Rückblick 2009: 100 Jahre Audi:Im Zeichen der Ringe

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Audi feiertem 2009 seinen 100. Geburtstag. Die Marke mit den Ringen hat viele Hochs und Tiefs durchlebt, aber auch mehr als einmal Automobilgeschichte geschrieben. Ein Rückblick in Bildern

1909: August Horch gründet die August Horch Automobilwerke GmbH, die er wegen Namensstreitigkeiten in Audi Automobilwerke GmbH umbenennen muss. "Audi" heißt im Lateinischen einfach "Hör zu" oder eben: "Horch". In der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre fusionieren Audi, DKW, Horch und Wanderer zur Auto Union. Symbol des Zusammenschlusses sind die vier Ringe - bis heute Audis Markenzeichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Auto Union neu gegründet und nach einem kurzen Zwischenspiel bei Mercedes von Volkswagen übernommen. 1969 schluckt man noch NSU, die Audi AG entsteht erst 1985. Die Audi-Modellgeschichte ist also so bunt wie kaum eine andere.

Audi Imperator, 1929: mit V8-Motor und 100 PS ein früher Luxuswagen (Foto: Foto: Pressinform)

1929: Der Audi Imperator ist der erste große Audi und sozusagen der inoffizielle Urahn des A8. Hineingeboren wird das Achtzylinder-Ungetüm in die (bislang) schlimmste Wirtschaftskrise der jüngeren Geschichte - damit ist ein großer Erfolg praktisch ausgeschlossen. Mit fünf Litern Hubraum und 100 PS wäre der Imperator allerdings der König der linken Spur gewesen - wenn es denn schon Autobahnen gegeben hätte.

1931: Der Autobauer kann es auch deutlich kleiner. Der DKW F1 ist kein frühes Rennauto, sondern der erste in großen Stückzahlen produzierte Fronttriebler. 1931 ist man mit einem 600 Kubikzentimeter kleinen Zweizylinder-Zweitaktmotor und 15 PS auch ausreichend motorisiert. Der offene Flitzer wird 250.000 Mal verkauft und bringt dem Unternehmen einen gewaltigen Image-Schub.

1935: Mit dem Horch 853 Sport Cabriolet beweist die Firma, dass die Reichen und Schönen nicht nur im SSK-Roadster von Mercedes standesgemäß unterwegs sein können. Sexy Rundungen, stilvolle Eleganz und reichlich Leistung stehen zur Verfügung. Einen Hut braucht man hier allenfalls, um vor dem Fahrtwind geschützt zu sein oder sich vom Tankwart mit Schiebermütze abzuheben.

1938: Noch eleganter und richtig sportlich geht es mit dem Wanderer W25 K zur Sache - kein Wunder, denn den 85 PS starken Sechszylindermotor mit Kompressor hat Ferdinand Porsche konstruiert. Das Design zeigt amerikanische Einflüsse, Trittbretter an der Seite und das Reserverad am Heck dürfen als Stilelement der späten Dreißiger natürlich nicht fehlen.

1939: Die dreißiger Jahre sind auch die Zeit der großen Duelle zwischen den kraftstrotzenden Grand Prix-Rennwagen von Audi und den nicht minder potenten Silberpfeilen von Mercedes. Die Ring-Renner tragen die Bezeichnungen Typ A bis D. Der Auto Union Typ D von 1939 mit Zwölfzylinder-Mittelmotor in V-Form und zwei Roots-Ladern leistet gewaltige 485 PS und war 340 km/h schnell.

Rückblick 2009: 100 Jahre Audi
:Im Zeichen der Ringe

Audi feiertem 2009 seinen 100. Geburtstag. Die Marke mit den Ringen hat viele Hochs und Tiefs durchlebt, aber auch mehr als einmal Automobilgeschichte geschrieben. Ein Rückblick in Bildern

1950: Der DKW Meisterklasse ist der erste Personenwagen der neu gegründeten Auto Union. Er bietet Zweitaktmotor, Frontantrieb und eine für das Jahr 1950 sehr gute Fahrsicherheit. Die Kombi-Variante Universal ist zunächst wegen der Stahlknappheit nur in einer gemischten Stahl-Holz-Bauweise zu haben - die amerikanischen "Woodies" lassen grüßen.

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1953: Mit dem DKW 3=6 Sonderklasse startete der Ring-Konzern in den fünfziger Jahren wieder richtig durch. Das seltsame Kürzel ist eigentlich ein Werbegag: Der Dreizylinder-Zweitaktmotor soll wegen der gleichen Zahl an Arbeitstakten die gleiche Leistungscharakteristik haben wie ein Viertakter mit sechs Zylindern. Der 3=6 feiert nicht nur als Limousine, sondern auch als Cabrio Erfolge.

1957: Bei einem flüchtigen Blick könnte man den Auto Union 1000 Sp Roadster glatt für einen Ford Thunderbird halten. Der amerikanische Traumwagen steht klar Pate für den kleinen Flitzer, der auf der IAA 1957 alle Blicke auf sich zieht. Leider hat der Wagen auch eine unangenehme Eigenschaft: Er ist für damalige Verhältnisse sauteuer, viel teurer als ein Karmann Ghia und fast schon auf Porsche-Niveau. Überzogene Preise sind also bei Audi nichts Neues.

1959: Nicht alle Kleinwagen in den fünfziger und sechziger Jahren hören auf den Namen Käfer. Der DKW Junior mit seinen kleinen Heckflösschen ist sogar ein beliebter Käfer-Konkurrent, denn er fährt sich deutlich agiler als die Volks-Kugel. "Elegant, geräumig, komfortabel: Ein Auto, wie Sie es sich wünschen" - so preist ein Werbespot den kleinen Ringträger an, in dem übrigens zwei Damen vorne sitzen und die Herren es sich im Fond gemütlich machen dürfen. Ein "stoßelastisches und reflexfreies Armaturenbrett" gehört zur Serienausstattung.

1965: Mit dem Audi 72 beginnt die eigentliche Wiedergeburt der Marke - und von Mercedes-Benz geht sie an Volkswagen über. Nun darf der Audi auch wieder Audi heißen. Zum ersten Mal seit dem Krieg stellt das Unternehmen außerdem wieder einen Viertakter auf die Räder: Aus 1,7 Litern Hubraum schöpfte der Motor 72 PS - er stammt noch aus der Mercedes-Zeit. Der Wagen ist 4,3 Meter lang und bringt gerade einmal 1025 Kilogramm auf die Waage. Davon kann ein Audi heute nur träumen.

1967: Durch die Übernahme von NSU handelt sich Audi Ende der sechziger Jahre auch ein Problemkind ein - den Ro 80. Von 1967 bis 1977 werden gerade einmal 37.398 Fahrzeuge gebaut, obwohl die Limousine durch ihr futuristisches Styling und die ungewöhnlichen Technik (Zweischeiben-Wankelmotor) zu den interessantesten Autos der deutschen Nachkriegsgeschichte gehört.

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1971: In den frühen 70er-Jahren ist das Audi 100 S Coupé so emotional, wie ein Audi dieser Zeit eben sein kann. Das Coupé bringt italienischen Chic nach Ingolstadt. Der 1,9 Liter große Reihenvierzylinder mit Vergasertechnik leistet 115 PS und ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h gut - kein Wunder, schließlich wiegt der filigran gezeichnete und mit Chrom verzierte Viersitzer gerade einmal 1100 Kilogramm.

1974: Mitte der siebziger Jahre schrumpft man noch weiter. Der Audi 50, baugleich mit dem ersten VW Polo, passt gut in ein von Ölkrise und Spritpreis-Schocks geplagtes Land. Audi lässt as Räubern im Kleinwagen-Segment schnell sein und orientiert sich lieber nach oben. Heute kann man lange an der Straße stehen, bis man einen Polo-Audi erspäht: Der lausige Rostschutz rafft die meisten dahin.

1980: Vor knapp 30 Jahren folgt der Donnerschlag, der das Image der Marke bis heute prägen soll. Der Audi Ur-Quattro ist nicht nur einer der ersten PKW mit permanentem Allradantrieb, sondern bringt Audi in eine völlig neue Richtung. Als ein Prototyp, eingebaut in eine Audi 80 Limousine, vor den verblüfften Audi-Vorstandsmitgliedern bei Eis und Schnee einen steilen Hang auf Sommerreifen hinauf krabbelt, gibt Ingolstadt grünes Licht für den Vierradler. Er bekommt die Karosserie des Audi Coupé. Unter der Haube surrt Audis legendärer Fünfzylindermotor mit 200 PS und Turbolader. Im Rallye-Sport fährt der Allradler die Konkurrenz schnell in Grund und Boden.

1987: Nicht nur auf Schnee und Eis fährt der Allradler die Konkurrenz in Grund und Boden. "Das Auto hat auf Schnee so gut beschleunigt wie auf Asphalt. Wegen der guten Traktion musste man allerdings vor der Kurve früher bremsen - daran mussten sich viele Fahrer erst gewöhnen", erzählt Rallye-Legende Walter Röhrl. Er gewinnt 1987 mit einem der berühmten Flügelmonster vom Typ Sport quattro S1 das Pikes Peak-Bergrennen in Colorado. Der S1 hat brachiale 600 PS unter der Haube und einen gewaltigen Heckflügel. "Das war eine enorme Kraft, und auch noch kurz übersetzt. Da hast du 100 Meter vor der Kurve gebetet, dass du rum kommst", erinnert sich Röhrl.

1988: Mit dem Audi V8 wagen sich die Ingolstädter in die Oberklasse vor. Die Luxuslimousine kann sich zwar nie so recht gegen Mercedes S-Klasse und 7er BMW durchsetzen, doch sie hat der Konkurrenz eines voraus: den permanenten Allradantrieb. Wenn beim Skiurlaub in St. Moritz die BMW- und Benz-Limousinen Pirouetten im Schnee drehen, stapft Audis V8 ungerührt an ihnen vorbei. Auch in der DTM ist der Wagen erfolgreich.

1998: Modern und sportlich ist Audi in den 90ern längst, doch zur Design-Ikone reicht es erst am Ende des Jahrzehnts. Der Audi TT (seit 2006 in der zweiten Generation unterwegs) mag ein klassisches Yuppie-Auto sein, doch mit Allradantrieb an Bord wird er zur Fahrmaschine mit Spaßgarantie.

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1999: So richtig begehrt ist der Audi A2 eigentlich erst heute - auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Der kompakte Audi mit dem strömungsgünstigen Kamm-Heck hat als 1.2 TDI das Zeug zum Dreiliter-Auto. Als er 1999 auf den Markt kommt, ist er nicht sehr beliebt - der stolze Preis hat seinen Anteil daran. Bis 2005 hält Audi durch, dann lässt man den A2 sterben. Heute könnten die Ingolstädter solch ein Auto gut gebrauchen.

2006: Vom Rennsport auf die Straße! Durch die Le Mans-Siege beflügelt gönnt sich Audi den R8. Der Mittelmotorsportwagen mit Aluminium-Karosserie leistet in der V10-Version 525 PS und ist 316 km/h schnell. Testweise baut Audi sogar einen V12-Dieselmotor mit 1000 Newtonmetern Drehmoment in den R8 ein. Auch das Mega-SUV Q7 ist mit Zwölfzylinder-Diesel zu haben - ob das noch "Fortschritt durch Technik" ist, mag jeder selbst beurteilen.

Sieht so Audis Zukunft aus? Der A1 Sportback Concept könnte die Marke mit den vier Ringen aus ihrer Sackgasse befreien, in die sie sich mit schweren und vor allem sündhaft teuren Premium-Karossen manövriert hat. Die Marke ist bei den Kunden begehrt wie nie, doch der Einstieg in die Premium-Welt wird immer kostspieliger. Mit einem innovativen Hybridantrieb soll der Wagen auch in Sachen Sparsamkeit ein neues Kapitel in der Firmengeschichte aufschlagen.

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