Süddeutsche Zeitung

Uber:Tödlicher Unfall: Robotaxi hatte Software-Fehler

  • Nach einem tödlichen Unfall mit einem Robotaxi in den USA steht die Unfallursache fest.
  • Ein Fehler in der Software führte dazu, dass im März 2018 eine Fußgängerin von einem autonomen Testfahrzeug der Firma Uber erfasst wurde.
  • Die Ermittlungsergebnisse könnten beeinflussen, wie Behörden und Firmen zukünftig mit den Risiken des autonomen Fahrens umgehen.

Von Christina Kunkel

Ein selbstfahrendes Auto tötet eine Fußgängerin, die ein Fahrrad über die Straße schiebt - obwohl sogar ein menschlicher Fahrer als Absicherung hinter dem Steuer saß. Wie konnte das passieren? Die US-Behörde für Transportsicherheit (NTSB) hat ein Jahr nach diesem Unfall mit einem Uber-Testfahrzeug in Arizona ihre Untersuchungsergebnisse vorgelegt. Was sie herausfand, könnte wegweisend sein, wie Aufsichtsratsbehörden und die Autobranche in Zukunft mit den Risiken der Robotaxis umgehen.

Die Unfallursache war laut der US-Ermittler ein Software-Fehler. Sie kamen zu dem Schluss, dass das Fahrzeug die Frau nicht als Fußgängerin identifiziert habe, als sie im Dunkeln ein Fahrrad schiebend eine Straße überquerte. Zwar erkannten die Radar-Sensoren die 49-Jährige 5,6 Sekunden vor dem Unfall und stuften sie als "Fahrzeug" ein. Danach änderte die Software allerdings mehrfach ihre Vorhersagen und prognostizierte am Ende fälschlicherweise, dass die Frau die Fahrbahn nicht vor dem umgebauten Volvo-SUV kreuzen würde. Der Unfall war der Polizei zufolge "völlig vermeidbar". Denn es gab auch eine Back-up-Fahrerin an Bord, die das System überwachen sollte. Diese hatte aber zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes auf ihrem Smartphone Videos angeschaut. Fünf Monate zuvor hatte Uber die Sicherheitsbesetzung in den Robotaxis von zwei auf eine Person reduziert.

Es war der erste und bislang einzige tödliche Unfall mit einem selbstfahrenden Auto. Uber hatte danach zunächst alle Testfahrten mit autonomen Fahrzeugen eingestellt. Mittlerweile fahren wieder einige von Software gesteuerte Uber-Autos - allerdings mit starken Einschränkungen. Insgesamt gab es der NTSB zufolge zwischen September 2016 und März 2018 37 Unfälle von Uber-Fahrzeugen im autonomen Modus. Bei 33 Vorfällen sei ein weiteres Auto involviert gewesen.

Uber teilte mit, "wesentliche Programmverbesserungen" vorgenommen zu haben und bedauerte den tödlichen Unfall. Mit der neuen Software könne ein derartiger Unfall nicht mehr passieren, so das Unternehmen. Die Sicherheitsbehörde könnte derweil die Erkenntnisse aus dem Unfall als Grundlage für Empfehlungen für die gesamte Branche sowie für Aufsichtsbehörden heranziehen. Der zuständige Ausschuss kommt am 19. November zusammen.

Stufen des autonomen Fahrens

Fünf Stufen sind definiert: Level-2-Autos, die selbst die Spur halten können, auf Fahrerbefehl die Spur wechseln und die Geschwindigkeit an die Verkehrsregeln anpassen können, sind heute schon regulär auf den Straßen unterwegs. Dabei handelt es sich meist um Oberklassemodelle, die für wenige Sekunden weitgehend selbst fahren, bevor der Mensch hinter dem Steuer wieder die Hände ans Lenkrad nehmen muss. Der Fahrer muss jedoch immer aufmerksam sein. Auch der Autopilot von Tesla gehört in diese Kategorie. Der von Uber genutzte Volvo ist der zweithöchsten Stufe (Level 4) zuzuordnen. Während sich das Auto die meiste Zeit selbstständig fortbewegt und dabei mit anderen Autos und der intelligenten Infrastruktur kommuniziert, kann sich der Fahrer bereits anderen Dingen als dem Verkehrsgeschehen widmen. Er muss im Notfall und nach Warnung des Autos aber noch eingreifen können.

Der tödliche Unfall hatte zu erheblichen Sicherheitsbedenken bezüglich des Geschäfts mit selbstfahrenden Autos geführt. Die Autoindustrie arbeitet fieberhaft daran, automatisierte Fahrzeuge zur Marktreife zu bringen. Dass 90 Prozent der Unfälle auf Fehler von Menschen zurückgingen und die Technik autonomer Fahrzeuge sie verhindern werde, ist ein zentrales Argument der Entwickler von Roboterwagen. Neben Uber gibt es mehrere Dutzend Unternehmen, die eigene Systeme für autonom fahrende Autos entwickeln und auf öffentlichen Straßen in den USA testen.

Unter anderem hat Tesla angekündigt, bereits im kommenden Jahr seine Autos als Robotaxis fahren zu lassen - bisher haben die Elektrowagen nur Fahrerassistenzsysteme freigeschaltet, die der Fahrer eigentlich ständig überwachen muss. Doch auch das hat bereits zu mehreren schlimmen Unfällen geführt. 2016 war ein Tesla-Fahrer ums Leben gekommen, weil er die Kontrolle dem Fahrassistenzsystem des Elektroautos überlassen hatte. Er raste unter einen Lastwagen-Anhänger, der die Straße querte. Fahrzeuge wie die umgebauten Uber-Autos sind dagegen dafür gedacht, ohne Beteiligung des Menschen zu fahren, auch wenn derzeit die Sicherheitsfahrer noch häufig eingreifen.

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