Test Skoda Yeti 2.0 TDI:Weniger ist mehr

Skoda Yeti Outdoor 2.0 TDI

Die kürzlich erfolgte Modellpflege hat dem Skoda Yeti ein neues Frontdesign beschert.

(Foto: Skoda)

41 390 Euro: Beim Blick auf den Testwagenpreis fällt es schwer, zu glauben, dass es sich um einen Skoda Yeti handelt. Im Test muss das kürzlich modellgepflegte SUV beweisen, ob es sein Geld wert ist.

Von Thomas Harloff

Im weit verästelten Volkswagen-Konzerngeflecht spielt Skoda die Rolle des Pragmatikers. Wer sich für ein Modell der tschechischen VW-Tochter entscheidet, sucht die Verbindung aus solider Wolfsburger Technik, vernünftigen Preisen, praxisnahen Detaillösungen und einem anspruchslosen Wesen. Der kürzlich aufgefrischte Yeti deckt all die Kernwerte der Marke ab, lässt es sich aber nicht nehmen, sich hier und da schick zu machen. Ist die Topausstattung "Laurin & Klement" - der Name jener Firma, aus der Skoda 1925 hervorgegangen ist - an Bord, bringt das SUV eine Lederausstattung, Dekorleisten in Klavierlackoptik, ein Soundsystem mit acht Lautsprechern und mehr mit.

In Verbindung mit dem 2.0 TDI-Turbodieselmotor, dem Outdoor-Paket und dem Doppelkupplungsgetriebe DSG kommt der Testwagen auf einen Gesamtpreis von 41 390 Euro. Damit ist er gut 12 000 Euro teurer als ein 170 PS starker Skoda Yeti 2.0 TDI mit - durchaus reichhaltiger - "Ambition"-Basisausstattung und manueller Schaltung. Bedient man sich in der Aufpreisliste und rüstet den Tschechen mit den nötigsten und vorwiegend praxisorientierten Extras auf, kostet er etwa 32 000 Euro. Das führt zu der Frage, ob die teure Zusatzausstattung den Yeti zu einem besseren Auto macht.

Viel Platz und praktische Details

Eins vorweg: Trotz aller luxuriösen Attribute, die den Testwagen auszeichnen, bleiben die praktischen Qualitäten des Yeti erhalten. Im Fahrgastraum mag es Leder und Klavierlack geben, aber das Gepäckabteil bietet einen leicht abwaschbaren Boden und praktische Haken, an denen Taschen befestigt werden können. Ein Geheimfach unter dem Kofferraumboden, viele Ablagen im Innenraum und zahlreiche nützliche Details sind serienmäßig an Bord oder für kleine Aufpreise zu haben. Der nach vorne klappbare Vordersitz, verschieb- und ausbaubare Rücksitze, eine herausnehmbare Taschenlampe, Getränkehalter für Ein-Liter-Flaschen oder ein abnehmbarer Abfalleimer für den Fond sind im Alltag Gold wert.

Der Innenraum des Skoda Yeti Outdoor 2.0 TDI.

Die "Laurin & Klement"-Ausstattung bietet Ledersitze und Klavierlack-Dekor, ist aber teuer und letztlich verzichtbar.

(Foto: Skoda)

Vier Erwachsene oder zwei Erwachsene und drei Kinder sitzen im Yeti sehr bequem und behalten dank der erhöhten Sitzposition und der ordentlichen Rundumsicht die Umgebung gut im Blick. Je nachdem, wie weit die Fondsitze nach hinten gerückt sind, stehen für das Gepäck 405 bis 510 Liter Stauraum zur Verfügung. Legt man die hinteren Sitze um, sind es 1580 Liter. Baut man sie aus, ist der Ausflug ins Möbelhaus dank 1760 Litern Ladevolumen eine leichte Übung.

Agil, aber ohne Unterstützung

Wer sich einen Vertreter des nach wie vor boomenden Segments der Kompakt-SUV´s anschafft, definiert Fahrspaß meist nicht über Kurvengeschwindigkeiten. Soll es ab und an trotzdem ein wenig flotter von A nach B gehen, ist der Skoda Yeti praktisch. Auf den ersten Metern fällt das straff abgestimmte Fahrwerk auf. Das lässt zwar die eine oder andere Unebenheit durch, zeigt aber bei hohem Tempo seine Stärken. Anders als viele Konkurrenten ist der Yeti unempfindlich gegenüber Seitenwind und liegt satt auf der Straße. Kein Schwanken und kein Torkeln, er zieht stoisch seine Bahnen. Feinschliff könnte die Lenkung vertragen, die etwas zu indirekt und gefühllos agiert. Allerdings ist in dieser Klasse kaum ein Konkurrent besser.

Legt man Wert darauf, den neuesten Schrei an Assistenzsystemen an Bord zu haben, muss man sich bei der Konkurrenz umschauen. Spurverlassens- und Tote-Winkel-Warner fehlen im Yeti ebenso wie eine Verkehrszeichenerkennung, ein Head-up-Display, das Fahrinformationen in die Frontscheibe projiziert und im direkten Blickfeld des Fahrers anzeigt, oder ein Abstandsregeltempomat. Ein Auto dieser Preisklasse sollte solche Komponenten zumindest als Ausstattungsoption anbieten. Dafür gibt es einen Einparkautomaten. Wer´s braucht.

Verzichtbarer Luxus: der Allradantrieb

Test Skoda Yeti 2.0 TDI: Im Gelände trifft man SUVs wie den Skoda Yeti selten an. Deshalb muss ein Allradantrieb nicht zwingend sein.

Im Gelände trifft man SUVs wie den Skoda Yeti selten an. Deshalb muss ein Allradantrieb nicht zwingend sein.

(Foto: Skoda)

In der 170-PS-Konfiguration ist der Yeti grundsätzlich mit Allradantrieb unterwegs. Das werden Bewohner schneesicherer Gebiete zu schätzen wissen, aber unter normalen Bedingungen hat das System kaum Vorteile. Natürlich bringt das SUV die Kraft durch den 4x4-Antrieb stets souverän auf den Boden, aber die Technik erhöht gleichzeitig das Gewicht um rund 70 Kilogramm. Darf es auch etwas weniger Leistung sein, bieten sich der 140 PS starke 2.0 TDI und der 1.4 TSI mit 122 PS an, die jeweils auch als Fronttriebler erhältlich sind. Das spart Gewicht und damit Sprit. Im harten Gelände, wo der Allradantrieb seine Stärken ausspielen kann, trifft man Crossover wie den Yeti selten bis nie an.

Soll der Yeti oft als Kilometerfresser auf der Autobahn eingesetzt werden, ist der stärkste Diesel eine gute Wahl. Hier kann er mit den Schnellen mithalten, 200 km/h schüttelt er locker aus dem Ärmel. Wird diese Geschwindigkeit zum Dauerreisetempo, klettert der Verbrauch allerdings an die Zehn-Liter-Marke heran. Im normalen Betrieb kommt der Yeti 2.0 TDI mit 6,6 Litern aus. Das ergibt bei einem 60-Liter-Tank eine Gesamtreichweite von gut 900 Kilometern. Verwunderlich: Laut Skoda verbraucht die Sechsgang-DSG-Version 0,6 Liter mehr als die handgeschaltete Variante. Hier wird es zum nächsten Modellwechsel Fortschritte geben, wenn das in aktuellen VW-Modellen bereits verfügbare Siebengang-DSG auch für den Skoda Yeti zu haben ist.

Der Motor des Skoda Yeti Outdoor 2.0 TDI.

Der Zweiliter-Turbodiesel mit 170 PS passt gut zum Skoda Yeti. Er ist kräftig, laufruhig und sparsam.

(Foto: Skoda)

Das Fazit

Der Zweiliter-Turbodiesel ist nur nach dem Start ein rauer Geselle. Ist der TDI erst einmal auf Temperatur, zeichnet ihn eine ordentliche Laufruhe aus. Auf der Autobahn ist der Selbstzünder fast gar nicht mehr zu hören. Hier behalten die Windgeräusche die Oberhand, aber der Lärmpegel bleibt trotz hohen Aufbaus und kantiger Karosse auf niedrigem Niveau.

Um die Eingangsfrage aufzugreifen: Der Skoda Yeti 2.0 TDI bietet ein harmonisches Gesamtpaket und das oft zitierte "viel Auto für´s Geld". Allerdings nur dann, wenn man es bei der leicht aufgewerteten Basisausstattung belässt. Die Luxusvariante muss nicht sein. Schade, dass man das gesparte Geld nicht in moderne Assistenzsysteme investieren kann.

Technische Daten Skoda Yeti Outdoor 2.0 TDI 4x4 DSG:

R4-Turbodieselmotor mit 2,0 Litern Hubraum; 125 kW (170 PS); max. Drehmoment: 350 Nm bei 1750 - 2500/min; Leergewicht: 1565 kg; Kofferraum: 405 - 1485 l; 0 - 100 km/h: 8,6 s; Vmax: 201 km/h; Testverbrauch: 6,6 l / 100 km (lt. Werk: 6,3 l; CO2-Ausstoß: 164 g/km); Euro 5; Grundpreis DSG-Version: 31 290 Euro

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