Stau zur Urlaubszeit:In der Ruhe liegt die Kraft

Urlaub Stau Autobahn

Kein guter Start in den Urlaub: Stau auf der Autobahn

(Foto: dpa)

Ferienzeit ist Stau-Zeit. Spaß macht die Blechlawine niemandem, doch vermeiden lässt sie sich häufig nicht. Denn in der warmen Jahreszeit gibt es mehr Verkehr, mehr Staus und auch mehr Baustellen. Die wichtigsten Tipps, wie Sie die Urlaubsfahrt schneller und entspannter überstehen.

Von Sascha Gorhau

Gibt es zur Ferienzeit tatsächlich mehr Staus?

Ja. In den Sommermonaten rollen in der Tat mehr Blechlawinen über deutsche Autobahnen als in den übrigen Monaten des Jahres. Der Automobilklub ADAC verzeichnet einen kontinuierlichen Anstieg vom Jahresbeginn bis zum Juli. "Die wenigsten Staus sind im Januar und im Februar. Die folgende Zunahme ist durch die Reisezeit begründet," sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzl.

Wodurch entstehen die Staus?

Grundsätzlich sind während der Reisezeit mehr Autos unterwegs. "Immer mehr Fahrzeuge müssen sich die Fahrbahn teilen. Deren Aufnahmekapazität ist in Spitzenzeiten schnell erschöpft," sagt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE). Außerdem verhielten sich viele Verkehrsteilnehmer falsch. Statt bei gleichmäßigem Tempo harmonisch zu gleiten, gäben sie wechselweise Gas oder bremsten stark. "Diese Art von ungleicher Geschwindigkeit führt bei dichtem Verkehr zu einer Kettenreaktion: Der durch Bremsen ausgelöste Stauimpuls sorgt beim nachfolgenden Verkehr zu einer schnellen Verdichtung, die Stauwelle setzt sich dann bis zum Stillstand nach hinten fort", sagt Hillgärtner. "Das Dilemma: Der Stau wächst, solange die Autos schneller ans Stauende ranfahren als Autos sich von der Stauspitze entfernen." Baustellen oder Unfälle sind außerdem Gründe für Stillstand auf der Autobahn.

Ist es ein Mythos, dass ausgerechnet zur Ferienzeit auf den Straßen besonders häufig gebaut wird?

Nein. Es gibt tatsächlich mehr Baustellen im Sommer. Und das ist teilweise auch gar nicht anders möglich. Denn viele Bauvorhaben sind im Winter bei Frost und Schnee technisch nicht durchführbar. Außerdem ist in der Ferienzeit der Berufsverkehr auf seinem Jahrestief. "Wenn Ferienverkehr durch Baustellen behindert wird, ist das volkswirtschaftlich eher zu verkraften als Einbußen der Verkehrseffizienz außerhalb des Urlaubs, also dann, wenn die Wirtschaft brummt," sagt ACE-Mann Hillgärtner. Ein Trost: "Vor allem kleinere Baustellen werden zu Ferienzeiten abgewickelt", sagt Andreas Hölzl vom ADAC.

Moderne Navigationssysteme und Verkehrsfunk können Staus inzwischen gut voraussagen. Doch was geht schneller: Augen zu und durch oder von der Autobahn abfahren?

"Untersuchungen zeigen, dass es gerade im Ferienverkehr auf Autobahnen im Zweifel besser ist, in einen Stau hineinzufahren als auf Umgehungsstraßen auszuweichen," sagt Rainer Hillgärtner. Nebenstrecken sind meist schlecht einsehbar, Ortsduchfahrten und Ampelschaltungen verlangsamen den Ausweichverkehr zusätzlich. Grundsätzlich sollten Autofahrer nur dann abfahren, wenn die Polizei dies im Verkehrsfunk ausdrücklich empfiehlt. Einzige Ausnahme: "Wenn der Stau auf der Heimatautobahn des Fahrers liegt und er ortskundig ist, dann lohnt es sich meist abzufahren," sagt ADAC-Mann Hölzl.

Kurze Stauphasen lassen sich zu Stoßzeiten kaum vermeiden. Welche Tipps ermöglichen trotzdem eine zügige Anreise zum Urlaubsort?

Starten Sie frühmorgens, am besten zwischen vier und fünf Uhr. Denn der erste große Urlauber-Ansturm rollt meist zwischen sieben und acht Uhr über die Autobahnen. Man sollte dennoch nie übermüdet aufbrechen. "Nachts sollten sich nur diejenigen ans Steuer setzen, die wirklich ausgeruht sind. Auf gar keinen Fall sollten Urlauber direkt nach Feierabend am letzten Arbeitstag vor dem Urlaub losfahren. Das kann nur unentspannt werden. Und das ist ja nicht das Ziel eines Urlaubs," sagt Andreas Hölzl. Eigene Erfahrungswerte sind zudem ein guter Indikator für ein korrektes, vorausschauendes Verhalten. Die meisten Autofahrer wissen aus eigener Erfahrung, dass zum Wochenende hin das Staurisiko höher ist. Ein Reisebeginn zwischen Montag und Donnerstag ist auf jeden Fall sinnvoller. Außerdem sollten Autofahrer darauf vorbereitet sein, wenn Sie in einen Stau geraten.

Wie können Autofahrer den Stau möglichst erträglich gestalten?

Eins verbindet alle Beteiligten eines Staus: Sie haben alle keine Lust auf die Blechlawine. Darum hilft Geduld und Gelassenheit. Außerdem helfen einige Vorbereitungen, die Zeit besser zu überstehen, kühle Getränke zum Beispiel. Am besten erfrischen Wasser, Tee oder Fruchtschorlen. Softdrinks sind weniger geeignet. Etwas Obst, Gemüse und Brötchen helfen, den kleinen Hunger zu stillen. Der Tank sollte zudem bei der Abfahrt immer voll sein. Das senkt das Risiko, dass in einem Stau der Sprit ausgeht. Wer vorher den Tank füllt, kann zudem noch zu günstigeren Preisen tanken, da an der Autobahn der Sprit immer teurer ist als zu Hause. Wegen einer Tankstelle extra abzufahren, um zehn Kilometer neben der Autobahn einige Cent zu sparen, lohnt sich allerdings oft ebenfalls nicht.

Wie verhalten sich Fahrer am besten in einem Stau?

Spurwechsel bringt überhaupt nichts. Genauso wenig wie dichtes Auffahren auf den Vordermann. Im Gegenteil: Der Wagen muss immer manövrierbar bleiben. Das kann im Ernstfall Leben retten, wenn die Autos zum Beispiel eine Rettungsgasse bilden müssen, damit Rettungsfahrzeuge schnellstmöglich zu einer Unfallstelle gelangen können. In diesem Fall dürfen Autofahrer auch auf den Standstreifen fahren. Ansonsten gilt: Der Standstreifen ist tabu - auch für Fußgänger: "Verlassen Sie Ihren Wagen nur im Notfall, auch wenn nichts mehr geht - die Autobahn ist kein Wanderweg," sagt Verkehrsexperte Hillgärtner. Steht der Verkehr länger, so sorgt schließlich ein abgeschalteter Motor dafür, dass Mechanik und Elektrik nicht mehr als nötig belastet werden.

Wenn der Stau vorbei ist: zügig weiterfahren oder eine Pause einlegen?

Unmittelbar nach dem Stauende sollten alle Fahrzeuge zügig Fahrt aufnehmen, damit der Verkehr wieder fließen kann. "Mit trägen Fahrzeugen wie einem Wohnwagengespann oder Nutzfahrzeugen sollten Sie nach dem Stau nicht sofort auf die Überholspur wechseln," sagt Rainer Hillgärtner. Rechts kann sich der Stau schneller auflösen. Ob der Fahrer danach auf einen Park- oder Rastplatz fährt, ist nicht zuletzt wetterabhängig. "Nach einiger Zeit in praller Hitze, eventuell ohne Klimaanlage, sollte der Fahrer eine kleine Pause einlegen und sich erholen," sagt Andreas Hölzl. Nach zwei Stunden im Auto sollte der Fahrer ohnehin eine Pause einlegen. So kommen alle Insassen nicht nur sicherer, sonder auch deutlich entspannter an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: