Motor aus dem Hause Ferrari, Heckantrieb und italienische Stilsicherheit in den Bereichen Aussehen und Auftritt. Mit zwei dieser Grundfesten bricht Maserati nun. Den Quattroporte der sechsten Generation gibt es optional mit Allradantrieb, auch ein Sechszylinder ist erhältlich.

Der Sechszylinder kommt immer näher

Was Maserati-Puristen ärgern dürfte: Der Allrad-V6 liefert mit 410 PS vergleichbare Fahrleistungen wie der Achtzylinder mit 530 PS. Sein Plus an Traktion sorgt für eine Beschleunigung auf 100 km/h in 4,9 Sekunden - der heckgetriebene V8 ist nur 0,2 Sekunden schneller. In der Höchstgeschwindigkeit übertrifft dieser den Sechszylinder schon deutlicher (307 km/h zu 283 km/h). Doch ist das in der automobilen Gegenwart mit rigiden Lärm- und Umweltschutzbestimmungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen wirklich ein Argument? Eher nicht.

Das Design des Quattroporte ist wie bei seinen Vorgängern sehr gelungen. Der sportliche Viertürer weist noch immer die klassischen Merkmale auf, die richtungsweisend für Autos wie den Mercedes CLS oder den Porsche Panamera wurden: eine lange Motorhaube, die flache Silhouette, rahmenlose Türen. Die seitlichen Luftöffnungen in Kiemenoptik oder der riesige Kühlergrill mit dem Firmenlogo in der Form eines Dreizacks übernehmen Elemente der vorherigen Quattroporte-Generationen.

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Länger als eine Mercedes S-Klasse: der Maserati Quattroporte GTS.

(Foto: Maserati)

Die Länge von 5,26 Metern sorgt in Kombination mit der Optik für eine noch auffälligere Erscheinung auf der Straße, der Radstand von 3,17 Metern für viel Platz im Innenraum. Um die Dimensionen des neuen Quattroporte zu verdeutlichen: Diese Werte übersteigen die jeweiligen Maße der jüngst vorgestellten S-Klasse von Mercedes.

V-8-Röhren auf Knopfdruck

Der lange Radstand sorgt auch für die große Reisetauglichkeit der italienischen Limousine - trotz des sportlichen Anspruchs. Gerade bei Autobahntempo ist die Spurtreue und die Laufruhe enorm. Der Klang des Quattroporte ist das übrigens auch - wenn der Fahrer will. Per Knopfdruck kann er den sogenannten "Sound Tank" steuern. Der "Sound Tank" ist gewissermaßen die Regelungsanlage für die Lautstärke im Innenraum. Im Sportmodus röhrt der Achtzylinder des Testwagens deutlich vernehmbar den Insassen um die Ohren, ansonsten ist der Innenraum leise und reisetauglich.

Der Top-V-8 im Testwagen mag aus rationaler Sicht gegenüber dem konkurrenzfähigen Sechszylinder ins Hintertreffen geraten sein, vom Fahrverhalten her bietet er nach wie vor den Geist der Marke in Reinkultur. In seiner höchsten Evolutionsstufe mit 530 PS ist er der stärkste Serien-Quattroporte aller Zeiten, bietet zudem 710 Newtonmeter Drehmoment. Die Fahrleistungen sind entsprechend und auch der Verbrauch. 10,5 Liter gibt Maserati als Durchschnitt an. In der Realität sind es weit mehr, bei entschlossener Leistungsabfrage fast das Doppelte.

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Schöner Innenraum mit Schwächen: der Maserati Quattroporte GTS.

(Foto: Maserati)

Ärgerlich, dass der Testwagen trotz eines Preises von 136.260 Euro (Grundpreis: 123.000 Euro) noch immer über Schwächen verfügt. Ein zeitgemäßer Bildschirm als zentrales Steuerungselement in der Mittelkonsole beispielsweise ist in dieser Preis- und Fahrzeugklasse Standard. Doch wenn ein ungeeigneter Einbauwinkel und die schwache Beleuchtung bei Tageslicht dafür sorgen, dass der Monitor sehr schlecht ablesbar ist, dann ist das schlampig gelöst. Schade, denn ansonsten zeigt sich der Innenraum luxuriös, gut verarbeitet und mit hochwertigen Materialien ausgestattet.

Doch auch das ist streng genommen Standard in der Luxusklasse. Denn mit dem neuen Quattroporte ist Maserati dort endgültig angekommen und konkurriert eindeutig mit der S-Klasse von Mercedes, dem A8 von Audi oder dem Siebener aus dem Hause BMW. Eine Klasse darunter positionieren die Italiener noch in diesem Jahr den Ghibli. Der wird auch als Diesel erhältlich sein - auch das ein Novum in der Geschichte von Maserati. Das Flaggschiff ist aber nach wie vor der Quattroporte. Vielleicht auch bald mit einem optionalen Diesel im Bug.

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