SUV im Fahrbericht:Der neue VW Tiguan wird es schwerer haben

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Die Preise für den neuen VW Tiguan starten bei 30 025 Euro. (Foto: dpa-tmn)

Volkswagens Erfolgs-SUV ist viel praktischer geworden. Doch die Konkurrenz ist so zahlreich und stark wie nie.

Test von Michael Specht

2,8 Millionen Tiguan der ersten Generation: Das ist mehr als beachtlich für ein kompaktes SUV, das mit viel Verspätung auf den Markt kam. Der Nachfolger tritt nun ein schweres Erbe an. Denn das Umfeld hat sich seit 2008 erheblich geändert.

Aus Asien tauchen Modelle wie der Nissan Qashqai, der Mazda CX-5, der Hyundai Tuscon und der Kia Sportage im Rückspiegel auf. Von der Premiumseite kommen Audi Q2 und Q3, Mercedes GLA und BMW X1. In zwei Jahren folgt der Volvo XC40. Im eigenen Hause machen sich der Seat Ateca und das nächste SUV von Skoda, der derzeit als Kodiak durch die Medien geistert, startklar. Citroën und die Edel-Tochter DS schicken 2017 jeweils ein SUV an den Start. Renault ist mittlerweile mit dem Kadjar erfolgreich in diesem Segment vertreten. Dacia bringt nächstes Jahr den neuen Duster und Opel lässt seinen Meriva vom Van zum Crossover mutieren. Es gibt also mehr als genug Konkurrenz. "Fast 30 Mitbewerber tummeln sich in diesem Segment", sagt Thomas Treptow, Leiter Produktmarketing Tiguan.

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Der Tiguan ist praktischer geworden

VWs neuer Kompakt-SUV ist eine komplette Neukonstruktion auf Basis der modularen Architektur MQB. Das spürt man am geringeren Gewicht und dem größeren Platzangebot. Besonders im Fond genießen Passagiere mehr Beinfreiheit. Zudem lassen sich die Rücksitze nun 18 Zentimeter längs verschieben, was den Kofferraum von 520 auf 615 Liter vergrößert, ein Plus von 145 Litern. Die Lehnen können senkrecht gestellt und erstmals per Fernentriegelung vom Gepäckraum aus nach vorne gekippt werden. Dann schluckt der Tiguan 1655 Liter, allerdings liegen die Rücklehnen nicht vollständig flach. Wer gegen Aufpreis noch die umklappbare Beifahrersitzlehne bestellt, kriegt sogar über 2,50 Meter lange Regalbretter trocken nach Hause. Zudem kann die Heckklappe nun per Fußschwenk geöffnet werden. Pferde- und Bootsbesitzern sei noch gesagt: Als einziger seiner Klasse darf der Tiguan 2,5 Tonnen ziehen.

Das Cockpit zeigt sich in typischer VW-Anmutung, übersichtlich, funktional, sauber verarbeitet und qualitativ hochwertig. Allerdings gilt dies nur für den oberen Teil des Armaturenbrettes. Die Türverkleidung und die Mittelkonsole abwärts trübt Hartplastik das ansonsten ansprechende Ambiente. Nach dem Passat ist der Tiguan das zweite Modell, das sich gegen Aufpreis mit einem Head-up Display sowie mit virtuellen und umschaltbaren Instrumenten ausrüsten lässt. Sicher, kein Muss, doch eine angenehme Sache, die man bald nicht mehr missen möchte.

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Nur zwei Motoren zum Marktstart

Gegenüber seinem Vorgänger ist der Tiguan um sechs Zentimeter auf 4,49 Meter gewachsen. Auch die Breite nahm zu (plus 3 cm), was im engen Stadtverkehr und im Parkhaus ein wenig mehr Konzentration erfordert. Kein Wunder, dass VW ein Kamerasystem zur Rundumüberwachung anbietet. Es hilft auch im Gelände enorm, größere Steine und andere Hindernisse lassen sich gut erkennen. Zum Markstart am 25. April hat der Kunde die Auswahl zwischen vorerst zwei Motoren. Im Laufe des Jahres sollen es einmal acht werden, vier Diesel und vier Benziner. Deren Leistungsspektrum reicht von 115 bis 240 PS. 2018 soll noch ein Plug-in-Hybrid (GTE) hinzukommen. Einen kompletten E-Antrieb wird es nicht geben.

Fahren konnten wir den bekannten Zweiliter-TDI mit 150 PS, den es mit manuellem Sechsgang- oder mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gibt, sowie den Zweiliter-Benziner TSI mit 180 PS. Letzterer spielt außerhalb von Europa die Hauptrolle. Beide Aggregate harmonieren gut mit dem Tiguan, entwickeln früh ihr Drehmoment und lassen eine entspannte Fahrweise zu. Dies ermöglicht auch, in etwa den Normverbrauch zu erreichen, den Volkswagen beim TSI mit 7,3 Liter und beim TDI mit DSG mit 5,6 Liter angibt.

Preislich steigt man in den neuen Tiguan mit 30 025 Euro ein. Allrad kostet 2000 Euro mehr, das DSG nochmals 1900 Euro zusätzlich. Das Auto zu konfigurieren und bei unter 40 000 Euro zu bleiben, dürfte aber nur Asketen gelingen. Viele Optionen funktionieren nach dem "Wenn-dann-Prinzip: wenn Offroad-Paket, dann auch Nebelscheinwerfer und Abbiegelicht. Wenn Geschwindigkeitsregelanlage, dann auch Multifunktionslenkrad, um nur zwei Beispiele zu nennen. Auch die Farbstrategie ist gewöhnungsbedürftig: Außer Mausgrau kostet alles extra.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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