Straßenverkehr:Sieben Fehler beim Autofahren im Winter

Wir sind zu bequem oder wissen es nicht besser: Diese Verhaltensweisen in der kalten Jahreszeit gefährden nicht nur uns selbst, sondern auch andere.

Von Felix Reek und Christina Kunkel

Nur ein Guckloch freikratzen

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(Foto: picture alliance / Julian Strate)

Jeder Autofahrer kennt die Situation: Montagmorgen, die Zeit ist knapp und dann auch noch das - die Scheiben des Wagens sind vollkommen vereist. Ein kleines Guckloch muss reichen. Es geht schließlich vor allem darum, die Straße zu sehen. Immer wieder sieht man im Winter Autofahrer, die nur einen Teil ihrer Scheibe freigekratzt haben. Doch das ist ein Trugschluss. Wer nur einen kleinen Teil seiner Scheibe vom Eis befreit, gefährdet nicht nur seine Sicherheit, sondern auch die der anderen Verkehrsteilnehmer. Das Guckloch gibt nur den Blick auf einen kleinen Teil der Straße frei. Markus Egelhaaf von der DEKRA Unfallforschung erklärt: "Gute Rundumsicht ist eine entscheidend Voraussetzung, um die Umgebung zu erfassen, die Verkehrssituation richtig einzuschätzen und angemessen zu reagieren. Wenn Sie nichts sehen, wird es sehr schnell gefährlich." Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Bußgeld von zehn Euro rechnen, bei einem Unfall droht Mithaftung. Was sich übrigens auch nicht lohnt: Den Motor im Stand warmlaufen zu lassen, um damit die Scheiben vom Eis zu befreien.

Heißes Wasser zum Enteisen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Ein weitere vermeintlich schnelle Methode, für gute Sicht zu sorgen ist, ist die Scheibe mit heißem Wasser zu übergießen. Eine schlechte Idee - das funktioniert zwar kurzzeitig, doch durch den plötzlichen Temperaturunterschied kann die Scheibe springen. Ratsamer sind Eiskratzer und Enteiser. Wer sich diese Arbeit ersparen will: Eine Folie über Nacht auf der Scheibe, die zwischen den Türen eingespannt wird, hält zumindest die Front eisfrei. Der Nachteil: Durch die Türen kann Wasser eindringen und sich Feuchtigkeit im Innenraum ausbreiten.

Mit den Scheibenwischern Eis und Schnee entfernen

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(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Besonders anfällig sind im Winter auch die Wischerblätter. Bevor sie betätigt werden, sollte die Scheibe eisfrei sein, sonst sind sie schnell beschädigt. Klebt der Gummi auf dem Glas, hilft ein einfacher Trick: von oben drauf drücken, bis sich die Eisschicht löst. Auch Scheibenreiniger-Konzentrat oder Enteiser, die auf den Gummi aufgetragen werden, liefern gute Ergebnisse. Auf gar keinen Fall sollte der Scheibenwischer einfach hochgezogen werden, womöglich bleibt der Kunststoff kleben. Wer das Einfrieren vermeiden will, behilft sich mit ein paar Utensilien, die jeder zu Hause hat: Eine Tüte oder eine alte Socke über dem Scheibenwischer verhindern das Festfrieren auf dem Glas.

Auto nicht vollständig vom Schnee befreien

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(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Auch Schnee auf dem Auto kann zu einer Gefahrenquelle werden. Es reicht nicht, die weiße Pracht von den Scheiben zu fegen, um eine gute Sicht zu gewährleisten. Scheinwerfer und Heckleuchten müssen frei liegen, damit Blinker, Bremslicht und Beleuchtung gut zu sehen sind. Bei modernen Autos kommen noch die Sensoren der Sicherheitssysteme hinzu. Spurhalteassistenten und Einparkhilfen arbeiten oft mit Kameras, die dadurch verdeckt werden. Auf dem Dach sollte der Schnee ebenfalls entfernt werden, da er zu Beinträchtigungen der Sicht führt - sowohl für den nachfolgenden Verkehr als auch den Fahrer selbst. Bremst dieser unvermittelt, rutscht der Schnee auf die Frontscheibe. Beschleunigt der Fahrer, zieht das Auto eine weiße Fahne hinter sich her, die alle nachfolgenden Fahrzeuge gefährdet.

Zu viel Gas geben

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(Foto: dpa)

Das Fahrgefühl im Winter ist ein ganz anderes als im Sommer: weniger Grip, rutschige Straßen, verlängerte Bremswege. Besonders das Anfahren gestaltet sich schwierig. Bei Schnee und Eis sorgt viel Gas geben für einen gegenteiligen Effekt - statt zügig voranzukommen, drehen die Räder durch. Mit niedriger Drehzahl im ersten Gang und einem behutsamen Einsatz des Gaspedals lässt es sich leichter anfahren. Falls das nicht den gewünschten Erfolg bringt: Im zweiten Gang starten und sanft beschleunigen, verbessert die Traktion. Drehen während der Fahrt die Räder durch, gilt es ebenfalls den Fuß vom Gas zu nehmen. Schalten Sie lieber einen Gang hoch und fahren Sie untertourig.

Zu schnell unterwegs

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(Foto: dpa)

Auch zu hohe Geschwindigkeiten können im Winter aufgrund der Witterung gefährlich werden. Wer rasant unterwegs ist, landet schnell im Graben. Besonders aufpassen sollten Sie bei Überholmanövern. In der Mitte zwischen den Fahrbahnen sammelt sich meist mehr Schnee, der die Räder beim Kreuzen ungleichmäßig abbremst. Deswegen ist es wichtig, die Fahrweise anzupassen. Vermeiden Sie ruckartige Lenkbewegungen. Schlagen Sie das Steuer behutsam ein, lassen Sie sich Zeit beim Überholvorgang und wechseln Sie vorsichtig die Spur. Drehen die Räder durch, schalten Sie einen Gang höher. Gerät das Auto ins Rutschen, treten Sie die Kupplung, lösen Sie die Bremse und lenken Sie gefühlvoll dagegen. So kommen Sie in vielen Situationen sicherer durch den Winter.

Auf die Lichtautomatik vertrauen

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(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Autos mit Lichtautomatik suggerieren, dass das Fahrzeug bei jeder Witterung ausreichend beleuchtet ist. Allerdings reagieren die Sensoren gerade bei Schneefall, Nebel oder Regen nicht immer zuverlässig, das Abblendlicht wird oft nicht eingeschaltet. In diesem Fall ist das Auto von hinten komplett unbeleuchtet. Das gesetzlich vorgeschriebene Tagfahrlicht sorgt zudem nur für Beleuchtung an der Fahrzeugfront. Deshalb gilt besonders im Winter: Lieber das Abblendlicht händisch einschalten. Nur so wird man auch von anderen Verkehrsteilnehmern zuverlässig gesehen.

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