Segway i2:Ich geh dann mal rollen

Dank Straßenzulassung darf man den Segway, ein vergnügliches Elektro-Mobil aus den USA, auch hierzulande fahren.

Günther Fischer

Erst mal herrscht Stillstand. Das muss so sein, denn: "Erst nach der Einweisung durch einen Instruktor dürfen Sie auf der Straße fahren", lautet die strenge Anweisung in den Betriebsunterlagen dieses auf den ersten Blick merkwürdigen Geräts. Der Instruktor in Gestalt einer freundlich lächelnden Dame nimmt dem Befehl aber gleich die Schärfe: "Keine Angst, es ist so einfach, als würden Sie auf eine Treppenstufe steigen."

Segway i2: So dynamisch und elegant kann Segway-Fahren aussehen.

So dynamisch und elegant kann Segway-Fahren aussehen.

(Foto: Foto: Segway)

Eine Treppenstufe mit zwei Rädern

Die hat gut reden, denn das ist leichter gesagt als getan. Denn diese Treppenstufe hat zwei große Räder und heißt Segway Personal Transporter - ein Hightech-Roller mit Elektroantrieb. Das Versprechen des Herstellers besagt, dass sich das Gerät selbst ausbalanciert und jeder Körperbewegung des Fahrers intuitiv folgt; trotzdem drängt sich die Frage auf: Muss nicht doch ich das Gleichgewicht halten? "Nein", so die Instruktorin, "das macht das Gerät für Sie. Einfach aufsteigen, gerade stehen, der Technik vertrauen und losrollen." Und tatsächlich: Kaum ist die Körperspannung aufgebaut und sind die Knie durchgedrückt, stehen der Segway und ich völlig stabil. Dafür sorgen fünf Gyroskope und zwei Kreiselsensoren, die 100 Mal pro Sekunde die Körperposition und den Untergrund während der Fahrt messen.

Zum Fahren - und jetzt geht es wirklich los - beuge ich mich leicht nach vorne; und so intuitiv wie versprochen folgt der Segway meiner Körperbewegung und rollt los. Ich lehne mich leicht nach hinten, und schon bremst er. Lehne ich mich stärker nach hinten, bremst er auch stärker. Zum Lenken reichen leichte Körperneigungen nach links oder rechts.

Nach wenigen Minuten beherrsche ich die Drehung auf der Stelle - damit ist der Segway um vieles wendiger als jedes andere Gefährt. Und schon wenige Kilometer später sind Auf- und Absteigen, Vollbremsungen wegen verblüfft stehenbleibender Radfahrer und dann notwendige Slalomkurse drum herum kein Problem mehr. Ein Tipp: Wer Skifahren oder Eislaufen kann, ist im Vorteil; dann wedelt es sich noch schneller auf den zwei Rädern.

Ich geh dann mal rollen

Längst ist das Segway-Vergnügen nicht mehr nur auf Privatwege beschränkt: Für Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und das Saarland hat der im bayerischen Deggendorf ansässige Deutschland-Importeur Straßenzulassungen erhalten. Bedingung aber ist, dass der Segway mit Klingel, Vorder- und Rücklicht, Katzenaugen und einem Mofa-Kennzeichen ausgestattet ist. Dann darf die rasende Treppenstufe auf Straßen und Radwegen bewegt werden, nicht aber auf dem Trottoir oder in Fußgängerzonen. Helmpflicht besteht keine.

Gestartet wird der Elektroroller mit dem sogenannten InfoKey Controller, der einem Fahrradtacho ähnelt und aufgesteckt werden muss. Eine ziemlich perfekte Diebstahlssicherung, denn ohne das Teil tut sich gar nichts. Für Anfänger kann mit dem "Schildkrötenknopf" am Controller außerdem die mögliche Höchstgeschwindigkeit auf acht km/h begrenzt werden - was aber schnell, sehr schnell zu langsam ist ... Im Display sind zudem Ladestand der Batterie, Tempo gefahrene Kilometer oder die Gesamtkilometerzahl abzulesen.

Die tägliche Fahrt ins Büro ist unversehens Routine und macht enormen Spaß, lässig surrt der Segway mit mir durch die Straßen (und auch mal ins Gras) und lässt an so mancher Ampel die Autos hinter sich - nur wenige Meter zwar, aber immehin. Wobei erstaunte Ausrufe - "Cool! Gibt es das Ding jetzt tatsächlich bei uns?" - stets dazu gehören.

Wäre da nicht der stolze Preis, könnte der lautlose Segway eine brauchbare Alternative zu den knatternden Zweitakt-Rollern sein, zumal er mit Zubehör wie Fronttasche, seitlichen Hartschalenkoffern und anderem mehr zu einem alltagstauglichen Klein-Transporter aufgerüstet werden kann.

Eines steht aber fest: Segway fahren ist von hohem Suchtfaktor. Man bekommt nicht genug davon. Weiteres Stillsitzen am Schreibtisch wird auch abgelehnt - ich geh' dann mal rollen.

Segwayi2; Gewicht: 47,7kg; Vmax:20km/h; Reichweite: 38 km; Nutzlast: bis 118 kg (Fahrer inkl. Last); zwei Lithion-Ionen-Akkus; Motor: zwei bürstenlose Servomotoren; CO2-Ausstoß: null; Verbrauch: rund 50 Cent Strom/100 km; Ladezeit: sechs Stunden; Preis: 5990 Euro

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