BMW X1:Ein SUV wird erwachsen

BMW X1 im Gelände

Der kleine Bruder: Das Design des neuen BMW X1 wirkt selbstbewusster als das des Vorgängers. Außerdem reist man darin deutlich kommoder.

Der BMW X1 war immer ein wenig seltsam: Ein zwischen Kombi und SUV steckengebliebenes Etwas. Bis jetzt. Der Neue bietet mehr Platz, bessere Technik - und entscheidet sich endlich für ein Segment.

Von Jörg Reichle

Man kann es einfach keinem recht machen. Den einen war der BMW X1 schon immer suspekt, weil er irgendwie nicht Fisch noch Fleisch war. Wie ein zwischen Kombi und SUV stecken gebliebenes Etwas. Die anderen haben ihn womöglich genau deshalb gemocht. Weil er eben ganz ohne das SUV-Imponiergehabe auskam und trotzdem Vorteile bot wie die höhere Sitzposition und die gefühlte Robustheit. Die werden jetzt womöglich enttäuscht sein. Weil der X1 in der zweiten Generation jetzt aussieht wie ein richtiges SUV. So wie der X3, oder, noch größer, der X5.

Dabei war der Vorgänger schon ein ganz außerordentlicher Erfolg. Seit der Markteinführung 2009 verkaufte BMW weltweit 730 000 Stück, zeitweilig machte der X1 fast ein Drittel des gesamten Absatzes aus. Und dass sich der Nachfolger weniger tapfer schlägt, ist kaum zu erwarten. Dafür sieht er zu gut aus mit der jetzt typischen BMW-Front einschließlich der optionalen LED-Scheinwerfer und den großen Leuchten am Heck. Außerdem hat man ihm aus dem Konzernregal das gängige Premium-Paket zusammengestellt mit feinen Dingen wie der dynamischen Dämpferkontrolle, dem Head-up-Display, aktiver Geschwindigkeitsregelung mit Stop-and-go-Funktion, Spurverlassenswarnung, Stauassistent und einer Auffahr- und Personenwarnung mit City-Anbremsfunktion. Dazu kommt die neueste Auswahl an Apps zur ganz persönlichen Ausweitung der Komfort-, Navigations- und Infotainmentfunktionen.

Vier Zentimeter höher sitzen

Zunächst aber ist der X1 größer geworden. Besitzer einer deutschen Normgarage werden deshalb möglicherweise zum Meterstab greifen, doch 1,2 Zentimeter mehr Breite und 5,3 Zentimeter mehr Höhe sind einerseits nicht die Welt, andererseits machen sie das Raumgefühl luftiger und die Reisetauglichkeit damit noch etwas ausgeprägter. Dass man jetzt vier Zentimeter höher sitzt im X1 und 85 Liter Gepäck mehr hineinpassen, tut dem Wohlgefühl sicher keinen Abbruch. Wie praktisch der bayerische Erfinder der Fahrdynamik inzwischen auch denkt, beweist obendrein die um 13 Zentimeter verschiebbare Rücksitzbank (40:20:40) mit ihrer in der Neigung verstellbaren Lehne und die nach vorn umklappbare Beifahrersitzlehne. In Zahlen für Bedürftige: Der Kofferraum fasst jetzt zwischen 505 und 1550 Liter. Und die Heckklappe lässt sich auch mit dem Fuß aktivieren, wenn man die Hände gerade mit Einkaufstüten voll hat.

Offenbar sah BMW auch sonst Verbesserungsbedarf in Sachen Reisekomfort und Effizienz. Dazu hat man den sogenannten intelligenten Allradantrieb - im X1 sDrive 20i und im X1 sDrive 18d werden nur die Vorderräder angetrieben - mit einer elektrohydraulischen Lamellenkupplung für eine optimale Verteilung des Antriebs zwischen Vorder- und Hinterachse perfekt abgestimmt und das Fahrwerk noch einmal überarbeitet. Das sorgt in erster Linie für mehr Komfort, wie die ersten Testfahrten zeigten. Wer's besonders dynamisch mag, kann eine variable Sportlenkung und die dynamische Dämpferkontrolle bekommen - gegen Aufpreis, wohlgemerkt. Das gilt natürlich erst recht für das besonders sportliche M-Fahrwerk.

Ellenlange Aufpreisliste

Bleibt vorrangig die Frage nach dem Antrieb. Zur Markteinführung im Oktober kann zwischen komplett erneuerten Benzinern und Dieseln gewählt werden. Der X1 xDrive20i mit 141 kW (192 PS) kostet in der einfachsten Ausstattung mindestens 37 600 Euro, der xDrive25i (170 kW/231 PS) 42 500 Euro. Den neuen Verbrauchsbestwert in der Klasse setzt nach Aussage von BMW aber der 18d mit 110 kW/150 PS und einem Normverbrauch von 4,1 bis 4,3 l/100 km. Er kostet ab 32 900 Euro, die Allradversion ist 2000 Euro teurer. Die weiteren angebotenen Diesel leisten 140 kW/190 PS im xDrive20d für mindestens 38 100 Euro und 170 kW/231 PS im 25d ab 42 500 Euro. Voraussichtlich im November folgen dann die Dreizylinder-Modelle sDrive18i (100 kW/136 PS; ab 29 950 Euro) und sDrive16d. Der Dreizylinder hat übrigens schon im Mini und im Zweier Active Tourer einen ausgesprochen munteren Eindruck hinterlassen.

Auch wenn die Serienausstattung inzwischen um 17-Zoll-Alus, das Bediensystem iDrive, Regensensor, Servotronic und Fahrerlebnisschalter erweitert wurde: Auch für den X1 ist die Aufpreisliste ellenlang, angefangen von den Ausstattungslinien Advantage, Sport Line, xLine und M Sport bis zu allen möglichen digitalen Features wie Internetportal über die fest verbaute SIM-Karte, die Integration von Smartphone-Apps und solche Sachen.

Unterm Strich lässt sich über den neuen X1 nach ausgiebigen Testfahrten sagen, dass ein gutes Auto noch besser geworden ist - komfortabler vor allem, optisch deutlich attraktiver und vor allem im Detail hochwertiger.

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