Škoda Fabia im Fahrbericht:Musterschüler mit Orientierungsschwächen

Der neue Skoda Fabia

Der neue Škoda Fabia kommt im November.

(Foto: STG)

Toller Motor, komfortables Fahrwerk und so praktisch: Der 110 PS starke Škoda Fabia 1.2 TSI ist ein Allround-Kleinwagen zum fairen Preis. Wenn er nur nicht so orientierungslos wäre.

Von Thomas Harloff, Lissabon

Was der Octavia für den Golf, ist der Škoda Fabia für den VW Polo: ein hausinterner Konkurrent, der den Wolfsburger Schwestermodellen mehr Käufer abspenstig macht als den Entscheidern in der Volkswagen-Konzernzentrale lieb sein dürfte. Zwar streitet sich der Polo mit dem Opel Corsa um Platz eins im Kleinwagensegment, aber sein tschechischer Bruder behauptet sich in dieser Klasse souverän an der Spitze unter den Importautos und verkürzt Stück für Stück den Abstand zu den Bestsellern. Und das, obwohl die derzeit angebotene zweite Generation längst - wenn auch in Ehren - ergraut ist.

Der neue, im November in Deutschland startende Fabia soll in puncto Absatzzahlen weiter an Polo und Corsa heranrücken. Schon sein Design macht klar, dass der Kleinwagen im Zuge des Modellwechsels ein ganzes Stück erwachsener wurde. Zwar ist der Fabia nun etwas kürzer, gleichzeitig aber deutlich flacher und breiter. Er steht stämmiger auf seinen Rädern, sieht dynamisch und nicht mehr so Microvan-artig aus - einfach selbstbewusster. Dass er beim flüchtigen Blick auf Front und Heck leicht mit einem Octavia verwechselt werden kann, mag manchen Octavia-Fahrer stören, passt aber in den derzeitigen Autodesign-Trend, mehr Wert auf ein stimmiges Markendesign zu legen, als die einzelnen Baureihen stark voneinander abzuheben.

Skoda Fabia Innenraum

Skoda Fabia 1.2 TSI - aufgeräumtes Cockpit

(Foto: STG)

Typischer VW-Chic im Innenraum

Im Innenraum ist die VW-Verwandtschaft stets sicht- und spürbar. Materialien, Verarbeitung, Bedienung - alles auf gutem Niveau. Letzteres funktioniert ohne lange Eingewöhnung und sehr intuitiv - wenn man die Kinderkrankheiten beim Thema Konnektivität außen vor lässt. Über das "Mirror-Link"-System lassen sich Smartphones mit dem Auto verbinden und deren Apps auf dem Touchscreen des Autos steuern. Das hat seine Tücken. Nicht immer finden Telefon und Auto den rechten Draht zueinander, und gerade die Navigation präsentiert sich unausgereift. Die Software braucht eine Weile, um sich auf die Fahrtstrecke einzuschießen, und reagiert teils so träge, dass man an unübersichtlichen Kreuzungen oder in Kreisverkehren schon mal seine Ausfahrt verpasst. Dass das Radio nicht funktioniert, während die Smartphone-Navigation aktiv ist, spricht ebenfalls nicht für einen Komfortgewinn durch Technologie. Zwar will Škoda rasch nachbessern, aber bis es soweit ist, sollten sich Fabia-Fahrer besser mit einem mobilen Navigationssystem aus dem Elektronikmarkt behelfen.

Komfortabel ist dagegen das Fahrverhalten des tschechischen Kleinwagens. Die schlechten Straßen rund um Lissabon stellen dem Fahrwerk eine schwere Aufgabe, die feinfühlig ansprechende Federung hat die Herausforderung exzellent gemeistert. Trotz des kurzen Radstandes rollt der Fabia souverän über jede Art von Unebenheit hinweg. Dazu passt die leichtgängige Lenkung, die zwar direkt, aber etwas gefühllos agiert.

Durchzugsstarker Vierzylinder-Turbo

Skoda Fabia Modell 2014

Der neue Skoda Fabia hat sich vom Van-Design verabschiedet.

(Foto: STG)

Sieben neue Motoren gönnt der VW-Konzern dem neuen Fabia. Die vier Benziner und drei Diesel erfüllen alle die Euro-6-Abgasnorm und leisten zwischen 60 und 110 PS. Dabei wird es auch bleiben. Wer mehr Leistung und einen Kleinwagen mit Volkswagen-Technik möchte, muss sich bei der Wolfsburger Konzernmutter umschauen. Andererseits passt der 1.2-TSI-Motor, angeboten mit 90 und 110 PS, gut zum Charakter des Fabia. Gerade in der stärkeren Variante bietet das Benzintriebwerk viel Kraft über ein breites Drehzahlband. Das maximale Drehmoment von 175 Newtonmetern liegt zwischen 1400 und 4000 Touren an und verleiht dem mit einem Leergewicht von 1129 Kilogramm sehr leichten Auto eine Durchzugsstärke, auch ohne dass der Fahrer zum Runterschalten gezwungen wird.

Leider kann der Motor das Verbrauchsversprechen seines Herstellers nicht einhalten. Škoda gibt 4,8 Liter an, tatsächlich genehmigte sich das Triebwerk laut Bordcomputer 6,6 Liter. Und das, obwohl es rund um Lissabon stets streng tempolimitiert und dadurch im niedrigen Drehzahlbereich voranging.

Den 110-PS-Motor - und leider nur den - koppelt Škoda an ein Sechsgang-Getriebe. Die Wege des Schalthebels sind zwar etwas zu lang geraten, dafür ist dieser exakt geführt. Für entspanntes Gleiten über die Landstraße oder die Autobahn wirkt der sechste Gang Wunder, senkt er doch das Drehzahlniveau bei hohem Tempo und damit den Geräuschpegel. Nicht, dass der Fabia ein lautes Auto wäre. Aber das neue Getriebe entspannt längere Fahrten merklich. Optional bietet Škoda für dieses Aggregat und den 90 PS starken 1,4-Liter-Diesel ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an, für das sich angesichts des Aufpreises von 1400 Euro in diesem preissensiblen Segment aber kaum Kunden entscheiden dürften.

Kofferraum des neuen Skoda Fabia

Bei umgelegter Rückbank passen 1170 Liter in den Kofferraum des Fabia.

(Foto: STG)

Die schätzen an einem Škoda vor allem dessen praktische Seiten. Hier spielt auch der Fabia zahlreiche Trümpfe aus. Das Platzangebot im Innen- und Kofferraum gehört trotz verkürzter Karosserie zum besten in der Kleinwagenklasse. Vier Erwachsene finden bequem Platz. Nur wenn vorne echte Riesen sitzen, wird es hinten eng für die Knie. Der Kofferraum fasst zwischen 330 und 1150 Liter. Mehr Stauraum braucht man selten, und wenn doch, lohnt sich das Warten auf die Kombiversion, die im Frühjahr des kommenden Jahres auf den Markt kommt. Echte Helfer im Alltag sind die vielen praktischen Details, die Škoda seinen Autos mit auf den Weg gibt, etwa die zahlreichen Ablagen im Innenraum, Kleiderhaken und einen Korb für Krimskrams im Kofferraum oder einen Eiskratzer, der in die Tankklappe passt.

Der neue Škoda Fabia besitzt viele gute Eigenschaften. Er wird zwar oft als Zweitwagen eingesetzt, kann mit seinem Raumangebot und seinem hohen Qualitätsstandard aber auch das einzige Autos eines Paares oder einer kleinen Familie sein. Angesichts dessen bietet ihn der Hersteller zu fairen Preisen an, wenn auch die Zeiten der absoluten Discountpreise längst vorbei sind. Die Basisversion mit dem etwas brummigen, nicht besonders sparsamen und mit 60 PS sehr trägen Einliter-Dreizylinder-Benziner kostet mindestens 11 790 Euro. Das empfehlenswerte Topmodell mit 110 PS startet bei 16 770 Euro. Summen, für die es viel Auto gibt - auch, wenn es Orientierungsschwächen hat.

Die Reise zur Präsentation des Škoda Fabia wurde teilweise vom Hersteller bezahlt.

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