Der Kampf um das Auto als dem letzten weißen Flecken im Internet ist voll entbrannt. "Immer mehr Menschen wollen in ihrer Freizeit jederzeit vernetzt sein, auch im Auto", erklärt Peter Häußermann, Leiter Elektrik/Elektronik und Telematik bei Daimler. Die Zukunft gehört den mobilen, lokal basierten und personalisierten Datendiensten.
Schnelle Post: Vor Staus soll zukünftig in Echtzeit gewarnt werden.
Die Frage ist nur, wer den direkten Zugang zum Kunden hat und wer als trendige (Online-)Marke wahrgenommen wird. Viele Autohersteller wollen die Hoheit über ihre ertragreichen Infotainment-Plattformen behalten. Statt wie Ford und Fiat Lizenzen an große Datenlieferanten wie Microsoft zu zahlen, entwickeln sie viele Online-Funktionalitäten möglichst in Eigenregie. Dabei nehmen sie sogar den zeitlichen Vorsprung der (Internet-)Wettbewerber in Kauf.
Erst seit kurzem helfen Audi und BMW beispielsweise ihren Navigationssystemen mit Echtzeit-Verkehrsinformationen auf die Sprünge, Mercedes und VW werden bis 2013 nachziehen. Einige mobile Navigationsgeräte und Mobiltelefone mit entsprechenden Programmen greifen bereits seit drei Jahren auf Verkehrsflussdaten zurück, die wesentlich aktueller sind als der TMC-Dienst der Radiosender.
Der Trick dabei sind Ortungssignale, die Mobiltelefone in Autos ohnehin an ihren Netzanbieter funken. Werden diese Daten zusammen mit anderen Verkehrsinformationen ausgewertet, lassen sich Fahrgeschwindigkeit und Verkehrsdichte berechnen. Bei Googles Kartendienst Maps werden die Karten bereits kostenlos je nach Verkehrsfluss farblich markiert.
Mit den Echtzeit-Informationen lassen sich im Auto nicht nur die Navigation, sondern eine Vielzahl zusätzlicher Dienste aufpeppen. Entsprechende Apps auf dem Mobiltelefon sind schick, verrückt, ständig neu und kosten in der Regel höchstens ein paar Euro. Wo halten sich beispielsweise meine Facebook-Freunde gerade auf - und wie komme ich direkt zu ihnen?
Auch wenn sich Generationen von Autofahrern als Einzelkämpfer durch den Verkehr geschlagen haben, sind soziale Netzwerke jetzt der letzte Schrei. Apps wie Facebook und Google Street View sind von November an als Comand Online auch für die meisten Mercedes-Modelle erhältlich. Mittelfristig sollen zwölf weitere Programme wie Twitter oder Internet-Musikanbieter integriert werden.