Campen ist eine Lebensanschauung. Sie klingt nach Schlafsack, Kochgeschirr und Taschenmesser, nach Nächten unter freiem Himmel und Waschen im Bergbach. Doch was für die einen der Inbegriff der Zwanglosigkeit ist, hört sich für die anderen irgendwie nach Kleingärtner-Mentalität und Gartenzwergidylle samt Holzkohlegrill im Vorgarten an. Cool ist jedenfalls anders.
Cool wäre vielleicht das Hirschgeweih über dem Eingang des Wohnwagens, mit Wildschweinfell und Jägerzaun. Abgedreht wäre auch ein richtiger Perserteppich mit Ohrensesseln und Beistelltischchen im Vorzelt. Und über allem flatterte der Union Jack im Wind. Oder vielleicht ein Hauch von Route-66-Feeling mit Marilyn- Monroe-Statue statt Gartenzwerg.
Sie meinen, kein echter Camper würde sich trauen, seinen Wohnwagen so zu verunstalten? Vielleicht doch, jedenfalls gibt es in Bonn das BaseCamp, einen kunterbunten Campingplatz. Übernachten kann man dort in skurrilen Wohnanhängern und das Ganze auch noch überdacht, geschützt vor Wind und Wetter, Camping sozusagen in der Trocken-Version. Was einen echten Camper womöglich in den Wahnsinn treiben würde, im BaseCamp ist es Programm.
Wohnmobile in den USA:Reisen XXXL
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16 Oldtimer-Campmobile aus aller Welt
Die Idee zu dem schrägen Hostel hatte der Bonner Hotelier Michael Schlößer. Sechzehn Oldtimer-Campmobile aus den 60er- und 70er-Jahren trug er zusammen, hauptsächlich auf Auktionen in den Niederlanden. Zwei Airstreams, klassische Wohnwagen aus den USA, einer sogar direkt aus Key West in Florida, und zwei ausrangierte Schlafwagenabteile der Deutschen Bahn komplettieren das "Zimmerangebot". Dazu gesellen sich noch ein echter Trabi mit Zelt auf dem Dach, einige VW-Busse mit Surfbrettern und ein umgebauter Citroën HY von 1981, der auf seiner Ladefläche das größte Bett im BaseCamp offeriert.
Die Wohnwagen besitzen alle eine individuelle Note, keiner gleicht dem anderen. Das Angebot reicht von "Flower Power" für die Hippie-Generation, über "Hausboot" für den Seebären bis hin zu "Nautilus" für U-Boot-Fahrer. Nachdem man ihm mit Farbe, Leisten und 2500 Polsternägeln Patina verpasst hatte, ging es ihm übrigens wie dem Beuys'schen Fettfleck im Museum: Eine Putzfrau schrubbte die aufgemalten Algen vom Mini-U-Boot. Marion Seul nahm es dennoch mit Humor. Die Filmplastikerin aus Bonn hat jedem Wohnwagen sein eigenes Design verpasst. Die Requisiten hat sie auf Flohmärkten zusammengetragen. So entstand der "Rockabilly", an dessen Außenhaut alte Vinyl-Platten befestigt sind, oder die "Drag Queen" mit reichlich rosarotem Plüsch und Rotlicht-Atmosphäre.
Camping in Lagerhalle
Draußen kann es regnen und schneien, drinnen in der 1600 Quadratmeter großen, ehemaligen Lagerhalle eines Kosmetik-Herstellers ist es kuschelig warm. Der Gast sitzt in seinem Vorgarten im Liegestuhl, Rennfahrersitz oder Hängesessel und plauscht mit dem Nachbarn wie auf einem normalen Zeltplatz. Kommunikation als Überraschung. "Kürzlich traf eine Hochzeitsgesellschaft auf eine Motorrad-Gang aus den Niederlanden", erinnert sich Pressesprecher Thomas Lenz, "das war eine der besten Feten, die wir hier hatten."
Auf die Annehmlichkeiten einer klassischen Herberge muss der BaseCamp-Bewohner keineswegs verzichten. Schlößer hat eine 170 Quadratmeter große, hölzerne Empore mit Küche einbauen lassen, auf der das Frühstück serviert wird und von der man einen schönen Panoramablick über den Campingplatz mit seinen bunt bemalten Wänden hat. Angebaut wurden zudem Sanitäranlagen mit Waschräumen, Duschen und Toiletten. Draußen vor der Halle steht ein alter US-Schulbus. In dem gibt es Fritten, Burger und Hot Dogs.
Damit ist auch klar, an wen sich das Hostel als Zielgruppe richtet: Backpacker, die die lockere Atmosphäre schätzen, sowie Familien, Schulklassen und Vereine, die in Bonn nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit suchen. Bereits ab 23 Euro bietet das BaseCamp ein Bett im Liegewagen der Bahn an. Die Preise in einem der Wohnwagen reichen je nach Ausstattung von 54 bis 128 Euro. Reserviert werden kann im Internet über www.basecamp-bonn.de. Ach ja, richtige Camper kommen eher selten.