Top 5 - Auto-Meldungen der Woche:Nur die Briten lassen hoffen

Egal, wo man sucht: Elektroautos sind beim Genfer Autosalon so wenig zu finden wie Apple oder Google. Dafür viele selbstbewusste Manager und zwei vielversprechende Studien aus Großbritannien. Die spannendsten Meldungen der Autowoche.

Von Thomas Harloff

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Audi Q7 e-tron quattro auf dem 85. Automobilsalon in Genf

Quelle: dpa

Ein neues Modell, ein überraschendes Gerichtsurteil, eine skurrile Meldung: Ab sofort präsentieren wir die spannenden Mobil-Themen freitags in den "Top 5 der Woche". Diesmal vom Genfer Autosalon, der bis zum 15. März läuft.

Jemand hat den Stecker gezogen

Ja, was ist denn nun mit der Elektromobilität? Während die deutsche Politik noch darüber berät, wie man den alternativen Antrieb am besten fördern könnte, sieht es in Genf so aus, als gebe es in Zukunft kaum noch etwas zu fördern. Echte Elektroauto-Neulinge, die man schon bald bei einem Autohändler käuflich erwerben kann, gibt es dort exakt: null. Klar, Elektroauto-Pionier Tesla ist auch auf der Messe vertreten, doch dessen jüngstes Modell, das Model S P85D, kennt man nun auch schon ein halbes Jahr.

Der einzige Genf-Debütant, der dem Ideal eines elektrisch angetriebenen Autos am nächsten kommt, ist ein großes SUV. Der Audi Q7 E-tron Quattro (im Bild mit Audi-Chef Rupert Stadler) besitzt sowohl einen Diesel- als auch einen Elektromotor. Er ist ein Plug-In-Hybrid, seine Batterien lassen sich also an einer Steckdose oder Ladesäule wieder füllen. Eine volle Akkuladung soll immerhin für 56 rein elektrische Kilometer reichen. Und dann gibt es noch den Koenigsegg Regera mit V8-Benzinmotor und gleich drei Elektrotriebwerken. Mit mehr als 1500 PS wird der wohl kaum als Ökoauto durchgehen, zumal er nicht einen Kilometer ohne Benzinzufuhr zurücklegen kann.

Der Rest sind halbseidene Konzeptstudien - mal mit Elektroantrieb, mal mit Plug-In-Hybrid. Mal recht seriennah, mal weit entfernte Zukunftsmusik. Es sieht also stark danach aus, als habe bei der Elektromobilität jemand den Stecker gezogen.

Linktipp: Top 5 - Die Automeldungen der vergangenen Woche

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Autopläne von Apple und Google

Apple logo is pictured inside the newly opened Omotesando Apple store at a shopping district in Tokyo

Quelle: REUTERS

Wann Apple und Google ihre selbständig fahrenden Elektroautos auf den Markt bringen werden, weiß kein Mensch. Wahrscheinlich nicht einmal ihre Erbauer selbst. Vier oder fünf Jahre wird es schon noch dauern, weshalb es die IT-Riesen auch noch nicht für nötig halten, in diesem Jahr in Genf vorbeizuschauen. Doch trotz - oder gerade wegen - ihrer Abwesenheit sind sie das Gesprächsthema Nummer eins beim Autosalon. Und veranlassten die Konzernlenker der Autoindustrie zu einigen bemerkenswerten Aussagen.

"Auch wenn es Sie vielleicht überrascht: Ich begrüße ausdrücklich das Engagement von Apple, Google und Co. beim Thema Automobil", gab sich Volkswagens Vorstandsboss Martin Winterkorn betont gelassen. Dieter Zetsche ließ die Muskeln spielen: "Wir haben keine Angst. Das kann uns nur stärker machen", meinte der Daimler-Vorstandschef. Kritischer sieht das Didier Leroy: "Wir wollen nicht nur der Lieferant einer leeren Kiste sein", sagte der Toyota-Europa-Chef und meinte damit, dass man nicht nur die Hülle für ein Automobil liefern wolle, dass ansonsten vollgestopft mit Technik von Apple oder Google ist. VDA-Präsident Matthias Wissmann mahnte zur Wachsamkeit: "Wir wissen genau, dass, wenn man den ersten Platz in der Champions League hat, man keine Sekunde schlafen darf."

In Kalifornien wird man solche Reaktionen mit Schmunzeln zu Kenntnis nehmen. Zu Beginn des kommenden Jahrzehnts dürfte es zum Showdown zwischen den alten und den womöglich neuen Automächten kommen. Es könnte unterhaltsam werden.

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Arbeiten Apple und BMW zusammen?

A BMW i3 electric car is seen during the opening of the 85th International Motor Show in Geneva

Quelle: REUTERS

Während sich die einen interessiert anschauen, was sich im Silicon Valley autotechnisch tut, ist BMW dem Vernehmen nach schon einen Schritt weiter. Wie die Fachzeitschrift Auto, Motor und Sport von einem hochrangigen BMW-Manager erfahren haben will, befindet sich der Münchner Autobauer in intensiven Gesprächen mit Apple.

Das Elektroauto "i3 könnte zum Apple-Car werden", heißt es in der Vorabmeldung. Es könne aber auch sein, dass beide gemeinsam ein ganz neues Auto entwickeln. So ganz raus sei das noch nicht. Wie auch immer, das Betriebssystem des Wagens soll vom IT-Konzern kommen, was die Verknüpfung mit den Smartphones, Tablets oder Uhren mit dem Apfel auf der Rückseite besonders einfach gestalten soll. Gut möglich sei es zudem, dass dieses Auto über die Apple-Stores vertrieben werde, während die BMW-Werkstätten für den Service vor Ort zuständig seien.

BMW macht gemeinsame Sache mit Apple: Da hätte einer seine Autokollegen erst frech rechts überholt und dann ausgebremst - wenn es denn stimmt. Denn der Münchner Autobauer dementierte die Meldung umgehend. Man spreche regelmäßig mit IT-Firmen, darunter auch mit Apple. Die Entwicklung oder der Bau von Autos sei aber nicht Bestandteil dieser Kontakte.

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In Genf nichts Neues

Opel Karl auf dem 85. Automobilsalon Genf

Quelle: dpa

Früher hielten Autofans die Luft an, sobald die Industrie auf ein großes Branchentreffen wie den Genfer Autosalon zusteuerte. Wenn die Shows in Detroit, Genf, Frankfurt, Paris oder Tokio anstanden, war die Spannung groß. Welche neuen Modelle würden die Marken diesmal zeigen, mit denen vorher keiner gerechnet hat? Die Messen lebten davon, dass an fast jedem Stand Überraschendes zum Vorschein kam, sobald die Tücher von den Karosserien gezogen wurden.

Heute ist das anders. Lange vor einer Messe füttern die Hersteller die Medien mit Informationen. Veröffentlichen hier mal ein Erlkönig-Foto, dort einige technische Hintergründe, dann wieder ein paar Details zum Design, aus dem ausgefuchste Grafiker ein sogenanntes Rendering erstellen - ein Bild, auf dem das Auto fast schon so aussieht wie später als fertiges Produkt. Von dem tauchen kurz darauf angeblich "geleakte" Fotos auf, die, oh Wunder, meist aus offiziellen, aber noch streng geheimen Prospekten stammen. Tage später gibt es dann offizielle Bilder und alle Hintergrundinfos, doch bis zur Messe dauert es immer noch einige Tage, Wochen oder gar Monate.

Das Kalkül: Dank dieser Strategie bleibt das Auto lange in den Medien und damit im Gespräch. Enthüllt man es erst auf der Messe, gibt es nur diesen einen "großen Aufschlag", wie PR-Profis das nennen - und damit viel weniger Möglichkeiten, das Modell potenziellen Kunden ins Gedächtnis zu brennen. Das ist nicht von der Hand zu weisen, doch die Spannung früherer Tage spürt deshalb kaum noch einer. "Das ist mir zu langweilig", sagen viele Autofans und fahren erst gar nicht hin.

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Bentley EXP 10 Speed 6 und Aston Martin Martin DBX

Bentley EXP 10 Speed 6 auf dem 85. Automobilsalon in Genf

Quelle: dpa

Wenigstens die Briten kümmern sich um das Seelenheil enthusiastischer Automessen-Besucher. Zwar nicht mit fertigen, bald zu erwerbenden Neulingen, sondern mit Konzeptstudien. Bentley zeigt ein Coupé, das die komplizierte Bezeichnung "EXP 10 Speed 6" trägt, etwa auf Porsche-911- oder Mercedes-AMG-GT-Größe schrumpft und ziemlich rassig aussieht. Den Antrieb besorgt, ganz nach Art des Hauses, ein Sechsliter-Zwölfzylinder in W-Anordnung, mit 590 PS und maximal 720 Newtonmetern. Es hätte sicher ein fortschrittlicheres Triebwerk sein dürfen, dennoch lässt der EXP den nebenan platzierten modellgepflegten Bentley Continental ziemlich alt aussehen.

Ganz so viel Aufmerksamkeit vermochte der DBX am Aston-Martin-Stand nicht auf sich zu ziehen. Kein Wunder, ist eine Konzeptstudie der stilbewussten Briten doch zwangsläufig von allerlei Auto-Schönheiten umgeben. Dennoch ist Aston Martin mit dem höhergelegten Zweitürer, also einer Art SUV-Coupé, eine echte Überraschung gelungen. Zumal unter der Karosserie ein Elektroantrieb zum Einsatz kommt, der mit Radnabenmotoren einem Lithium-Schwefel-Akku arbeitet. Und so sind es wieder einmal die autoverrückten Engländer, die uns Hoffnung schenken - sowohl für die Zukunft von Automessen als auch für den Elektroantrieb.

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© SZ.de/harl/jobr/liv
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