Süddeutsche Zeitung

Scheinwerfertechnologie:Wie Autos von rollenden Bildschirmen lernen

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Opel stellt das blendungsfreie Dauerfernlicht vor, BMW setzt auf Beleuchtung durch Lasertechnologie und Audi arbeitet mit organischen Leuchtdioden: Mit diesen Technologien arbeiten deutsche Hersteller an besseren Lampen fürs Auto.

Marcel Sommer

Wiesen vor 100 Jahren noch Kerzen in Laternen den ersten Autofahrern den Weg durch die Dunkelheit, gehören heute Tageslicht spendende Xenon-Scheinwerfer zum automobilen Alltag. Dass sie noch lange nicht das Ende der Straßenbeleuchtung darstellen, zeigte sich mit der jüngst eingeführten LED-Technik. Autos wie Audi R8, Mercedes CLS oder Cadillac Escalade waren hier die strahlenden Pioniere.

Die insgesamt 71 verbauten LEDs des Mercedes CLS lassen sich in ihrer Intensität und Richtung unterschiedlich ansteuern. Das Ergebnis ist eine variable Lichtverteilung, die sich der Verkehrssituation anpasst. Der Lichtkegel reicht bis zu 300 Meter weit und endet stets kurz vor dem entgegenkommenden oder vorausfahrenden Fahrzeug. Gleichzeitig erkennt der Fernlicht-Assistent den Lenkwinkel und blendet die Scheinwerfer in engen Kurven ab.

Fernlicht, ohne den Gegenverkehr zu blenden

In Rüsselsheim wurde nun eine weiterführende Lichttechnik am fahrenden Prototypen präsentiert. Die Theorie des neuesten Systems von Opel mit dem cineastischen Namen Matrix klingt einleuchtend. Ab Tempo 60 schaltet sich automatisch das Fernlicht zu und leuchtet in einem sehr breiten Lichtkegel die Fahrbahn aus, ohne den entgegenkommenden oder vorwegfahrenden Verkehr zu blenden. Das ist eine bekannte Technologie. Doch der eigentliche Clou ist, dass die anderen Verkehrsteilnehmer einfach ausgeblendet werden beziehungsweise in einem lichtlosen Korridor weiterfahren dürfen, um sie herum erstrahlt es jedoch weiterhin taghell.

In der Opel-Matrix arbeiten pro Scheinwerfer vier Lichtquellen mit jeweils vier Dioden, die individuell ein- und ausgeschaltet werden können. Noch etwas weiter in der Zukunft wird voraussichtlich die Realisierung der LED-Nachfolge in Form von Laserlicht und der Verwendung von organischen LEDs liegen. Ersteres liest sich nur auf dem Papier wie eine neue Waffe im Straßenverkehr. Das Laserlicht wird nicht direkt ausgestrahlt, sondern mit Hilfe von Phosphor-Leuchtstoff umgewandelt. Die von BMW vorangetriebene Laserlichttechnik, welche für Menschen und Tiere selbstverständlich ungefährlich sein soll, hat den entscheidenden Vorteil, noch energiesparender als LEDs zu arbeiten. Durch die um fast 100 Mal geringere Größe der Laserdioden im Vergleich zu herkömmlichen LEDs ergeben sich zudem viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten beim Design.

Aus LED- wird OELD-Technik

Richtig futuristisch mutet die Technik der organisches Licht emittierenden Dioden an. Sie erscheint jedoch bei näherer Betrachtung recht simpel. Zwischen zwei Leiterschichten werden mehrere hauchdünne Lagen eines organischen Leuchtmittels aufgedampft. Liegt eine elektrische Ladung an, beginnt es zu leuchten. Der Vorteil der bereits an dem Heck eines Audi R8-Konzeptfahrzeugs installierten Technik sind ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Ob auf Glas oder biegsamen Stoffen, sie kann auf verschiedensten Oberflächen aufgebracht werden. Die sogenannten OLEDs finden sich schon heute in einigen Mobiltelefonen, Lampen oder in Form von rollbaren Bildschirmen für unterwegs wieder.

Ebenfalls aus Ingolstadt stammen die Ideen für ein sogenanntes Matrix-Laser-Rückleuchtensystem. Es bildet einen horizontalen Balken auf der Straße hinter dem Audi ab, welcher die Auffahrenden an den einzuhaltenden Abstand erinnern soll. Der Laser projiziert bei Nebel außerdem ein dreidimensionales rotes Dreieck in die Nebelwand hinter dem Audi.

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