Tesla-Chef Elon Musk:So groß wie Apple

Tesla Motors Inc. Chief Executive Officer Elon Musk News Conference; Tesla Motors Inc. Chief Executive Officer Elon Musk News Conference

Tesla-Chef Elon Musk: Seine Elektroauto-Firma schreibt weiterhin rote Zahlen.

(Foto: Bloomberg)
  • Die Quartalszahlen von Tesla waren einmal mehr nicht berauschend. Zwar stieg der Umsatz, gleichzeitig aber auch der Verlust.
  • Auch der Absatz beginnt zu stocken. In China läuft es nicht, es fehlt weiterhin ein zweites Modell und das billige Öl lässt die Nachfrage nach Elektroautos schwinden.
  • Firmenchef Elon Musk interessieren die Zahlen nur am Rande. Er denkt größer und prognostiziert für das Jahr 2025 einen Unternehmenswert vergleichbar mit Apple.

Von Thomas Fromm

Man muss wissen, dass Elon Musk nicht der Typ für das Klein-Klein des Alltags ist. Er mag es groß, am liebsten sogar: richtig groß. Oder, noch besser: gigantisch. Am Mittwoch musste er über die Bilanzen seines Elektroautobauers Tesla berichten. Im Grunde eine ziemlich biedere Angelegenheit, auf die er wahrscheinlich auch genauso gut hätte verzichten können. Aber naja, die Finanzmärkte wollen es so. Aber natürlich beließ er es nicht bei öden Zahlenkolonnen, sondern kündigte an, mit Energieakkus bald auch Wohnhäuser und Büros versorgen zu wollen.

Vergesst doch mal endlich die schnöden Zahlen, es geht um die Zukunft!

Verglichen mit den Dingen, die ihn sonst so umtreiben, ist sein Hausbatterien-Plan eigentlich verhältnismäßig spießig. Musk will auch eine Röhre namens Hyperloop bauen, in der man in 35 Minuten von San Francisco nach Los Angeles reisen kann. In Nevada will er für fünf Milliarden Dollar eine Großfabrik zum Bau von Batterien hochziehen, er betreibt die Raketenfirma SpaceX, will den Mars bevölkern, und wo er gerade schon mal dabei ist, will er mit einem weltumspannenden, drahtlosen Satelliten-Netzwerk nicht nur den gesamten Globus ans Internet anbinden, sondern den roten Planeten auch gleich mit. Denn was, bitte schön, soll man auf dem Mars anstellen, wenn man da nicht ins Netz kommt? Und vor allem: Wer soll es machen, wenn nicht er? Ok, das alles dauert ein paar Jährchen, kostet ein paar Milliarden - aber so what: So ist es nun mal, wenn man große Dinge vorhat.

Man hatte mit mehr gerechnet

Und Tesla, der Elektroauto-Pionier? Baut keine kleinen Elektroautos wie Deutsche oder Franzosen, bei denen nach 130 Kilometern Schluss ist, sondern große sportliche Limousinen, mit denen man zwischen 400 und 500 Kilometer fahren kann, ohne die Batterien aufzuladen. Autos, die heute je nach Ausstattung bis zu 100 000 Euro kosten können. Autos, von denen er in zehn Jahren einige Millionen Fahrzeuge verkaufen will.

Im vergangenen Jahr waren es noch 35 000, und viele davon konnten wegen Problemen im Vertrieb gar nicht erst ausgeliefert werden. Im vierten Jahresquartal lieferte Tesla zwar 9800 Autos aus - geplant waren aber 13 000. Beim Umsatz gab es zwar ein Plus von 55 Prozent auf 956 Millionen Dollar, aber man hatte offenbar mit mehr gerechnet. Da Tesla in den vergangenen Monaten viel Geld in den Ausbau seines Händlernetzes stecken musste, stieg der Verlust Ende 2014 von 16 auf 107 Millionen Dollar, und Börsianern wird schon ganz schwindelig, wenn sie daran denken, was erst passiert, wenn Milliarden in eine neue Batteriefabrik wandern.

Schlechte Geschäfte in China

Und dann noch China, der Hoffnungsmarkt aller Autobauer: Hier verkaufen die Kalifornier nur wenige Autos, im vergangenen Monat angeblich nur 120. Jetzt will Musk den Kunden im Milliardenreich kostenlose Aufladestationen vors Haus stellen, denn irgendwie zünden die Menschen dort nicht so richtig. Zuletzt wurde aus internen Mails zitiert: Darin soll Musk sein China-Personal kräftig zusammengestaucht haben, sogar von Entlassungsdrohungen und ersten Abgängen ist die Rede. Zu all dem kommt der niedrige Ölpreis: Wenn der Sprit billig ist, finden Autokäufer teure Elektroautos weniger interessant, das liegt in der Natur der Sache.

Es sind diese profanen Dinge des Alltags, die stören. Mit denen man sich eben beschäftigen muss, wenn man mit Tesla börsennotiert ist und die Aktie gerade vier Prozent ihres Wertes verloren hat. Bislang ist das Unternehmen nur mit dem Model S am Markt. Ende 2015 soll es das Model X geben, eine Geländelimousine (SUV) mit Flügeltüren und Allradantrieb. Eigentlich sollte es schon im vorigen Jahr kommen, doch der Meister verschob den Termin. Ebenfalls in Planung: Ein kleineres und günstigeres Modell für den Massenmarkt.

Anfang oder Ende?

Noch aber ist es nicht so weit, und die etablierten Autokonzerne, die Tesla seit Jahren genau beobachten, fragen sich nun: War's das? Oder startet Musk mit Tesla erst noch richtig durch? Dass seine Firma, anders als die Milliardenverdiener von Daimler, Audi und BMW, in den nächsten Jahren noch in den roten Zahlen festhängen wird, weiß man. Aber man weiß eben auch, dass es Musk nicht darum geht, mit Tesla schnelles Geld zu machen. Davon hat der Raketenmann, seitdem er vor Jahren seinen Internet-Bezahldienst Paypal an Ebay verkauft hatte, eh genug.

Aber dennoch dürfte es nicht wenige Konkurrenten geben, die sich klammheimlich freuen: Dass Autos des Elektropioniers vor mehr als einem Jahr in Flammen aufgegangen waren, war für die Rivalen schon ein Omen. Dass der Hersteller am laufenden Band Geld verbrennt, erst recht. Erst im Herbst hatten die Tesla-Anteilseigner Daimler und Toyota ihre Pakete an den Amerikaner verkauft, ohne allerdings ihre Kooperation mit Tesla aufzugeben. Auch das war ein Zeichen: Technologisch findet man Tesla in der Branche äußerst interessant. Wirtschaftlich dagegen eher weniger.

Musk ficht das alles nicht an. Er legte am Mittwoch eine neue, große Vision vor: In zehn Jahren werde sein Unternehmen mit 700 Milliarden Dollar so viel wert sein wie der IT-Konzern Apple. Heute bringt es Tesla auf einen Börsenwert von 25 Milliarden Dollar. Da geht noch was.

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