Teure Abwrackprämie:Zu wenig Geld für die Prämie

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Die eingeplanten 1,5 Milliarden Euro reichen nur für jeden zweiten Interessenten. Das Eschborner Bundesamt berechnet die Kosten.

Michael Kuntz

Schon vor der endgültigen Verabschiedung der Abwrackprämie für alte Autos im Bundeskabinett zeigt sich, dass die dafür vorgesehenen 1,5 Milliarden Euro bei weitem nicht ausreichen werden. Von diesem Geld lassen sich Prämien für maximal 600 000 Fahrzeuge finanzieren. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Puls in Nürnberg zufolge erwägen aber 1,2 Millionen Autobesitzer, ihr mehr als neun Jahre altes Fahrzeug zu verschrotten.

Alte Autos werden beispielsweise bei der Deutschen Erz- und Metall-Union in Salzgitter verschrottet. Seit der Ankündigung der Abwrackprämie haben manche Autohändler bereits einen außergewöhnlichen Anstieg der Neuwagenverkäufe registriert. Kritiker fürchten aber, dass Besitzer alter Fahrzeuge vor allem kleine Neuwagen ausländischer Konzerne kaufen. (Foto: Foto: dpa)

270.000 Anrufe an einem Tag

Die Regierung sieht den Zeitraum vom 14. Januar bis zum 31. Dezember für die Aktion vor, doch dürfte es auch nach Ansicht des Automobilclubs Europa spätestens im Herbst knapp werden. Da die Prämien erst an diejenigen ausbezahlt werden, die sie zuerst beantragen, steigt die Wahrscheinlichkeit im Jahresverlauf, bei der Verschrottung eines Altwagens leer auszugehen. Die Prognose des mit der Umsetzung beauftragten Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn bei Frankfurt fällt sogar noch um einiges vorsichtiger aus: "Angesichts des großen Programmvolumens besteht für die kommenden Wochen nicht die Gefahr, dass die Mittel bis zur Entscheidung des Bundeskabinetts am 27. Januar 2009 erschöpft sind."

Die 600.000 Autos sind zudem ein rein rechnerischer Wert. Denn von den 1,5 Milliarden Euro gehen noch die Kosten ab, die beim Bundesamt für die Abwicklung der Abwrackprämie entstehen. Da ist schon jetzt einiges los, denn bei der Telefon-Hotline gehen am Tag bis zu 270.000 Anrufe an, von denen naturgemäß nur ein kleiner Teil tatsächlich die Beamten erreicht.

Das Interesse an der Abwrackprämie ist jedenfalls riesig. Zumal sich die beteiligten Ministerien für Finanzen, Umwelt, Verkehr und Wirtschaft darauf verständigen wollen, dass auch das Leasing eines neuen Autos gefördert werden soll. Auf diese Weise würden auch Hersteller wie Audi, BMW und Mercedes etwas von der Abwrackprämie haben. Denn die Besitzer von mehr als neun Jahre alten Autos kommen wohl eher als Käufer von Gebraucht- oder neuen Kleinwagen in Frage. Das wären dann unter Umständen Autos aus italienischer, französischer, rumänischer oder koreanischer Produktion. Der deutsche Staat würde dann zwar für Arbeitsplätze sorgen, aber nicht in Deutschland, kritisieren manche Automanager.

Einzelne Autohändler berichten, ihr Verkauf von Neuwagen habe sich nach dem Kabinettsbeschluss von Mitte Januar verzehnfacht. Die Prämie wirke wie eine Initialzündung, sagt Ansgar Klein vom Bundesverband freier Kfz-Händler.

Die Unternehmensberater von Ernst & Young ermittelten bei einer Umfrage, dass 57 Prozent der Käufer, die sich aufgrund der Abwrackprämie ein neues Auto anschaffen, einen verbrauchsarmen Kleinwagen für maximal 15.000 Euro erwerben wollen. Verbraucherschützer empfehlen Käufern, trotz der Prämie nicht auf die meist weiter möglichen Rabatte zu verzichten.

Ökologische Wirkung gering

Die wirtschaftlichen Folgen bleiben abzuwarten, die ökologischen Verbesserungen durch die Abwrackprämie sind überschaubar. Die 600.000 neuen Autos der Schadstoffklasse 4 ändern am Zustand der gesamten deutschen Fahrzeugflotte wenig. Denn derzeit rollen noch viele Wagen durchs Land, die nur den Abgasnormen Euro 1 bis 3 entsprechen. Das sind etwa 20 Millionen Autos mit veralteten Benzinmotoren und rund neun Millionen Dieselfahrzeuge, die nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprechen. 16 Millionen Autos kommen dem Kraftfahrtbundesamt in Flensburg zufolge für eine Abwrackprämie in Frage. Sie sind älter als neun Jahre und bei einem Verkauf weniger als 2500 Euro wert.

© SZ vom 23.01.2009/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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