Sportwagen im Fahrbericht:Porsche pur

Porsche Boxster und Cayman GTS

Porsche schärft seine kleinen Baureihen nach und bringt die GTS-Version des Boxster und Cayman auf den Markt.

(Foto: Porsche)

Mit der neuen GTS-Version verleiht der Sportwagenbauer seinen kleinen Baureihen Cayman und Boxster neuen Reiz. Dank des Feinschliffs sind sie nun endgültig bessere Sportwagen als der legendäre Porsche 911.

Von Oskar Weber

Die Spekulationen, die sich derzeit um Porsche ranken, gründen auf gesunden Tatsachen: rasant steigender Absatz, Umsatz, Ertrag. Der Ausbau der Modellpalette sorgt für blendende Geschäftszahlen, jüngstes Beispiel ist der Macan. Verspielt Porsche seine Klasse durch Masse im Markt? So sehen unternehmerische Fragestellungen in der Komfortzone aus.

Kritiker dürfen sich den Zahn mit einem Zahlenspiel ziehen lassen: Stemmt Porsche bis zur Jahrzehntwende einen Jahresabsatz von 250 000 Autos, bedeutet das bei einer Weltproduktion von prognostizierten 80 Millionen Einheiten einen Marktanteil von 0,3 Prozent. So viel zum Thema Exklusivitätssicherung in einem globalen Wachstumsmarkt. Und Traditionalisten hilft ein Blick in die Porsche-Zukunft. Kurz-, mittel- und langfristig im Planungsfokus: der klassische Sportwagen in allen möglichen Spielarten, Preisklassen, Exklusivitätsstufen.

Die drei F: Fahrspaß, Fahrspaß, Fahrspaß

GTS heißt das Programm, mit dem, ganz aktuell, die Mittelmotor-Baureihen Cayman und Boxster gepflegt werden. Offiziell steht das Kürzel für Gran Turismo Sport - es erinnert an die frühen Sechzigerjahre und den legendären Rundstreckensieger 904 GTS. Inoffiziell darf man die drei Buchstaben aber auch durch drei F ersetzen: Fahrspaß, Fahrspaß, Fahrspaß.

Das Coupé Cayman und die Klappdachvariante Boxster sind für die GTS-Kur besonders geeignet, weil das Grundlayout des Fahrzeugs den Motor an der bestmöglichen aller Positionen eingeplant hat: direkt hinter den Sitzen, aber noch vor der Hinterachse. Nachteil ist die Transportkapazität - Mittelmotor-Sportwagen sind kompromisslose Zweisitzer. Vorteil ist die quasi auf natürlichem Wege ins Auto hinein konstruierte ausgeglichene Gewichtsverteilung. Mittelmotor-Sportwagen sind genetisch so wunderbar ausbalanciert, dass das Prinzip die Fahrmaschine ganz automatisch zur Fahrspaßmaschine adelt. Früher fuhr leider das Risiko mit - der Grenzbereich der Mittelmotor-Physik ist so eng, dass nur sehr versierte Fahrer ein solches Auto am Limit fahren können.

Nur ein Porsche fährt sich wie ein Porsche

Heute saugt die Elektronik Übermut und Unvermögen aus überbordender Fahrdynamik, mit doppelter Erfolgsgarantie: Auch ein schlechter Fahrer fühlt sich plötzlich wie ein guter Fahrer, und trotzdem bleibt die Fuhre sicher. Dass der Porsche Cayman und sein luftiger Bruder Boxster perfekt geölte Fahrspaßmaschinen sind, verdanken sie aber nicht nur ihrem Bauprinzip, sondern der Spezialität des Hauses, aus einem guten Fahrwerk ein Porsche-Fahrwerk zu machen.

Agilität und Mensch-Maschine-Verbindung eines jeden Porsche sind so unverwechselbar, dass Blindverkostungen, wären sie im Automobil möglich, witzlos wären. Nur ein Porsche fährt sich wie ein Porsche: präzise, geschmeidig, zuweilen eine kleine Spur zu trocken, aber niemals unkomfortabel. Für Cayman und Boxster gilt das ganz besonders.

Die neuen GTS-Varianten setzen dabei im Vergleich mit der bisherigen Topvariante S auf dezente Leistungssteigerungen: jeweils zehn zusätzliche Gäule sorgen für verbesserte Höchst- und Zugleistungen, im Boxster GTS sind jetzt 330 PS und 370 Nm, im Cayman GTS 340 PS und 380 Nm am Start. Das PASM-Fahrwerk mit den wählbaren Dämpferprogrammen sind ebenso serienmäßige GTS-Bestandteile wie die 20-Zoll-Räder, die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht sowie die Leder-Alcantara-Ausstattung.

Besser als der Elfer-Porsche

Typisch Porsche: Der offene Wagen ist in der Produktion aufwendiger und teurer als das Coupé mit dem festen Dach, aber in der Preiskalkulation stellt man das Kostenblatt einfach auf den Kopf. Man kann sich solche Mätzchen leisten. Ein Trost: Das dramatische Klanggewitter, das die Soundingenieure in ihrer akustischen Giftküche zusammengebratzelt haben, kommt ohne Aufpreis aus den Endrohren.

Erbsenzähler können den Rechenschieber übrigens gleich wieder wegstecken. Ja, 70 000 Euro sind viel Geld für 1350 Kilogramm Auto. Aber der Elfer-Porsche ist mindestens 20 000 Euro teurer. Und der Mittelmotor-GTS ist der bessere Sportwagen.

Porsche Boxster GTS, PDK, Sechszylinder-Boxer: 243 kW (330 PS); max. Drehmoment: 370 Nm bei 4500-5800/min; Leergewicht: 1345 kg; Kofferraum: vorne 150 l, hinten 130 l; 0-100 km/h: 4,9 s; Vmax: 279 km/h; Verbrauch lt. Werk: 8,2 l; CO₂: 190 g/km; Euro 6; Grundpreis: 73 406 Euro. Cayman GTS: 250 kW (340 PS); 380 Nm bei 4750- 5800/min; 1345 kg; vorne 150 l, hinten 184 l; 4,8 s; 283 km/h; 8,2 l; 190 g/km; Euro 6; 77 214 Euro.

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