Schaut man sich die Liste der betroffenen Autos an, findet man da vor allem günstige Klein- und Kompaktwagen sowie Nutzfahrzeuge. Wird bei deren Sicherheitssystemen besonders gespart?
Es kommen günstige - oder besser: veraltete - Systeme zum Einsatz. Ein System weiterzuentwickeln kostet Geld. Das wird nicht immer gemacht, oft kommt das System vom Vorgängermodell hinein.
Autodiebe haben es vor allem auf hochwertige Autos abgesehen. Gemessen an den Zulassungszahlen liegen konstant Modelle von Audi, BMW, Mercedes, Porsche oder auch der Range Rover an der Spitze der Diebstahlstatistiken. Sind diese Modelle deshalb von vornherein besser gegen Diebstahl geschützt?
Ja. Nach unseren Kenntnissen haben die Hersteller die ECE-Norm umgesetzt, insofern sind deren Funkschlüssel besser geschützt.
Der ADAC forscht schon seit längerer Zeit zur Sicherheit von Keyless-Go-Systemen. Bei dieser Technik muss der Fahrer keinen Knopf auf dem Schlüssel drücken, um das Auto zu öffnen, und der Motor startet per Knopfdruck. Inwiefern unterscheidet sich das davon, was die Forscher nun öffentlich gemacht haben?
Das Verfahren ist grundlegend unterschiedlich zu dem, was wir bei aktuellen Autos herausgefunden haben. Bei Keyless Go ist es ja so, dass Kriminelle dem Auto und auch dem Schlüssel vorgaukeln, dass sich beide nah beieinander befinden. Der Code muss hier zwar bei jeder Übertragung unterschiedlich sein, er wird aber jedes Mal mit übertragen. Der Unterschied ist also: Ein Autodieb nimmt nichts auf oder hackt irgendetwas, sondern verlängert einfach die Reichweite der Signale.
Das heißt, beim Keyless Go können die Systeme jederzeit abgefangen werden?
Nein, kontinuierlich geht das nicht. Das geht dann, wenn ein Krimineller am Türgriff des Autos zieht oder den entsprechenden Knopf drückt. Für Laien: In diesem Moment fragt das Auto den Schlüssel: "Bist du in der Nähe?" Diese Abfrage fängt jemand ab, der nahe an der Autotür steht, und verstärkt sie. Gleichzeitig befindet sich jemand nahe beim Schlüssel, fängt dessen Antwort - die der zum Aufsperren benötigte Code ist - ab und verstärkt sie ebenfalls. Nun steht das Auto offen und es kann sogar der Motor gestartet werden.
Wie viele Personen braucht man, um auf diese Art ein Auto zu knacken?
Es müssen zwei Leute sein. Eine Sende-/Empfangseinheit muss in der Nähe des Autos sein und eine in der Nähe des Schlüssels.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht, dass unabhängige Stellen da immer wieder nachforschen und aufdecken?
Das Problem ist: Man braucht immer eine ganze Fahrzeuggeneration, also sieben bis acht Jahre, bis man da umschwenken kann. Ich sehe die Zukunft aber sowieso darin, dass man IT-Sicherheit für sämtliche Daten im Fahrzeug fordert.