Treibhausgas-Emissionen:Die mit dem Feuer spielen

Viele Autokäufer ignorieren die Warnungen vor einem menschengemachten Klimawandel. Statt für alternative Antriebe entscheiden sie sich für größere und leistungsstärkere Neuwagen und vor allem SUV mit konventionellem Antrieb.

Von Joachim Becker

Autokäufer spielen im Anthropozän - der von Menschen gemachten Warmzeit - eine stabile Rolle: Mehrheitlich ignorieren sie alle Warnungen der Klimaforscher und entscheiden sich regelmäßig für das nächstgrößere Auto mit mehr PS. In Europa ist der Anteil von SUVs im ersten Halbjahr 2018 auf 33,7 Prozent gestiegen, ein Plus von 5,8 Prozentpunkten gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017. Die Hochdachautos liegen damit weit vor der zweitbeliebtesten Gruppe der Kleinwagen (20,4 Prozent). Bis hinauf zu Mittelklassewagen sind die Zulassungen in allen traditionellen Segmenten rückläufig, das zeigen Zahlen der Marktforscher von Jato Dynamics. Aufgrund ihres höheren Gewichts und der schlechteren Aerodynamik stoßen auch kleine oder kompakte SUVs mehr Kohlendioxid aus als vergleichbare Modelle mit niedriger Dachlinie und weniger Stirnfläche.

Der SUV-Boom überkompensiert die Fortschritte bei alternativen Antrieben. Zwar konnten Elektroautos und Plug-in-Hybride um 31 Prozent auf 450 200 Neuzulassungen in Europa zulegen. Mit einem Marktanteil von 5,4 Prozent fallen sie aber weit hinter konventionell angetriebene Hochdachautos zurück. Die Klimabilanz 2017 des Umweltbundesamtes (UBA) weist entsprechend zunehmende Emissionen für den Verkehrssektor (plus 2,3 Prozent) in Deutschland aus. Gründe dafür sind auch ein steigender Pkw-Bestand in Deutschland, höhere Fahrleistungen und ein sinkender Dieselanteil. Gegenüber 1990 hat Deutschland seine Emissionen bis zum Jahr 2017 um 27,7 Prozent gesenkt. Noch ist aber völlig unklar, wie die für 2020 vereinbarte Minderung um 40 Prozent und das Klimaziel von 55 Prozent bis zum Jahr 2030 im Verkehrssektor erreicht werden sollen. Hier liegt der CO₂-Gesamtausstoß auf dem Niveau von 1990. Nach den jüngsten alarmierenden Klimastudien fordern Umweltverbände erneut eine Quote für Elektroautos und ein Verbot von Verbrennungsmotoren bis zum Jahr 2030.

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