Top 5 - Automeldungen der Woche:Macht dann bitte 54 000 Euro

In Finnland ist es nicht nur aus verkehrstechnischen Gründen gefährlich, 23 km/h zu schnell zu fahren. Das kann extrem teuer werden. Außerdem in den Automeldungen der Woche: Warum der 1. Mai der gefährlichste Tag des Jahres ist.

Von Thomas Harloff

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Auto-Wochen-Top5

Quelle: Collage: Yinfinity

Ein neues Modell, ein überraschendes Gerichtsurteil, eine skurrile Meldung: Die Mobil-Themen der Woche, immer freitags in den "Top 5".

Teures Blitzerfoto

103 km/h, wo nur 80 erlaubt sind: Eine Geschwindigkeitsübertretung von 23 km/h kostet in Deutschland 70 Euro, bringt einen Punkt auf das Flensburger Konto und ist danach aus der Welt. In Finnland kann ein solches Vergehen dagegen ein Vermögen kosten. Oder besser: Eine Summe, die für den Betroffenen ein Klacks ist, aber für andere ein Vermögen wäre.

Reima Kuisla ist das jetzt passiert. Er fuhr besagte 23 km/h zu schnell, wurde erwischt und erhielt einen Bußgeldbescheid von 54 024 Euro. Das war kein Behördenirrtum, sondern eine Folge der finnischen Gesetzgebung. Denn in dem skandinavischen Land werden Strafen dieser Art strikt nach Einkommen des Delinquenten berechnet. Und Reima Kuisla verdiente im Jahr 2013, das als Berechnungsgrundlage diente, 6,5 Millionen Euro.

Kuisla fand das gar nicht witzig und machte in den sozialen Netzwerken darauf aufmerksam. Er überlege, sein Land zu verlassen, schrieb er dort, und postete bei Facebook ein Bild, das seinen Bußgeldbescheid zeigt - und einen neuen Mercedes CLA 250 Sport mit 211 PS und Allradantrieb. Als Beispiel, was man sich für 54 000 Euro kaufen könnte. Falls es ihm ein Trost ist: Es hätte ihn noch empfindlicher treffen können. 2002 fuhr Nokia-Manager Anssi Vanjoki mit seiner Harley-Davidson mit 75 km/h durch eine 50er-Zone. Als Bemessungsgrundlage wurde dessen Gehalt des Jahres 1999, umgerechnet 14 Millionen Euro, herangezogen. Er musste eine Strafe von 116 000 Euro zahlen.

Die Top-5-Automeldungen der vergangenen Woche.

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Ein Jahr Punktereform

Bußgeldkatalog Verkehrskontrolle Flensburg

Quelle: dpa-tmn

Geldstrafen solchen Ausmaßes sieht der deutsche Bußgeldkatalog auch nach der Punktereform des vergangenen Jahres nicht vor. Dessen größte Neuerung: Seit 1. Mai 2014 sorgen nur noch Verkehrsverstöße, die die Sicherheit gefährden, dafür, dass das Flensburger Konto aufgestockt wird. Dafür ist nun schon bei acht Punkten der Führerschein für ein halbes Jahr weg. Zuvor lag das Limit bei 18.

Eine erste Bilanz zeigt einen leicht positiven Trend. Bis Ende März 2015 mussten etwa 3500 Fahrer ihren Führerschein abgeben. Rechnet man das auf zwölf Monate hoch, liegt die Zahl bei etwas mehr 3800. Ein Fortschritt zum Jahr 2013, in dem noch mehr als 4000 Fahrern die Fahrerlaubnis entzogen wurde.

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Gefährlicher Feiertag

Motorradunfall im Taunus

Quelle: dpa

Es ist eine dieser Statistiken, die auf den ersten Blick seltsam wirken. Forscher der Universität Witten/Herdecke haben herausgefunden, dass der 1. Mai der Tag ist, an dem statistisch gesehen die meisten Schwerverletzten nach Verkehrsunfällen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Dafür haben sie 31 600 Unfälle mit lebensgefährlichen Verletzungen analysiert und die Daten aus dem Trauma-Register der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie herangezogen.

Der gefährlichste Tag im Straßenverkehr ist also kein Wintertag mit Eisesglätte und schlechter Sicht. Auch kein Hochsommertag mit kreislaufgefährdender Hitze. Sondern ein ganz normaler Frühlingstag, ein bundesweiter Feiertag noch dazu. Experten begründen das statistische Phänomen mit einleuchtenden Argumenten: Das oft schöne Wetter locke nicht nur viele Fußgänger nach draußen, sondern auch Motorradfahrer. Für viele stehe an diesem Tag die erste Tour nach einer langen Winterpause an. Viele Biker hätten ihre Maschinen noch nicht wieder vollkommen im Griff, seien aber besonders euphorisch und neigten zu Selbstüberschätzung. Eine gefährliche Mischung, die zu einem viermal höheren Risiko führt, in einen schweren Unfall verwickelt zu werden, als etwa zu Weihnachten. Die Winterfeiertage gelten als sicherste Zeit im Straßenverkehr.

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Das Auto ruft den Notarzt

eCall Notruf-Funktion im Auto

Quelle: dpa

Nun ist es offiziell: Das automatische Notrufsystem eCall wird Pflicht. Das Europaparlament hat die Verordnung in dieser Woche verabschiedet. Damit müssen spätestens im März 2018 alle Neuwagen mit dem System ausgerüstet werden, das im Falle eines schweren Unfalls selbständig die Notrufzentrale alarmiert. Das soll nach Schätzungen der EU-Kommission die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte um durchschnittlich 50 bis 60 Prozent verkürzen und damit jährlich hunderte Menschenleben retten.

Eine gute Sache - oder? Das eCall-System sei ein weiterer möglicher Weg zur totalen Überwachung, sagen Datenschützer. Zwar versichert die EU-Kommission, dass Positionsdaten nur bei einem Unfall übermittelt werden und keine Metadaten gesammelt werden können. Doch die Befürchtung, dass mit den Daten Bewegungsprofile erstellt oder Rückschlüsse auf die Fahrweise gezogen werden können, existiert weiter. Vor allem die Versicherungen könnten sich dafür interessieren, warnen Skeptiker.

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Neue Regeln beim Biosprit

Was bringt der neue Biosprit?

Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa

Auch hinter Biosprit, also Treibstoff, der aus Pflanzen gewonnen wird, steckt vordergründig ein guter Gedanke. Denn Pflanzen wachsen nach, im Gegensatz zu Erdöl. Doch die hohe Nachfrage nach dem Kraftstoff führt zu dem Phänomen, dass viele Pflanzen, aus denen Benzin hergestellt wird, Platz für Pflanzen wegnehmen, die als Nahrungsmittel dienen. Außerdem werden für die Felder zahlreiche Wälder gerodet, mit negativen Auswirkungen auf das Weltklima.

Nun will die EU den Trend wieder umkehren. Der Umweltausschuss im Europaparlament stimmte dafür, den Anteil von Ökokraftstoffen aus Nahrungspflanzen wie Raps, Mais oder Soja auf sieben Prozent des Energieverbrauchs im Verkehr zu begrenzen. Stattdessen soll mehr Ökosprit aus Algen, Pflanzenresten oder Klärschlamm hergestellt werden. Treibstoff aus Abfällen oder Dingen, die keiner braucht: Daran kann man wohl nichts Schlechtes finden.

Die Top-5-Automeldungen der vergangenen Woche.

© SZ.de/harl/rus
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