Tankrabatt:Experten erwarten langen Schlangen an Tankstellen

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Wenn der Tankrabatt kommt, sollten Autofahrer nicht gleich am ersten Tag an die Zapfsäule stürmen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Von Mittwoch an gilt drei Monate lang der Tankrabatt. Experten sagen, warum es keine gute Idee ist, gleich am ersten Tag an die Zapfsäule zu fahren oder Diesel zu bunkern. Und was man noch beachten sollte.

Von diesem Mittwoch an gilt nicht nur das Neun-Euro-Ticket bundesweit in Bussen und Bahnen, auch Autofahrerinnen und -fahrer werden entlastet: Für die Dauer von drei Monaten gilt in Deutschland ein Tankrabatt. Durch eine Senkung der Energiesteuer von 1. Juni an bis einschließlich Ende August könnte Benzin um rund 35 Cent pro Liter und Diesel um etwa 17 Cent pro Liter billiger werden. Die Frage ist nun: Sollte man möglichst bis zum Stichtag warten und mit dem letzten Tropfen am Mittwoch zur Tankstelle rollen? Experten des ADAC und des Auto Club Europa (ACE) raten davon ab. Warum genau? Hier die wichtigsten Antworten zu allen Fragen rund ums Thema:

Warum sollte man nicht gleich am ersten Tag tanken fahren?

Zum einen erwarten die Fachleute des ADAC, dass es zum Stichtag sehr voll werden könnte an den Tankstellen. Lange Warteschlangen wären die Folge. Manch einer könnte dann sogar ganz leer ausgehen. Auch die Tankstellenbranche erwartet laut Medienberichten eine hohe Nachfrage und warnt vor möglichen Engpässen. Zum anderen könnte insbesondere in grenznahen Gebieten der Ansturm auf die Tankstellen durch Autofahrerinnen und -fahrer aus dem Ausland zusätzlich verstärkt werden, heißt es beim ADAC. Denn mit der Preissenkung zum 1. Juni dürfte das Tanken in Deutschland teilweise beträchtlich billiger werden als beispielsweise in Dänemark, in den Niederlanden, in Belgien oder in der Schweiz. Hinzu kommt: "Bei Sprit gilt Angebot und Nachfrage", sagte ACE-Sprecher Sören Heinze kürzlich dem Deutschlandfunk. Und das heißt: Je höher die Nachfrage, desto höher der Preis.

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Könnte der Spritpreis im Juni also zunächst mal gar nicht so deutlich sinken wie von der Politik erhofft?

Das ist nach Ansicht des Bundesfinanzministeriums durchaus möglich. Aus dem Haus von Christian Lindner (FDP) hieß es am Montag, die Tanks seien noch gefüllt mit Kraftstoffen, die im Mai zu den alten Steuersätzen geliefert worden seien. Mit einer abrupten Preissenkung für Benzin und Diesel an den Tankstellen sei daher vorerst nicht zu rechnen. Erst nach und nach würden die Tankstellen vom 1. Juni Kraftstoffe mit den reduzierten Steuersätzen einkaufen. Mit dem nachgekauften Kraftstoff komme der niedrigere Preis dann auch nach und nach beim Verbraucher an. Der Bund verzichtet in den kommenden drei Monaten auf etwa drei Milliarden Euro an Steuern, um Benzin und Diesel von Juni bis Ende August günstiger zu machen. In diesem Zeitraum wird die Energiesteuer auf Kraftstoffe auf das europäische Mindestmaß gesenkt.

Auch der ACE ist der Ansicht, dass zunächst einige Tage vergehen können, bis der Preis an den Zapfsäulen spürbar sinkt. "Wenn sich die Lage beruhigt und die Preise auf dem günstigeren Niveau eingependelt haben, kann ganz ohne Stress getankt werden", erklärt der Club. Daher sollte man den Tank jetzt in den letzten Tagen des Mai besser nicht bis zum letzten Tropfen leerfahren. Nach Angaben des ADAC haben kurz vor der Steuerentlastung am Mittwoch die Spritpreise ohnehin noch einmal kräftig zugelegt. Sowohl Benzin als auch Diesel hätten sich im Vergleich zur vergangenen Woche um mehrere Cent verteuert, teilte der Automobilclub am Montag mit. So kostete Super E10 im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Sonntags 2,129 Euro pro Liter. Das sind 3,9 Cent mehr als am Dienstag vergangener Woche. Diesel schlug mit 2,026 Euro zu Buche - ein Plus von 3,2 Cent pro Liter. Den jüngsten Anstieg führt der ADAC allerdings auf gestiegene Ölpreise zurück.

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Sollte man den billigen Sprit bunkern?

Auch davon raten die Experten ab. Denn laut ADAC ist es verboten, privat größere Benzinmengen zu lagern. So sind aufgrund der Explosionsgefahr in Kleingaragen von einer Größe bis zu 100 Quadratmeter lediglich bis zu 20 Liter erlaubt. Und die müssen in verschlossenen, nicht brennbaren und bruchsicheren Kanistern gelagert werden, informiert der ACE. Vom weniger entzündlichen Diesel darf mehr eingelagert werden: Hier sind bis zu 200 Liter in einer Kleingarage erlaubt. Dennoch sollte man zunächst einen kühlen Kopf bewahren und keinen Sprit hamstern - auch wenn die günstigen Preise womöglich verlockend sein sollten.

Was gibt es noch zu beachten?

Auch wenn der Gesetzgeber es erlaubt, bis zu 200 Liter Diesel in der Garage zu lagern - vernünftig ist es aus Sicht der Experten nur selten. Denn Diesel hält sich auch bei luftdichter Lagerung nur einige Monate, erläutert der ACE. Grund sei die sogenannte Dieselpest. Bakterien aus dem Biodiesel-Anteil zersetzten mit der Zeit den Kohlenstoff im Diesel. So bildet sich eine Art Schlamm, der wiederum die Filter und das Kraftstoffsystem des Fahrzeugs verstopfen kann. Hinzu kommt: Wer nur zu Miete wohnt, dem ist die Lagerung von Kraftstoff oft ganz verboten. Hier hilft ein Blick in den Mietvertrag. Wenn nicht anderweitiges vermerkt ist, sind laut ACE im Keller als Gesamtmenge 20 Liter Benzin oder Diesel erlaubt. Im gesamten Keller, versteht sich - und nicht pro Kellerverschlag.

Darf man den Sprit im Auto lagern?

Für den Transport im Auto sind zwar bis zu 240 Liter erlaubt. Die Menge muss aber verteilt sein auf maximal 60 Liter fassende Reservebehälter - innerhalb Deutschlands. In anderen Ländern gelten andere Regeln. Der entsprechende Kanister muss laut ADAC entweder die sogenannte Reservekraftstoffkanister-Zulassung (RKK) oder eine UN-Zulassung haben. Die entsprechende Kennzeichnung ist am Behälter eingeprägt. Wichtig: In Deutschland muss laut Dekra ab einer Menge von 20 Litern Kraftstoff im Kanister außerhalb des Tanks das Kennzeichen "Verbot für Fahrzeuge mit wassergefährdender Ladung" beachtet werden. Zur Sicherheit raten Experten im Auto, nie mehr als fünf oder zehn Liter als Reserve vorzuhalten.

Wie lässt sich sonst Sprit sparen?

Viel lässt sich durch eine vorausschauende, sparsame Fahrweise und den Verzicht auf Kurzstrecken einsparen. ACE-Mann Heinze rät zudem, unnötige Gegenstände aus dem Kofferraum zu entfernen, ebenso den Dachgepäckträger oder den Fahrradträger am Heck nach der Benutzung. Um bis zu zwanzig Prozent lässt sich so laut ADAC der Durst des Autos reduzieren. Auch der Umstieg auf Busse und Bahnen kann sinnvoll sein - zumal ja in den kommenden drei Monaten die Nutzung dieser Verkehrsmittel mit dem von der Bundesregierung angeschobenen Neun-Euro-Ticket sehr günstig ist. Immer sinnvoll aus Sicht der Experten: Vor dem Tanken die Preise vergleichen - beispielsweise mit der Spritpreis-App des ADAC fürs Smartphone oder einem ähnlichen Angebot des ACE. ACE-Sprecher Heinze rät zudem, möglichst dann zu den Tank zu füllen, "wenn die meisten anderen nicht tanken" - also zum Beispiel am Wochenende oder in den frühen Abendstunden, wenn die Pendlerinnen und Pendler bereits zuhause sind.

Gibt es niemanden, der überprüft, ob die Steuersenkung bei den Verbrauchern auch ankommt?

Es kann gut sein, dass in den kommenden Tagen und Wochen die Verantwortlichen innerhalb der Bundesregierung diese Frage intensiv diskutieren - und sich die Verantwortung gegenseitig zuschieben. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai erklärte bereits, er erwarte eine konsequente Kontrolle des Tankrabatts. Verantwortlich dafür sei das Bundeswirtschaftsministerium, geführt von Robert Habeck (Grüne). Djir-Sarai sagte, damit die Entlastung ihre Wirkung voll entfalten könne, müsse die Preissenkung in voller Höhe bei den Bürgern ankommen. "Dazu muss das Bundeswirtschaftsministerium nun seine Schuldigkeit tun und über die Markttransparenzstelle beim Kartellamt sicherstellen, dass die Steuersenkung bis zum Endverbraucher weitergegeben wird und nicht versandet." FDP-Chef Lindner äußerte sich ähnlich: "Dass der Tankrabatt bei den Menschen ankommt, das ist nun Aufgabe von Kartellamt und Co!", schrieb er bei Twitter.

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