Überarbeiteter Porsche Panamera:Zehn auf einen Streich

Porsche hat alle Varianten des Panamera überarbeitet - und eine wichtige hinzugefügt, den Plug-in-Hybrid. Er vermittelt schon sehr konkret eine Ahnung von zukünftigen Hochleistungsautos.

Von Jörg Reichle

Porsche, Porsche Panamera, Plug-In-Hybrid

Der Porsche Panamera kostet als Plug-in-Hybrid mindestens 110.409 Euro

(Foto: WGO)

Nein, eine wirkliche Schönheit ist der Panamera auch nach seiner Überarbeitung nicht geworden. Und wer gehofft hatte, die Formensprache der allseits beklatschten Studie Sport Turismo von 2012 hätte sich sichtbar niedergeschlagen, wird womöglich enttäuscht sein.

Dennoch hat die neue Modellgeneration optisch gewonnen - vorne vor allem, wo jetzt größere Lufteinlässe und straffere Linien die bisherige Stumpfnasigkeit vergessen lassen. Die neu gestalteten LED-Scheinwerfer, die sich von der serienmäßigen Bi-Xenon-Variante grundlegend unterscheiden, produzieren das Fahrlicht direkt von zwei übereinander angeordneten LED-Einheiten, Tagfahrleuchten und Blinker hat man jetzt ins Bugteil ausgelagert. Feinarbeit leisteten die Designer auch anderweitig: Der bislang etwas plumpen Flanke rückte man mit einem schärfer gezeichneten Schweller zu Leibe und das Heck profitiert jetzt von einer neuen Klappe mit breiterer Scheibe, dem nach unten gewanderten Kennzeichen und einem neu ausgeformten Stoßfänger mit deutlicher Taillierung. Verschwunden ist, glücklicherweise, auch die horizontale Chromleiste.

Zehn Überarbeitungen gleichzeitig

Sämtliche Panamera-Varianten, inzwischen sind es zehn, hat man in Zuffenhausen übrigens gleichzeitig überarbeitet. Schließlich steht die Sportlimousine schon 2015 zum Modellwechsel an, da blieb für die gewohnte Salamitaktik keine Zeit mehr. Es stehen also zur Wahl: der einfache Panamera (3,6-Liter-V6, 310 PS, ab 83.277 Euro), Panamera 4 (Allradantrieb, ab 88.513 Euro), Panamera Diesel (3,0-Liter-V6-Turbodiesel, 250 PS, ab 81.849 Euro), Panamera S (3,0-Liter-V6-Biturbo, 420 PS, ab 101.841 Euro), Panamera 4S (Allradantrieb, ab 107.196 Euro), Panamera GTS (4,8-Liter-V8, 440 PS, ab 121.595 Euro) und Panamera Turbo (4,8-Liter-Biturbo-V8, 520 PS, ab 145.990 Euro).

Ganz neu im Programm ist eine Langversion namens Exekutive mit 15 Zentimeter mehr Radstand, die als 4S (132.662 Euro) oder als Turbo (163.364 Euro) angeboten wird. Und vor allem: der Panamera S E-Hybrid, ein Parallel-Vollhybrid mit Plug-inTechnik, 3,0-Liter-V6-Kompressor und Synchron-Elektromaschine (416 PS, ab 110.409 Euro).

Fahrwerk wurde spürbar besser

Mag der Panamera optisch von Anfang an umstritten gewesen sein, seine sonstige Exzellenz war es nicht. Daran hat sich natürlich nichts geändert, im Gegenteil. So hat man - auch hier also hält Downsizing Einzug - den bisherigen 4,8-Liter-V8 im Panamera S und 4S jetzt durch einen neuen Dreiliter-V6-Biturbo ersetzt. Der leistet zwar 20 PS mehr, verbraucht aber 18 Prozent weniger. Von all den anderen Detailverbesserungen - vom weiterentwickelten PDK-Getriebe, das jetzt auch das Segeln gelernt hat, über eine neue Auspuffanlage bis zu einem Zusatzangebot an Fahrassistenten, macht sich das überarbeitete Fahrwerk am nachhaltigsten bemerkbar. Deutlich sanfter als bisher und obendrein angenehm leise federt der Panamera jetzt, ohne dabei auch nur ansatzweise das Gefühl für die Straße zu verschleifen.

Verschieden und doch gleich

Der technische Aufbau des Porsche Panamera als Plug-in-Hybrid.

(Foto: WGO)

43 Kilometer rein elektrisch

Den größten Sprung aller Panamera-Modelle macht freilich der S E-Hybrid, dessen Technik wir an dieser Stelle bereits ausführlich beschrieben haben (SZ vom 25./26. Mai 2013). Obwohl die aufwendige Kombination des Dreiliter-Sechszylinders (333 PS) mit einem 95 PS starken Elektromotor für 250 Kilogramm Mehrgewicht sorgen, kann man mit dem E-Hybrid so sparsam fahren, wie mit keinem anderen Porsche. 3,1 Liter auf 100 km/h verspricht der Hersteller. Ob der Fabelwert auch dem wirklichen Leben standhält?

Eine ausführliche erste Probefahrt durchs Voralpenland brachte überraschende Ergebnisse. Nicht nur, dass es gelang, bei warmer Witterung mit einer Batterieladung mehr als 43 Kilometer weit fast ausschließlich elektrisch zurückzulegen - 36 Kilometer maximal verspricht Porsche - und dabei nur 1,3 Liter/100 km zu verbrauchen. Auch das Zusammenspiel der Antriebsarten erfolgt im praktischen Einsatz mit verblüffender Diskretion.

Verschieden und doch gleich

Beim Hybrid-Panamera unterstützen Anzeigen den Fahrer beim elektrischen Fahren.

(Foto: WGO)

Zwei bis vier Stunden Ladezeit

Den Rest der 86 Kilometer langen Testrunde legte der Steckdosen-Panamera dann mit Verbrenner zurück. Aktiviert von einer Taste auf der Mittelkonsole lässt sich die Hochvoltbatterie dabei während der Fahrt wieder aufladen. So standen am Ende einer zügigen Tour über Autobahn und bergige Landstraßen ein Gesamtverbrauch von 7,5 Liter - und eine wieder gewonnene elektrische Kapazität für weitere 27 Kilometer. Ist die Batterie leergefahren, lässt sie sich natürlich auch über Nacht an der Steckdose aufladen - in zwei bis vier Stunden.

Unser Fazit: Begreift man das elektrische Fahren als stetigen Entwicklungsprozess, dann hat der Panamera S E-Hybrid bereits jetzt einen erstaunlichen Reifegrad erreicht. Weitere Fortschritte, nicht zuletzt in Sachen Reichweite, dürften nur noch eine Frage der Zeit sein.

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