Scheinwerferdesign bei Autos:Total verstrahlt

Das Thema Licht hat die Autoindustrie lange nur am Rande beschäftigt. Doch mit der LED-Technik änderte sich das rasant. Für Scheinwerfer gibt es heute ganze Designabteilungen.

Von Felix Reek

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(Foto: Mazda)

Zuerst waren sie rund und prangten auf geschwungenen Kotflügeln, dann eckig, manchmal auch oval, und rahmten den Kühlergrill ein. Die Rede ist von Autoscheinwerfern. Als die ersten PKWs auf den Straßen fuhren, reichte es, wenn ein Scheinwerfer einfach hell war. Auch Jahrzehnte später beleuchtete das sechs-Volt-Bordnetz des VW Käfer gerade einmal gefühlte 20 Meter Fahrbahn. Doch in den letzten Jahren sind aus Scheinwerfern komplexe Elemente des Automobilbaus geworden, die sich sowohl in Design als auch Technik entscheidend von ihren Vorgängern unterscheiden. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sorgt bessere Sicht für weniger Unfälle. Denn für den Körper ist Sehen Schwerstarbeit, bis zu einem Viertel unserer Energie verbrauchen wir dafür. Künstliches Licht fordert uns dabei besonders, wir werden müder und anfälliger für Fehler. Also versucht die Autoindustrie, das Licht immer natürlicher leuchten zu lassen. Auf die Halogenlampe folgten Xenon und jetzt LED-Module, die Sonnenlicht am ähnlichsten sind. Außerdem ist ihr Energieverbrauch besonders niedrig: Lag eine Halogenlampe bei 75 Watt und eine Xenonleuchte bei 35 Watt, so verbraucht ein LED-Scheinwerfer nur noch 30 Watt. Im Bild: Mazda MX-5, eines der letzten Autos mit Klappscheinwerfern.

BMW i8

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(Foto: SOM)

Immer wichtiger wird auch das Design der Scheinwerfer, die die "Augen" des Autos sind. Die Vermenschlichung des Fahrzeugs ist durchaus von der Industrie gewollt. Von Kind an sind wir genetisch dazu veranlagt, uns an Gesichtern zu orientieren - und die suchen wir auch in leblosen Gegenständen. Das Autodesign greift dies auf: "Die Augen als Scheinwerfer, die Stoßstange als Mund und der Kühlergrill als Nase: Schon hat das Auto etwas Menschliches und ist einem emotional näher", so der Kölner Design-Professor Paolo Tumminelli zur dpa. Das ist kein neuer Trend, aber in den vergangenen Jahren haben die Hersteller dieses Mienenspiel durch langgezogene Scheinwerfer verstärkt, um sich auch über die Optik von der Konkurrenz abzusetzen. Dabei ist auffällig, dass Kleinwagen betont niedlich aussehen, um mit diesem Kindchenschema Frauen anzusprechen. Besonders schnelle, sportliche Autos wie der BMW i8 (im Bild), der die klassischen runden Scheinwerfer der Marke mit ineinander übergehenden Leuchtbögen kombiniert, bekommen hingegen aggressivere Züge, um Respekt einzuflößen und die männliche Kundschaft für sich zu gewinnen.

Audi R8 (2006)

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(Foto: obs)

Einer der Vorreiter dieses Trends ist Audi. Die Ingolstädter schafften es auch mittels ihres Scheinwerferdesigns, aus dem Schatten von BMW und Mercedes zu treten. Entscheidend war dafür der Einsatz von LED-Elementen im Frontbereich. Im Audi A8 (2004) und im Audi R8 (2006) kombinierten sie serienmäßig Xenon-Scheinwerfer mit einem LED-Tagfahrlicht, entwickelt von dem Leuchtmittelspezialisten Hella.

Hyundai i20

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(Foto: HBA)

Seitdem haben sich LED-Leuchten rasend schnell in der Automobilbranche verbreitet. Aus technischer Sicht liegen die Vorteile klar auf der Hand: bessere Sicht, längere Lebensdauer, geringerer Energieverbrauch. Optisch ist nicht jeder ein Fan des extrovertierten Designs. Auffällige Scheinwerfer, die so früher höchstens in der Tuning-Szene Anhänger gefunden hätten, zieren heute auch Kleinwagen, wie etwa den Hyundai i20, der hier im Bild zu sehen ist.

Porsche 911

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(Foto: WGO)

Selbst beim Porsche 911, dessen Design sich in den letzten Jahren nur marginal geändert hat, haben LED-Elemente ihren Einzug in die Scheinwerfergehäuse gehalten. Welchen Sinn die vier Streifen um den Scheinwerfer herum haben, können wahrscheinlich aber nicht einmal die Zuffenhausener plausibel erklären.

Audi A5

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(Foto: STG)

Bei Audi, die den Trend einleiteten, kennt das Scheinwerferdesign mittlerweile kaum noch Grenzen. Während die Karosserien der Modellpalette sich in den letzten Jahren kaum verändert haben, unterscheiden sich A1 bis A8 vor allem durch wild verlaufende Lichtbögen oder die schmalen LED-Module der Matrix-Scheinwerfer, die sich im Fernlichtbetrieb wie ein Vorhang aufspannen. Einen einheitlichen Wiedererkennungswert gibt es bei Audi nicht.

Lexus RC F

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(Foto: STG)

Von der Masse abheben wollte sich Lexus offenbar mit dem RC F. Passend zu dem mit dem Rasiermesser gezogenen Design des Sportwagens unterteilt sich der LED-Scheinwerfer in zwei Teile. Oben die dreiteilige Kombination aus Abblend- und Fernlicht, darunter das Tagfahrlicht in Form eines Blitzes.

Renault Twingo

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(Foto: STG)

Offensichtlich vom Kindchenschema inspiriert ist das Scheinwerferdesign des aktuellen Renault Twingo. Im Gegensatz zum Vorgängermodell sind die Leuchten des Twingo wieder runder. Der Blinker über dem Scheinwerfer und erinnert an ein Augenlid, das LED-Taglicht befindet sich rechts unter dem Scheinwerfer.

Audi R8 (2015)

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(Foto: AP)

Während das LED-Licht an der Front mittlerweile bei Neuwagen obligatorisch ist, drängt bereits die nächste Innovation auf den Markt: Laser. Dabei trifft blaues Licht auf gelben Phosphor und bildet einen hellen, weißen Strahl. Dieser reicht doppelt so weit wie ein LED-Scheinwerfer, bis zu 500 Meter. Audi setzt das Laserlicht beim neuen R8 ein, wo es sich beim Fernlicht ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h dazuschaltet. Auch BMW setzt das Laserlicht bereits in seinem Sportwagen i8 ein. Ein anderer Premiumhersteller verweigert sich dem aber noch. Die Technik sei zu teuer, so Mercedes. Ein Laser-Scheinwerfer kostet zur Zeit noch etwa das Zehnfache der LED-Variante. Im BMW i8 werden dafür 9500 Euro Aufpreis fällig. Im Bild: Audi-Chef Rupert Stadler vor dem R8 Coupé.

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