Skoda Felicia Kombi:Flexibles Raumangebot

Mit tadelloser Verarbeitungsqualität und einem VW-Motor

(SZ vom 01.07.1995) Es ist nur ein winzig kleiner Schritt für die Automobilgeschichte - aber ein ganz großer für Skoda. Erstmals läuft mit dem neuen Felicia Kombi ein Skoda mit VW- Motor vom Band. Vorläufiger Höhepunkt einer Zusammenarbeit, die der Traditionsmarke aus der Tschechischen Republik zuletzt satte Zuwächse beschert hat. Auf 60 Märkten in vier Kontinenten hat Skoda in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 80 000 Autos verkauft, eine Steigerung gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um elf Prozent. In Deutschland fiel der Zuwachs mit 19,5 Prozent im ersten Quartal 1995 noch erfreulicher aus. Mit zwei Milliarden Mark Jahresumsatz ist der Automobilhersteller umsatzstärkstes Unternehmen des Landes und der Hauptdevisenbringer.

Daß es für Skoda mit dem Felicia Kombi weiter aufwärts gehen könnte, ist eine Hoffnung, die durchaus auf nachvollziehbaren Gedanken basiert. Der Markt für Kombis wächst stetig. In den vergangenen beiden Jahren um 14 und neun Prozent. Der Skoda mit dem maximal 1475 Liter großen Laderaum tritt in einem Preissegment an, in dem er praktisch konkurrenzlos ist. Für 18 190 Mark gibt es den Felicia Kombi LX mit 40 kW (55 PS), bereits ausgestattet mit Fahrer- Airbag, Gurtstraffer, höhenverstellbaren Kopfstützen vorne und hinten, zwei Nebelschlußleuchten und einer im Verhältnis 1:2 geteilt umklappbarer Rückbanklehne. Mit einer sogenannten Quick-out- Technik kann die gesamte Rückbank zur optimalen Nutzung des Raumes schnell ausgebaut werden. Im Normalfall faßt der Kofferraum 447 Liter.

Mit guter Ausstattung

Die zusätzlich mit Zentralverriegelung, Nebelscheinwerfern, Mittelkonsole und anderen Extras bestückte GLX-Version kostet 19 690 Mark und mit dem stärkeren 50 kW-(68-PS-)Motor 20 190 Mark. Markteinführung für diese Modelle ist der 15. Juli. Die Version SLX mit nochmals erweiterter Ausstattung und dem bereits avisierten VW-Motor (55 kW/75 PS) kommt im September, kurz darauf auch der aus Golf und anderen Konzernmodellen bekannte sparsame 1,9 Liter Diesel mit 47 kW (64 PS). Die Preise für diese Modelle werden derzeit gehütet wie das Geheimnis um David Copperfields Schwebetrick. Mehr als 2000 Mark Aufpreis für den Benziner dürfte aber kaum möglich sein. Denn sonst wird die Nähe zum billigsten Golf Variant (25 550 Mark) zu intim.

Die bei den Preisvorhersagen gezeigte Zurückhaltung legen die Skoda-Manager bei der Präsentation des Felicia Kombi schnell ab. Man ist, in Prag und beim deutschen Importeur, stolz auf das neue Produkt. Und das zu Recht. Vor allem mit dem 75-PS-Motor ist der Skoda Kombi ein Auto, das sich mehr und mehr vom Ost-Image verabschiedet. Das Fahrzeug wirkt weit agiler als es die Leistungsdaten (Null auf 100 km/h in 15 Sekunden und 160 km/h Höchstgeschwindigkeit) erwarten lassen. Schon bei niedrigen Drehzahlen gibt es ausreichend Durchzugskraft und das kommt nicht von ungefähr. Mit einer neuen aufwendigen Multipoint-Einspritzung haben die Skoda-Techniker das Drehmoment des Motors gegenüber der im Golf eingesetzten Version leicht verbessern können. Dazu kommen ein angenehm sonores Motorengeräusch, das nie aufdringlich laut wird, gute Abgaswerte, die die neuen 96er Normen erfüllen, und ein günstiger Verbrauch (7,1 Liter Super im DIN-Mix).

Bereits die Vorserienmodelle des neuen Skoda überraschten mit einer tadellosen Verarbeitungsqualität. Innen ist der Billigcharakter von einst einer sachlichen, funktional einwandfreien Atmosphäre gewichen. Unbedingt erwähnenswert ist, daß es in einem Skoda kaum unangenehme Ausdünstungen von Kunststoffen und Klebern gibt, die die ersten Wochen in manchem fernöstlichem Fahrzeug der preiswerteren Art fast unerträglich machen. Was dagegen fehlt, ist eine Servolenkung. Von Herbst an wird eine Lenkunterstützung zumindest gegen Aufpreis geboten. Dann wird es wahlweise zudem eine Klimaanlage und einen Beifahrer- Airbag geben. Zum Start verfügbar sind ABS (1100 Mark) und Leichtmetallfelgen (600 Mark).

Auch beim Fahrkomfort hat der Skoda mittlerweile den Anschluß gefunden. Selbst auf holprigen Straßen fährt man angenehm. Nur bei dicht aufeinanderfolgenden Bodenwellen schwingt sich die Karosserie etwas auf. Das ist nicht weiter tragisch, denn Bodenhaftung und damit Spurstabilität bleiben erhalten. Beim Fünfganggetriebe sollte es den Technikern gelingen, die Schaltwege noch etwas zu verkürzen. Zum Thema passive Sicherheit hat ein Crashtest der Fachzeitschrift 'auto, motor und sport' Licht ins Dunkel gebracht. Sie bewegt sich auf dem relativ guten Niveau eines VW Polo. Insgesamt steht damit fest: Junge Familien, Handwerker und Firmen, die ein preiswertes, sicheres Auto mit großem, flexiblem Raumangebot suchen, kommen künftig nicht daran vorbei, den Felicia Kombi in die engere Wahl zu ziehen.

Von Hans-Joachim Rehg

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: