Rundes Jubiläum:200 Jahre Fahrrad: So feiert Deutschland das Jubiläum

Laufmaschine von Karl Freiherr von Drais

Mit der Laufmaschine von Karl Freiherr von Drais begann am 12. Juni 1817 alles.

(Foto: Technoseum)
  • Das Fahrrad feiert 200. Geburtstag: Am 12. Juni 1817 unternahm Karl Freiherr von Drais die Jungfernfahrt mit der von ihm erfundenen Laufmaschine.
  • Zum Jubiläum sind in ganz Deutschland Ausstellungen, Aktionen und Events geplant.
  • Nur das Bundesverkehrsministerium zeigt bislang kein großes Interesse an diesem Ereignis.

Von Marco Völklein

Wenn die Menschen leiden, leiden auch die Tiere. Im Jahr 1816 sind es Frost im Mai, Regen im Juni und Juli sowie Hagelschauer im August, die in Europa zu katastrophalen Ernteausfällen führen. Wie man mittlerweile weiß, wurde das Ganze ausgelöst durch einen Vulkanausbruch 1815 im heutigen Indonesien; ein Jahr später erzeugte die Aschewolke Missernten in Europa. Auch die Pferde, damals Transportmittel Nummer eins, leiden: Haben sie Glück, kriegen sie nur weniger zu fressen. Wenn sie Pech haben, werden sie geschlachtet.

Der Erfinder Karl Freiherr von Drais, mit vollem Namen Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn, macht sich zu dieser Zeit Gedanken darüber, wie man das Pferd ersetzen könnte - wenn schon nicht als wichtiges Arbeitstier, so doch als Mittel zur Fortbewegung. Und er erfindet die "Laufmaschine", den Vorläufer des Fahrrads. Mit ähnlich großen Rädern wie bei heutigen Velos und einer Schleifbremse am Hinterrad.

Jungfernfahrt am 12. Juni 1817

Drais' Erfindung ist damals revolutionär - und sie hat bis heute die Mobilität der Menschen verändert. Auch weil viele Teile, die im Laufe der Zeit zuerst fürs Fahrrad entwickelt wurden, später im Automobilbau Einzug fanden, etwa das Kugellager oder der Luftreifen. 2017 nun wird gefeiert - 200 Jahre nach der ersten Präsentation der Laufmaschine durch Karl von Drais.

Bundesweit bereiten Museen und Kommunen Aktionen vor. Bereits seit November läuft im Mannheimer Technoseum die Schau "2 Räder - 200 Jahre". Schließlich absolvierte Drais am 12. Juni 1817 seine Jungfernfahrt mit der Laufmaschine von Mannheim aus in Richtung Süden bis zu einer Poststation, etwa auf halbem Wege ins kleine Städtchen Schwetzingen. Zeitungen berichteten in ganz Europa darüber. Ein britischer Mathematiker machte damals folgende Rechnung auf: Ein Pferd kostete in Anschaffung und Unterhalt etwa 1900 Pfund, eine Draisine nur 20 Pfund - Drais' Alternative war also auch wirtschaftlich interessant.

Aktionen in Mannheim, Karlsruhe und ganz Baden-Württemberg

Die Stadt Mannheim ist auch Ausrichter des nationalen Radverkehrskongresses Anfang April; zudem sind weitere Aktionen geplant unter der Marke "Monnem bike", etwa ein Fahrradfestival am 10. und 11. Juni sowie eine Feier zum Ausklang der Radsaison am 16. September. In Karlsruhe wiederum, wo Drais 1785 geboren und 1851 begraben wurde, ist vom 25. bis 28. Mai ein Welttreffen historischer Fahrräder geplant, gleichzeitig soll ein Radfestival stattfinden. Das Land Baden-Württemberg hat für den 21. Mai eine Fahrrad-Sternfahrt quer durchs Ländle angesetzt; die genauen Streckenverläufe stehen noch nicht fest.

Als erste Anlaufstelle in Sachen Radhistorie versteht sich zudem das Deutsche Fahrradmuseum im unterfränkischen Bad Brückenau. In dem Haus ist die nach eigenen Angaben "umfangreichste Sammlung historischer Fahrräder" zu besichtigen. Viele Museen decken sich bei den Kollegen in Unterfranken mit Ausstellungsstücken ein - so auch das Deutsche Museum in München, das vom 7. Juli an eine Sonderschau zeigt.

Ein mobiles Radmuseum lädt zum Mitradeln ein

Die Fahrradhistoriker aus Bad Brückenau haben zudem vor Jahren schon ein "mobiles Museum" entwickelt. Dabei schicken sie ein Zelt mit einem Dutzend Rädern, Vitrinen und Schautafeln zu Veranstaltungen; Spaß- und Geschicklichkeitsräder laden zum Mitradeln ein. 2017 ist das mobile Museum unter anderem im Juni in Mannheim zu Gast sowie am 25./26. März in Düsseldorf und am 19./20. August bei der Velocipediade in Weinböhla (Sachsen).

Noch bis zum 29. Januar ist eine Rad-Sonderschau, kuratiert vom Museum der Arbeit Hamburg, im Industriemuseum Chemnitz zu sehen, im Frauenmuseum Wiesbaden bis Oktober "eine Zeitreise in die Geschichte des Damenradfahrens". Das Verkehrsmuseum Dresden plant von Ende September an eine Radausstellung, bei der "vor allem der Mensch im Mittelpunkt stehen soll", wie es heißt. Und speziell dem Design von Fahrrädern sowie "möglichen Zukunftsszenarien rund ums Radfahren" widmet sich von Ende Januar 2017 an eine Schau im Gewerbemuseum im schweizerischen Winterthur.

Das Bundesverkehrsministerium plant noch

Eine nationale Plattform aber, auf der alle Veranstaltungen gebündelt würden, die gibt es bisher nicht. "Auf Bundesebene wurde es leider versäumt, aus dem Jubiläum etwas mit internationaler Strahlkraft zu machen", sagt Wasilis von Rauch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärt, die Beamten seien "noch in der Planung". An möglichen Aktivitäten der Bundesregierung zum Drais-Jubiläum werde noch gearbeitet.

Dabei hätte es Ideen genug gegeben, sagt Rauch: So hätte man angesichts des Klimawandels auf den Vulkanausbruch von 1816 hinweisen und aufzeigen können, wie wichtig es sei, umweltfreundliche Mobilität zu fördern. "Dazu hätte es auch nur eines kleinen Budgets bedurft", sagt Rauch. Doch Dobrindts Haus habe nicht reagiert.

Das Verkehrsministerium von Baden-Württemberg sammelt im Netz unter www.200jahre-fahrrad.de/kalender Events zum Jubiläum. Die Angaben sollen immer wieder aktualisiert werden.

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