Telematik-Tarife für Kfz-Versicherungen:Billigere Autoversicherung dank Blackbox

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Damit es seltener kracht, sollen Autofahrer sicherer fahren. Die Kfz-Versicherer wollen das bald auch mit Telematik-Tarifen erreichen. (Foto: ufotopixl10 - Fotolia)
  • Mit der HUK-Coburg will Deutschlands größter Kfz-Versicherer von 2016 an Telematik-Tarife anbieten.
  • Wer seinen Fahrstil mit einer im Auto installierten Blackbox überwachen lässt, zahlt niedrigere Beiträge.
  • Die Sparkassen Direkt bot einen solchen Tarif 2014 bereits versuchsweise an. In anderen Ländern sind solche Angebote längst verbreitet.

Von Herbert Fromme, Köln

Wer als 18-jähriger Fahranfänger einen normalen VW Golf anmeldet, zahlt für die Haftpflichtversicherung locker 1500 Euro und mehr pro Jahr. Nutzt er künftig einen sogenannten Telematik-Tarif, mit dem sein Fahrverhalten mit elektronischen Instrumenten im Auto überprüft wird, kann er dagegen den Preis um mehr als 400 Euro reduzieren. Das ist die Logik hinter neuen Tarifen, die in den kommenden Monaten auf den Markt kommen.

In Großbritannien, Italien, Irland und den USA gibt es solche Angebote schon länger. In Deutschland hatten sie bislang nur wenige Anbieter im Programm. Pionier war die Sparkassen Direkt in Düsseldorf, die in einem großen Life-Versuch 2014 die Fahrzeuge von 1000 Kunden mit speziellen Geräten ausrüstete und seitdem zurückhaltendes Fahrverhalten belohnt. Axa und VHV wollen folgen.

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Die Mehrzahl der deutschen Autoversicherer einschließlich des Marktführers Allianz wartet bislang ab. Ein wichtiges Argument: Anders als in Italien oder Großbritannien achten deutsche Verbraucher stärker auf den Datenschutz und sind nicht so einfach bereit, die permanente Kontrolle ihres Fahrverhaltens zu dulden - auch wenn sie damit Geld sparen.

Blackbox im Fahrzeug

Doch die Zurückhaltung bei der Mehrzahl der Gesellschaften dürfte schnell verschwinden. Denn nach SZ-Informationen bereitet HUK-Coburg, einer der ganz Großen, bereit die Einführung eines Telematik-Tarifs für Anfang 2016 vor. Das Unternehmen bestätigte das. Mit mehr als zehn Millionen versicherten Fahrzeugen liegt HUK-Coburg weit vorn im deutschen Markt - zweiter ist die Allianz mit 8,2 Millionen. Wenn die Gesellschaft aus Coburg mit einem Telematik-Tarif kommt, müssen die anderen folgen.

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Die Grundidee: Eine Blackbox oder ein anderes technisches System im Fahrzeug ermittelt per GPS den Standort, misst ständig die Geschwindigkeit und vergleicht sie mit dem jeweils erlaubten Limit. Die Box registriert, wie scharf ein Autofahrer bremst und wie schneidig er anfährt. Diese Angaben werden dauernd per Funk an eine Datensammelstelle gesendet.

Bei der Sparkassen Direkt ist das ein externer Dienstleister, der die Daten auswertet und daraus einen Punktwert errechnet, den sogenannten Score. Bei niedrigem Score sinken die Prämien. Der Versicherer erhält nur die Scores, die Einzeldaten bleiben beim Dienstleister, der nur die Gerätenummer kennt, aber nicht den Kunden. Der Kunde kann die gefahrenen Kilometer und seine Scores abrufen. So seien die Daten gut geschützt, glaubt der Versicherer.

In Großbritannien sind Modelle auf dem Markt, die deutlich weiter gehen. Wenn ein junger Autofahrer dort zwischen 23 Uhr und fünf Uhr fährt, sind sofort 100 Pfund Geldstrafe fällig, die der Versicherer abbucht. Solche Strafen planen deutsche Versicherer bislang nicht. Sie werben vor allem mit der Ersparnis - beim Hannoveraner Anbieter VHV sind es bis zu 30 Prozent, die Fahranfänger weniger zahlen. Allerdings kostet das entsprechende Gerät, das in den Zigarettenanzünder im Auto eingesteckt wird, 130 Euro. Die zahlt der Kunde.

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HUK-Coburg testet die Geräte bei Mitarbeitern

Die HUK-Coburg gibt sich zugeknöpft, wenn es um die Einzelheiten ihres Systems geht. Es gebe noch viele offene Fragen. Über das Prinzip äußert sich Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann aber. " Die Autos sammeln schon heute sehr viele Daten und künftig noch mehr", sagt er. "Jetzt stellt sich für die Versicherer die große Frage, ob sie mit der Nutzung dieser Daten die Risiken noch besser einschätzen können." Das könne gerade für junge Leute gelten. Gesichert sei die Wirkung aber keineswegs, deshalb habe auch der von 2016 an angebotene Telematik-Tarif immer noch einen gewissen Testcharakter. Im Feldversuch baut der Versicherer aktuell die Geräte bei Fahrzeugen von Mitarbeitern ein - auch bei Vorständen.

Axa Deutschland geht einen anderen Weg. Ein spezielles Gerät muss nicht installiert werden. "Jeder kann an dem Tarifmodell teilnehmen, der ein Smartphone hat und unsere App nutzt", sagt Daniel Schulze Lammers, bei Axa zuständig für die Autoversicherung. Die App misst das Fahrverhalten. Wer teilnimmt, erhält einen Grundbonus und außerdem eine Gutschrift je nach Fahrverhalten. Der Fahrer bestimmt, wann Daten gesendet werden und wann nicht. Zielgruppe sind Fahranfänger bis 25 Jahre.

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Es ist kein Zufall, dass gerade HUK-Coburg energisch bei den Telematik-Tarifen vorangeht. Die Gesellschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren zwar auf Platz eins bei der Stückzahl im umkämpften Autoversicherungsmarkt hochgekämpft, auch wenn die Allianz bei den Prämieneinnahmen größer ist, weil sie mehr Lkws versichert. Aber die Coburger sind von zwei Seiten heftig unter Druck: Die Autohersteller bieten beim Neuwagenverkauf in Zusammenarbeit mit der Allianz Versicherungen an und offerieren, wenn sie ein bestimmtes Modell in den Markt drücken wollen, stark subventionierte Policen. Vergleichsportale wie Check24 und Verivox sorgen für intensive Konkurrenz gegen den Internet-Anbieter HUK24. Da sucht die Gesellschaft nach jeder Gelegenheit, durch bessere Analyse des Risikos noch passgenauere Tarife anzubieten.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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