Telematik im Flottenmanagment:Nie wieder Zeit verlieren

Warum es sich für fast jeden Betrieb lohnt, seine Fahrzeuge durch moderne Telematikgeräte steuern zu lassen. Einfache Lösungen sind zu Beginn sinnvoll.

Friederike Nagel

Wie hängen ein Krankenwagen, ein Klempner und ein Kurierfahrer zusammen? Was anfängt wie ein klassischer Witzdreisatz, hat eine ernste Verbindung. Für alle drei Fahrer ist es wichtig, möglichst schnell bei ihren Kunden anzukommen. Sonst könnte jemand sterben, jemand eine schlimme Überschwemmung erleben oder jemand zu lange auf seine Lieferung warten.

Smart-Flotte der DHL, 2005

Nie wieder Zeit verlieren durch schlechte Planung oder langes Suchen: Intelligente Hilfsmittel garantieren nicht nur großen Firmenflotten einen reibungsloseren Ablauf.

(Foto: Stephan Rumpf)

Dass das nicht gut sei, wüssten alle, sagt Thomas Schmidt. Doch nur wenige Fahrer oder Firmenchefs von Kleinunternehmen glaubten, dass es auch für sie inzwischen sehr gute Mittel gibt, etwas dagegen zu tun. Flotten, das ist etwas, was nur große Firmen haben, so die landläufige Ansicht.

Schmidt ist Bereichsleiter von Tomtom Business Solutions. Das 1991 gegründete Unternehmen gilt als weltweit führender Anbieter von im Fahrzeug integrierten und mobilen Navigationslösungen. "Im Grunde ist das unsere größte Aufgabe", sagt er, "all die Handwerker und Dienstleister da draußen davon zu überzeugen, dass sie schon mit drei Autos eine Flotte haben."

Überzeugt sind seit kurzem die 60 freiwilligen Helfer der österreichischen Wasserrettung Graz. Ihre Fahrzeuge wurden mit mobilen Navigationsgeräten aus dem Firmensegment von Tomtom ausgestattet.

Für die gemeinnützige Organisation geht es darum, möglichst schnell zur Stelle zur sein, wenn etwas passiert ist. Natürlich geht es aber auch um Kosteneffizienz. "Die Anschaffungskosten waren für uns überschaubar", sagt Markus Jabinger, Landesreferent der Österreichischen Wasserrettung LV Steiermark.

Außerdem würden neben der Routenführung beispielsweise automatisch alle Fahrten, mit oder ohne Blaulicht, erfasst. Diese nutzt die Wasserrettung Graz nun unter anderem als Beleg beim Finanzamt. Die Telematiklösung ermögliche es dem Team, sich auf den Einsatz zu konzentrieren - und nicht auf das Finden der schnellsten Strecke. Mit Hilfe des neuen Systems werden die Fahrzeuge geortet und dann an ihr Ziel navigiert.

Viele kleine Betriebe scheuen noch den Weg zur Telematik

Die Fahrer der 60 ehrenamtlichen Mitarbeiter identifizieren sich bei Fahrtbeginn in den Fahrzeugen mit ihren jeweiligen Pin-Codes. Beim Anschalten des Blaulichts sendet das Navigationsgerät automatisch eine E-Mail an den zuständigen Bezirksstellenleiter. Im sogenannten Tomtom Webfleet laufen sämtliche Informationen zu Einsatzfahrten, Fahrzeuglokalisierung, gefahrenen Geschwindigkeiten und zuständigen Fahrern zusammen.

Nach und nach entdecken immer mehr Unternehmen die Vorteile von Flottenmanagement in Verbindung mit Navigation. Auf Herstellerseite ist der Verkauf von Flottenlösungen - egal ob für kleine oder große Firmen - zunächst mal beratungsintensiver und deshalb aufwendiger.

"Der Markt ist aber definitiv vorhanden und bietet gute Möglichkeiten, mit Lösungen für Flottenmanagement Geld zu verdienen", sagt Heinz-Leo Dudek, Professor für Wirtschaftsingenieurwesen an der Dualen Hochschule in Ravensburg und Experte in Sachen Flottenmanagement.

Beim Hersteller Garmin macht man ähnliche Erfahrungen wie bei Tomtom: "Viele kleine Unternehmen bewegen sich mit der Idee einer Telematiklösung auf völlig neuem Terrain", sagt Thomas Lenz, Produktmanager Automotive bei Garmin.

Der amerikanische Hersteller bietet einerseits Geräte wie den dezl 560T an, die bereits in der Navigation die Anforderungen von Lkw und Transportern berücksichtigen. "Wir arbeiten aber auch gezielt mit verschiedensten Partnern und Spezialisten zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können", so Lenz weiter.

Je nach Partner wie beispielsweise Yellow Fox oder Mobile Objects können die Lösungen in unterschiedlichsten Flotten und Fuhrparkgrößen zum Einsatz kommen: von kleinen bis hin zu großen mit unterschiedlichen Varianten von spezifischen Aufgabenbereichen.

Anrufbeantworter und Zettelwirtschaft ade: Die Kommunikation ändert sich

Derzeit fehle vielen Kleinflotten schlicht die Erfahrung damit. Auch gilt eine gewisse Grundskepsis als recht verbreitet. Während große Flotten ohne Telematik kaum noch denkbar sind, ist die Situation bei kleinen Handwerksbetrieben, Rettungsdiensten oder Taxiunternehmen noch völlig anders. "Dabei kann gerade auch diese Zielgruppe Benzin- und Personalkosten einsparen und eine bessere Auslastung erzielen", sagt Experte Dudek.

Einen Einstieg in das Thema bietet beispielsweise das Unternehmen Wollnikom aus der Nähe von Mönchengladbach. Deren im Rückspiegel integrierte Lösung Mirror Navi basiert auf einem Garmin-Navigationsgerät und einem speziellen Spiegelsatz. "Eine solch reduzierte Lösung, also ohne viele Flottenmanagement-Funktionalitäten, ist oft der erste Schritt für kleine Unternehmen, um sich mit dem Thema Routen- und Einsatzoptimierung zu befassen", sagt Volker Varol, Geschäftsleitung von Wollnikom.

Die neuen Gerätegenerationen aller Hersteller versuchen, in kürzester Zeit Probleme auf der Straße zu lösen: Bei Staus nach Unfällen, Straßenarbeiten oder Umleitungen können Navigationsgeräte heute durch Echtzeit-Verkehrsinfodienste alternative Routen vorschlagen. Jeder Hersteller nutzt dafür seinen eigenen Mix aus unterschiedlichen Quellen. Verkehrsinfodienste, Verkehrskameras, Straßensensoren oder auch anonyme Signale von Mobiltelefonen.

"In Unternehmen ist Zeit Geld. Mit einer Fahrzeugflotte, die täglich acht Stunden unterwegs ist, liefert jede eingesparte Minute auf der Straße tatsächliche Einsparungen", sagt Schmidt von Tomtom. Mit professionellen Lösungen - werben unisono alle Anbieter - hätten Unternehmen die Möglichkeit, mehr Zeit mit Kunden und weniger Zeit auf der Straße zu verbringen.

Ein weiterer Vorteil ist die verbesserte Kommunikation. Durch Telematiklösungen können Firmen hier vieles optimieren: Was früher über Telefon lief, geht jetzt per Textmeldung direkt auf das Navigationsgerät. Der Empfänger kann sich die Nachricht sogar laut vorlesen lassen. "Unnötige Wartezeiten fallen also weg", sagt Dudek. Lösungen, die den Arbeitsfluss positiv unterstützen, rechnen sich laut Lenz tatsächlich schon "ab drei Fahrzeugen - beispielsweise für einen Handwerksbetrieb".

Dudek schätzt, dass die Angebote und die Nutzung von Positionsdaten, Routenverlauf und weiteren Informationen, die mittels eines Internetportals zusammenlaufen, in den kommenden Jahren stark zunehmen wird. "Ich empfehle aber immer allen Unternehmen, eher klein anzufangen - beispielsweise mit einer Ortungsbox, auf die der Disponent übers Netz zugreifen kann." Es sei gut, sich für eine Lösung zu entscheiden, die man später einfach nachrüsten könne.

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