Es ist eine einzige Party. In Halle eins zum Beispiel hüpft eine Mädchengang vor einem Stand zu wahnsinnig lauter rhythmischer Musik auf und ab. Die Automarke ist zwar in Europa gänzlich unbekannt, aber die Stimmung ist gut; es herrscht ein Gedränge wie in einer Bahnhofshalle im Berufsverkehr. Dabei haben an diesem Tag erst mal nur die Aussteller selbst und Journalisten Zugang zur Automesse in Shanghai, die auf dem nagelneuen Messegelände stattfindet. Von einer Krise in der Branche ist nichts zu spüren, auch nichts von der bedrückenden Lage in Japan, dem Heimatland Toyotas.
Die farbenfrohe Messe in Shanghai ist in diesem Jahr die wichtigste Werbeveranstaltung für die Autoindustrie, zumindest in Asien. Schließlich ist China, wo im vergangenen Jahr elf Millionen Fahrzeuge neu zugelassen wurden, der wichtigste Wachstumsmarkt der Welt. Außerdem kann niemand sagen, ob die ebenfalls bedeutende Tokyo Motor Show im November stattfinden kann. Und so versuchen die Autokonzerne in Shanghai, den Eindruck zu erwecken, sie hätten ihre weltweite Absatzkrise überwunden.
Zwei Dutzend Weltneuheiten
Unter den mehr als 1000 ausgestellten Autos sind fast zwei Dutzend Weltneuheiten, und die zelebrieren die Autokonzerne wie früher, allen voran die deutschen Hersteller: Volkswagen präsentiert seinen überarbeiteten Kultkäfer Beetle, am Audi-Stand fotografieren sich junge Chinesen vor Cabrios mit mehr als 500 PS, BMW gibt in Shanghai mit dem ähnlich PS-starken Concept M5 einen Ausblick auf die nächste Generation der Hochleistungslimousine, und Porsche enthüllt die schnellste Luxuslimousine der Welt: den Panamera Turbo S.
Zwar planen die deutschen Autokonzerne auch, in China gerade im Luxussegment zu wachsen. Doch das Geschäft brummt vor allem in der Mittelklasse: Audi verkaufte im vergangenen Jahr 64600 Fahrzeuge, ein Viertel mehr als im Vorjahr; BMW setzte 58506 Wagen und damit 71 Prozent mehr ab; Mercedes steigerte den Absatz um 86 Prozent; VW schaffte ein Plus von 19,9 Prozent und verkaufte fast 550000 Fahrzeuge.
Und für 2011 erwartet der Verband der Automobilindustrie, dass die Zahl der in China zugelassenen Fahrzeuge nochmals steigt, um elf Prozent auf dann 12,5 Millionen. Das Land selbst will besonders die Elektromobilität fördern. In den nächsten zehn Jahren will die Regierung etwa elf Milliarden Euro in die Technologie von Elektro- und Hybridfahrzeugen investieren. 2015 sollen auf Chinas Straßen 100000 Elektrofahrzeuge unterwegs sein, und 2020 sollen dort fünf Millionen Fahrzeuge zumindest teilweise mit Strom angetrieben werden - nach Möglichkeit, so lautet der Plan, überwiegend aus chinesischer Produktion.