Smacircle S1:Das kleinste Falt-E-Bike der Welt

  • Das Start-up Smacircle hat ein E-Bike entwickelt, das so klein und leicht ist, dass es sich in einem Rucksack transportieren lässt.
  • Das S1 ist 20 km/h schnell und der Akku muss nach 20 Kilometern aufgeladen werden.
  • Es ist ersten Tests zufolge aber auch ziemlich unbequem.

Von Felix Reek

Die mobilen Ansprüche in großen Städten haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Dauerstau und überfüllte öffentliche Verkehrsmittel zwingen die Menschen, neue Möglichkeiten zu suchen, um schneller voranzukommen. Deshalb erlebt das Fahrrad gerade eine Renaissance und entwickelt sich vom Freizeitsportgerät zur ernsthaften Konkurrenz für das Auto. Dabei gibt es aber ein Problem: Man kann es nicht überall mit hinnehmen. Sobald es in einen Bus oder eine U-Bahn geht, muss das Rad zur Rushhour draußen bleiben.

Ideen für Alternativen gibt es viele. Immer mehr Start-ups entwickeln Roller, Longboards und Falträder. Oft sind sie mit einem Elektromotor ausgestattet, um die Anstrengung auf dem Weg ins Büro gering zu halten. Alle sollen sie eine intelligente Lösung für die heutigen Verkehrsprobleme sein, doch in Wahrheit bot bisher noch niemand eine praktikable Lösung an. E-Roller und -Longboards sind nicht schnell genug und dürfen rechtlich weder auf der Straße oder dem Radweg noch auf dem Bürgersteig benutzt werden. Und Falträder mit elektrischer Unterstützung sind bislang noch zu schwer.

Das Start-up Smacircle Technology aus Shenzhen in China glaubt, mit seiner schlicht S1 genannten Synthese aus Fahrrad und Roller das perfekte Fortbewegungsmittel für die Stadt erfunden zu haben. Dass das Interesse möglicher Kunden da ist, zeigt ihr Aufruf auf dem Crowdfunding-Portal Indiegogo. 20 Tage vor Ablauf der Kampagne hat das Unternehmen das eigene Ziel um mehr als 600 Prozent übertroffen. 30 000 Dollar wollte Smacircle einsammeln, mittlerweile liegen die Fördergelder für das S1 bei mehr als 180 000 Dollar, umgerechnet 160 000 Euro.

Auf den ersten Blick wirkt das Rad des Start-ups skurril. Eher wie eine überdimensionale Brille als ein E-Bike (siehe Video). Mit einem herkömmlichen Fahrrad hat es wenig zu tun. Pedale oder eine Antriebskette gibt es nicht. Beschleunigt und gebremst wird am Lenker mit dem Daumen, ähnlich wie bei einem Roller. So sind Geschwindigkeiten von bis zu 20 Kilometer pro Stunde möglich. Die Reichweite ist aber eher bescheiden: Nach 20 Kilometern muss das Smacircle wieder an die Steckdose. Weitere Funktionen lassen sich per Smartphone steuern, das am Lenker befestigt und während der Fahrt geladen wird. Es zeigt per App die Geschwindigkeit oder die Route an und dient zum Abschließen des Rades.

Das Smacircle passt in einen Rucksack

Punkten will der chinesische Hersteller aber vor allem mit den praktischen Vorteilen der Kombination aus Fahrrad und Roller. Mit fünf Handgriffen lässt sich das sieben Kilogramm leichte, aus Kohlefaser gefertigte Smacircle in ein 30 mal 40 Zentimeter kleines Paket zusammenfalten. Wie ausgeklügelt das System ist, zeigt unter anderem, dass die Räder in den kreisrunden Bögen des Rahmens verschwinden. Oder der Akku gleichzeitig der Sitz des Rades ist. So passt das S1 tatsächlich in einen Rucksack.

Nur der Fahrkomfort lässt den ersten Tests zufolge zu wünschen übrig. Die kleinen Räder sind ungefedert und der als Sitz dienende Zylinder so unbequem, dass einem Redakteur des US-Tech-Magazins Mashable, der bereits einen Prototyp in Augenschein nehmen konnte, nach ein paar Minuten der Allerwerteste schmerzte. Auch der Blick auf den Preis irritiert. Zwar kostet das Rad in der Crowdfunding-Phase noch 649 Dollar, also umgerechnet etwa 580 Euro, danach aber mehr als das Doppelte. 1500 Dollar (1340 Euro) verlangt das Unternehmen dann. Wen das nicht abhält, der erhält sein S1 bei jetziger Bestellung im Herbst. Einen widerstandsfähigen Hintern sollten die Käufer des Smacircle-Bikes aber haben.

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