Tödliche Pannenserie bei GM:Der verstörende Dollar

General Motors Chefin Mary Barra

GM-Chefin Mary Barra bei der Kongressanhörung. Hat der Konzern auf Kosten der Sicherheit gespart?

(Foto: Bloomberg)

General Motors soll sich aus Kostengründen gegen einen Austausch der fehlerhaften Zündung entschieden haben. Bei der Kongressanhörung von Konzernchefin Mary Barra wurde bekannt: Womöglich hätte ein Dollar mehr pro Auto die tödliche Pannenserie verhindern können.

Wie bei der Kongressanhörung von Konzernchefin Mary Barra bekannt wurde, soll sich GM vor rund zehn Jahren aus Kostengründen gegen einen Austausch der Zündschlösser entschieden haben, die als Ursache für den Unfalltod von mindestens 13 Menschen gelten. Nicht einmal einen Dollar pro Fahrzeug soll ein neues Schloss mehr gekostet haben im Vergleich mit den zuvor verbauten, die nicht den technischen Vorgaben des US-Konzerns entsprachen.

Die Kongress-Abgeordnete Diana DeGette sprach am Dienstagabend unter Berufung auf GM-Dokumente von 57 US-Cent. In einem E-Mail-Verkehr zwischen GM-Ingenieuren aus dem Jahr 2005, der Reuters vorliegt, ist von 90 Cent Extrakosten pro Auto plus 400.000 Dollar für zusätzliches Werkzeug die Rede. Deswegen wurde empfohlen, die alten Schlösser weiter zu nutzen, bis neue Teile günstiger zu haben seien. Erst in den späteren GM-Modellen wurden von 2007 an neue Zündschlösser verbaut.

"Kunden-Kultur" statt "Kosten-Kultur"

Als die Abgeordneten im zuständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses Barra darauf ansprachen, sagte die GM-Chefin, sie fände es "sehr verstörend", falls aus solchen Gründen auf ein neues Zündschloss verzichtet worden sei. Eine interne Untersuchung solle klären, ob Kostenabwägungen über Sicherheitsaspekten gestanden hätten.

Das Unternehmen habe sich aber inzwischen gewandelt, so die neue Konzernchefin. Früher habe GM eine "Kosten-Kultur" gehabt. Nach der staatlich gestützten Sanierung im Insolvenzverfahren 2009 sei dies nun anders, es herrsche eine "Kunden-Kultur" vor, sagte die Managerin, die erst zu Jahresanfang die Konzernführung übernommen hat. Zugleich beteuerte sie, erst am 31. Januar von den Problemen erfahren zu haben, die im Unternehmen schon seit 2001 bekannt sind.

Seit Februar hat GM 2,6 Millionen Autos zurückgerufen. Weil die Zündschlüssel während der Fahrt in die "Aus"-Position zurückspringen können, kann der Motor ausgehen. Daraufhin können sich elektrisch gestützte Systeme wie die Servolenkung, Bremskraftverstärker und Airbags abschalten. GM drohen deswegen eine Klagewelle und ein massiver Vertrauensverlust, der den Konzern im Rennen um die Weltmarktführung mit Branchenprimus Toyota und Volkswagen ausbremsen könnte. Opel ist von den Zündschloss-Problemen weit weniger betroffen.

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