Toyota Corolla Touring Sports im Test:Dieses Auto erzieht einen zum besseren Fahrer

Toyota ist berühmt für seine Hybridautos. Doch im Test des neuen Corolla Kombi herrscht erst einmal Ernüchterung. Bis es irgendwann Klick macht.

Von Felix Reek

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Quelle: Toyota

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Plötzlich ist der Toyota Corolla wieder da. Vor dreizehn Jahren verschwand das japanische Erfolgsmodell vom europäischen Markt. Nach 40 Jahren hatten Umfragen ergeben, dass die Käufer mit dem Corolla ein unattraktives Auto verbanden. Toyota engagierte eine Namensagentur, um diesen Eindruck zu verbessern. Aus dem Corolla wurde 2006 der Auris, angelehnt am lateinischen Begriff "aurum" für Gold. Am Auto änderte das nicht viel, das blieb ein relativ unscheinbarer Kompaktwagen, nur eben mit einem neuen Namen. Und im Rest der Welt hieß der Corolla sowieso immer noch Corolla. Dieses Namens-Durcheinander ist jetzt vorbei. Die Verkaufszahlen des Auris sinken seit Jahren, also kehrt Toyota zur bewährten Bezeichnung zurück - auch in Deutschland.

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Am Auto ändert der neue (alte) Name wenig. Der Toyota Corolla, im Falle unseres Testwagens in der Kombiversion als "Touring Sports", ist vor allem ein nüchternes Fahrzeug. Das Design bleibt nah am Vorgänger und ist auf Funktion ausgelegt. Die Verarbeitung im Innenraum ist tadellos, wirkt allerdings etwas bieder. Die verwendeten Kunststoffe scheinen weniger wertig als bei der aktuellen asiatischen Konkurrenz, etwa dem Kia Ceed oder dem Mazda 3. Auch die Formgebung der Armaturen des Toyota Corolla ist etwas gewöhnungsbedürftig. Sie ragen keilförmig gen Fahrer, unter der Mittelarmlehne gibt es kaum Ablagen und an den Türen bleibt wegen der ausladenden Haltegriffe wenig Stauraum.

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Zudem wirkt das Display auf der Mittelkonsole wie aufgesetzt und ist dem Fahrer nicht zugeneigt, so dass er immer irgendwie seitlich darauf schauen muss. Weiteres Manko: Die Sicht nach hinten ist durch die schmale Heckscheibe eingeschränkt.

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Positiv ist, dass es im Heck des Toyota Corolla viel Platz für Passagiere gibt, selbst wenn auf dem Fahrersitz ein großer Mensch sitzt.

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Der Kofferraum bietet viel Stauraum (596 bis 1606 Liter), die Rücklehnen lassen sich fernentriegeln und flach umlegen. Für die meisten Kunden des Toyota Corolla dürften das aber nur Randnotizen sein. Sie kaufen den Kompaktwagen aus einem anderen Grund: Sein Hybrid-Antrieb. 91 Prozent aller Corolla werden mit dieser Motorisierung geordert. Toyota war einer der ersten Konzerne, die Elektromotoren mit herkömmlichen Aggregaten kombinierten, die Japaner sind führend in dieser Technologie.

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Doch das erste Zusammentreffen mit diesem Antriebskonzept ist ernüchternd. Nach dem Starten des Motors herrscht erst einmal: Stille. Der Elektromotor übernimmt das Anfahren. Sobald der Fuß auf dem Gaspedal landet, heult der Motor jäh auf. Die Abstimmung von Elektro- und Benzinmotor scheint etwas unausgeglichen. In der Ausführung mit dem 1,8-Liter-Motor, der kombiniert 122 PS leistet, wirkt der 1,4 Tonnen schwere Kombi überfordert. Besonders deutlich wird das auf der Autobahn. Bei Tempo 120 reicht ein behutsames Erhöhen der Geschwindigkeit und der Motor ist sofort bei 4000 oder 5000 Umdrehungen. Rein elektrisch fahren kann der Toyota Corolla nur mit viel Gefühl: Ab 60 km/h schaltet sich der herkömmliche Antrieb dazu - davor reicht ein moderater Tritt aufs Gaspedal.

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Wie kann das sein, wo Toyota sich doch seit Jahrzehnten für seine Hybrid-Antriebe rühmt? Irgendwann kommt die Erkenntnis: Es liegt am Fahrer selbst. Der Corolla fordert eine vollkommen andere Herangehensweise. Er lässt sich nicht fahren wie jedes andere Auto. Seine Kernkompetenz ist Sparsamkeit. Der Corolla erzieht seinen Besitzer zu einem vernünftigeren Fahrer. Behutsam Gas geben, Situationen früh erkennen und entsprechend reagieren, das sind die Dinge, die der Toyota belohnt. Hat der Fahrer das begriffen, verhält sich der Corolla wie ein gänzlich anderes Auto. Irgendwann macht es Klick.

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Elektro- und Benzinmotor arbeiten dann perfekt zusammen. Der Kombi gleitet fast lautlos dahin. Wann der eine oder andere Motor den Corolla beschleunigt, klärt oft nur der Blick auf Drehzahlmesser. Das macht sogar Spaß und Toyota fördert das Spritsparen mit diversen Anzeigen und Tipps im Display, um die eigene Fahrweise weiter zu verbessern. Im Test waren so 5,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer im Schnitt möglich. Mit mehr Übung ist sicherlich noch ein besserer Wert erreichbar. Toyota gibt im Mittel 3,7 Liter an und der Corolla dürfte eines der wenigen Fahrzeuge sein, bei dem dies ohne größere Anstrengungen zu erreichen ist.

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Auch der "Eco"-Fahrmodus macht im Vergleich zu vielen anderen Autos Sinn, da er die passive Art, den Kombi fortzubewegen, noch mehr unterstützt. In dieser Spar-Stufe funktioniert der Corolla sogar am besten. Ganz im Gegensatz zu den Modi "Sport" und sogar "Sport+", die in diesem Auto vollkommen deplatziert erscheinen. Das bekannte Aufheulen des Motors kehrt zurück, der Toyota schießt giftig nach vorn, was sich nicht gut mit seiner eher weicheren Abstimmung verträgt. Dann doch lieber zurück in den Sparmodus, dahingleiten und feststellen, dass diese Art Auto zu fahren viel stressfreier ist, als das ständige Hochjagen des Motors, um im Straßenverkehr ein paar Meter gutzumachen. Begreifen, dass man langsamer auch ans Ziel kommt. Und erkennen, dass der Toyota Corolla einen ein Stück weit zu einem besseren, entspannteren Autofahrer macht.

Technische Daten Toyota Corolla Touring Sports:

Hybrid 1,8-L-VVT-i; Stufenloses Automatikgetriebe (4x2); Leistung: 72 kW (98 PS) Benziner und 53 kW (72 PS) Elektromotor, Systemleistung 90 kW (122 PS); Beschleunigung von 0 auf 100: 11,1 Sekunden; Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h, Verbrauch: 5,5 Liter (laut Hersteller 3,3 Liter), Gewicht: 1430 Kilogramm; Kofferraumvolumen: 596 Liter (1606 Liter); Preis: 28.490 Euro.

Das Testfahrzeug wurde der SZ-Redaktion vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/cku
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