Toyota Supra:Macho, Macho, kannst nicht lernen . . .

Mit 330 PS sind überragende Fahrleistungen möglich, die allerdings sittliche Reife erfordern

(SZ vom 01.09.1993) Es gibt Dinge, die braucht man zum Leben. Dazu zählen der monatliche Gehaltsscheck, das Dach über dem Kopf und der Personalausweis. Andere Dinge, zum Beispiel ein Auto, einen Gefrierschrank und einen Mikrowellenherd, braucht man nicht unbedingt, sie machen das Leben aber durchaus angenehmer. Dann gibt es da allerdings auch noch eine dritte Kategorie, nämlich Dinge, die völlig überflüssig sind und nur dem ganz persönlichen Vergnügen dienen. Dazu gehören sicher das Tausende von Mark teure Mountainbike, der Satz Nobelgolfschläger und ein Auto wie der Toyota Supra.

Und damit wären wir beim Thema: Die dritte Generation des Boliden kommt nämlich am 9. September auch auf den deutschen Markt - pünktlich zur IAA in Frankfurt. Bis zum Jahresende sollen noch 200 Stück des immerhin 106 000 Mark teuren Spielzeugs verkauft werden, im nächsten Jahr rechnet Toyota mit 400 verkauften Fahrzeugen dieses Typs - der Supra wird also auf unseren Straßen eine eher seltene Erscheinung bleiben. Kaufen sollen ihn erfolgreiche Geschäftsleute und Freiberufler zwischen 40 und 50 Jahren, zumindest hat das eine kürzlich angestellte Marktanalyse ergeben. Und Frauen scheinen einen relativ großen Bogen um ein solches Gefährt zu machen.

Kein Wunsch bleibt offen

Aber gehen wir mit dem Supra nicht so hart ins Gericht, schließlich haben die Japaner es - wieder einmal - geschafft, ein Auto herauszubringen, zu dem es keine Sonderzubehörliste gibt. Der Käufer muß sich nur für eine Farbe entscheiden und zwischen Schaltgetriebe und Automatik (kein Aufpreis) wählen. Egal, ob es der Sicherheit dient oder dem Komfort, der 4,52 Meter lange Supra läßt keine Wünsche offen: Lederausstattung, Klimaanlage, zwei Airbags, herausnehmbares Dach, Tempomat, Servolenkung, Audio- Anlage mit sechs Lautsprechern, Lederlenkrad, 17-Zoll-Leichtmetallräder, beleuchtete Türschlösser und eine Diebstahlwarnanlage. Das Cockpit erinnert ein bißchen an ein Flugzeug. Warum allerdings der Drehzahlmesser mitten im Blickfeld liegt und nicht der Tachometer, bleibt wohl ein Geheimnis der Ingenieure. Ansonsten ist das Instrumentenbrett sehr übersichtlich und die Hebel sind für den Fahrer gut zu bedienen - auch bei Nacht.

Ein wenig ungewohnt ist der dunkle Innenraum, der an eine Höhle denken läßt und Fahrer und Beifahrer durch einen sehr breiten Tunnel trennt - das mag in manchen Situationen allerdings durchaus von Vorteil sein. Die Rücksitze verdienen den Namen kaum, hinten kann eigentlich nur jemand sitzen, wenn der Vordermann recht klein ist. Doch der Raum vorne ist wiederum im gesamten eher auf einen großgewachsenen Mann zugeschnitten als auf eine etwas zu kurz geratene Frau.

Hakelige Schaltung

Fahren läßt sich der Supra wie ein ganz normales Auto, auch wenn das Sechsgang-Schaltgetriebe ein bißchen hakelig ist. Der Dreiliter-Sechszylinder-Reihenmotor stellt eine Leistung von 243 kW (330 PS) bei 5600/min zur Verfügung, die den Wagen in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigt. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 Stundenkilometern elektronisch begrenzt. Man muß aber nicht unbedingt die Automatikversion fahren, um sich weitgehend um das Schalten herumzudrücken. Leistung ist nahezu immer genügend vorhanden, bei regennasser Straße sogar ein wenig zuviel. Aber für Fahranfänger wurde der Supra ja - siehe oben - ohnehin nicht konzipiert. Dennoch, eine gewisse Reife verlangt der Sportwagen mit Heckantrieb dem Fahrer durchaus ab: Er verleitet nämlich dazu, das Gaspedal ein wenig überzustrapazieren, was nicht zuletzt an dem leicht martialischen Aussehen des Wagens liegen mag. Breit und schwer (leer immerhin 1705 Kilogramm) steht er da, sieht von vorne aus wie ein Ufo und von hinten - die Designer mögen den Vergleich verzeihen - wie ein runder Kinderwagen mit dem Spoiler als Griff. Und der Spoiler muß sein, aus Sicherheitsgründen, wie die Techniker erklären. Ganz so schlimm wie beim Ford Escort Cosworth sieht er zwar nicht aus, aber beinahe.

Wen aber der Spoiler nicht stört, der hat mit dem Supra ein ungewöhnliches Gefährt, das gerade bei sommerlichen Temperaturen viel Spaß macht. Der Spaß ist allerdings nicht ganz billig, der Supra wird in der Kaskoversicherung - das entscheiden die Versicherer im September - wohl der Typklasse 34 oder 35 zugeordnet werden, und Benzin braucht er schließlich auch. Laut Werksangaben liegt der Drittelmixverbrauch bei elf Litern Super, ein Wert, der sich in der Praxis sicher nicht halten lassen wird. Ein teures Spielzeug also, gerade richtig zum eleganten Spazierenschleichen vor den In-Lokalen. Besonders praktisch ist der Supra nämlich nicht, in den Kofferraum passen gerade mal ein Reservehemd, eine Kreditkarte und zwei Zahnbürsten. Aber der phantasiebegabte Single packt die Golfschläger einfach auf den Beifahrersitz, läßt die Begleitung ans Steuer und fährt selbst mit dem Mountainbike hinterher.

Von Petra Rothe

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