Straßenbau:Norwegen plant schwebenden Unterwassertunnel

Untersee-Tunnel in Norwegen

Per Untersee-Tunnel sollen in Norwegen die Verkehrswege verkürzt werden.

(Foto: The Norwegian Public Roads Administration)
  • "Submerged Floating Tunnel", schwebende Unterwassertunnel, sollen die Fahrtzeit durch Norwegen verkürzen.
  • Schwimmplattformen halten sie auf immer gleicher Höhe, untereinander sind sie mit Trägern verbunden.

Von Felix Reek

Norwegen, das sind wunderschöne Fjorde (etwa 1500 um genau zu sein), raue Küsten und viel Natur. Für Touristen bedeutet das aber auch: lange Stunden im Auto. Um die Strecke von Kristiansand im Süden des Landes bis nach Trondheim, das ungefähr in der Mitte Norwegens liegt, entlang der E39 zurückzulegen, brauchen Reisende, die den Westen des Landes erkunden wollen, gute 21 Stunden. Für gerade einmal 1100 Kilometer. Grund dafür sind die sieben großen Fjorde entlang der Strecke, die zwar ein erhabener Anblick sind, aber mit Fähren überquert werden müssen. Sie sind zu breit oder zu tief für herkömmliche Brücken und Tunnel. Wie die Reisezeit verkürzt werden kann, darüber rätselt die norwegische Regierung schon seit Jahren.

Ein völlig neues Konzept soll das Problem jetzt lösen: "Submerged Floating Tunnel", die zwischen Wasseroberfläche und Meeresgrund verlaufen. Eine Art Kreuzung aus Tunnel und Brücke. So könnte der Verkehr einfach durch die Fjorde hindurchfließen.

Der schwebende Tunnel bestehen aus zwei Röhren, je eine für jede Fahrtrichtung, die an sogenannten Pontons, also Schwimmplattformen, 30 Meter unter der Meeresoberfläche hängen. So bleiben sie präzise auf einer Höhe. Trassen verbinden die Teilabschnitte, Verbindungen zum Meeresgrund sorgen für zusätzliche Stabilität.

Geologische Lücken erschweren das Projekt

Die Vorteile liegen für Arianna Minoretti, einer der Ingenieurinnen des Projekts, auf der Hand. Das raue Wetter an der norwegischen Küste beeinflusst die unter Wasser schwimmenden Röhren nicht so stark wie herkömmliche Brücken. Schiffe könnten den Bereich weiterhin passieren. Das ist insofern wichtig, weil die norwegische Marine dort Manöver durchführt. Und vor allem: Bewohner in entlegenen Gebieten wären nicht mehr vom Rest des Landes abgeschnitten. Bisher mussten sie zum Beispiel in Notfällen mit Hubschraubern in Krankenhäuser geflogen werden.

Straßenbau: Pontons halten die Röhren in immer gleichem Abstand zur Wasseroberfläche.

Pontons halten die Röhren in immer gleichem Abstand zur Wasseroberfläche.

(Foto: The Norwegian Public Roads Administration)

Doch es gilt noch einige Faktoren zu klären. Bei den betreffenden Fjorden gibt es noch geologische Lücken, da nicht überall klar ist, wie der Meeresboden beschaffen ist. Das weitaus größere Problem: Bisher hat noch niemand einen Unterwassertunnel dieser Art gebaut. Ein ähnliches Konzept für den Høgsfjorden bei Stavanger wurde 1989 wieder verworfen. Auch Projekte in Italien, den Vereinigten Staaten und Japan wurden nie umgesetzt. Es ist vollkommen unklar, wie sich Wind, Wasser und Wellen auf das Röhrensystem auswirken. Aus diesem Grund will Minoretti im Sognefjord einen ersten Testlauf starten. Dort seien vergleichbare Bedingungen, sagt sie.

Wenn alle diese Schwierigkeiten geklärt werden können, stimmt die norwegische Regierung über das 23 Milliarden Euro teuere Konzept ab. Umgesetzt werden soll es aber frühestens 2035.

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