Rolls-Royce-SUV:Ein Rolls fürs Grobe

Die Rolls-Royce-Kühlerfigur "Spirit of Ecstasy" oder "Emily"

Die berühmteste Kühlerfigur der Welt, die auch als "Emily" bekannte "Spirit of Ecstasy", ziert bald auch ein SUV.

(Foto: Bloomberg)
  • Mit einem SUV, das spätestens Anfang 2019 auf den Markt kommen soll, will Rolls-Royce sein Absatzvolumen von gut 4000 auf bis zu 7000 Autos pro Jahr steigern.
  • Er entsteht auf Basis eines markenspezifischen Baukastens und verwendet eine Aluminium-Spaceframe-Architektur.
  • Das Rolls-Royce-SUV soll 5,50 Meter lang sein und "90 Prozent der Off-Road-Fähigkeit eines Range Rover" bieten.

Von Georg Kacher

Seit mehr als zwei Jahren beschäftigt sich Rolls-Royce mit dem Projekt eines Super-Luxus-SUV, jetzt bestätigten die Rolls-Royce Manager Peter Schwarzenbauer und Torsten Müller-Ötvös in einem offenen Brief "die Entwicklung eines völlig neuen Modells von herausragender Präsenz, Eleganz und Funktionalität."

Schon der Deckname Cullinan - der größte je gefundende Diamant - unterstreicht den Anspruch der dritten RR-Baureihe. "Hier geht es nicht um einen besonders aufwändigen Ableger der X-Reihe," betont der neue Entwicklungsvorstand der BMW Group, Klaus Fröhlich. "Statt dessen entsteht ein eigenständiges Konzept mit markentypischem Design, herausragender Verarbeitung und souveränen Fahreigenschaften."

Kein fünfstelliges Absatzvolumen

Wie schon Ghost und Phantom soll auch der SUV in Goodwood endmontiert werden. Zu diesem Zweck wird die Kapazität im Stammwerk, wo aktuell 1500 Mitarbeiter tätig sind, erweitert. Die Marke hat 2014 knapp mehr als 4000 Fahrzeuge verkauft. Die dritte Baureihe dürfte das Volumen auf 6000 bis 7000 Einheiten erhöhen. "Hohe Stückzahlen sind für einen Hersteller wie uns kontraproduktiv," betont Müller-Ötvös. "Deswegen wäre es ein strategischer Fehler, fünfstellig werden zu wollen."

Mit dem Cullinan debütiert der erste Rolls mit Allradantrieb, aber nicht der letzte. Auch die Nachfolger von Ghost und Wraith werden als 4x4 verfügbar sein. Nur der Phantom bleibt aus Komfortgründen beim Hinterradantrieb. Während BMW auf einen immer leichteren Materialmix setzt, arbeitet RR an einer neuartigen Aluminium-Spaceframe-Architektur (ASF). Zu den Vorteilen dieser Lösung zählen Flexibilität, Verwindungsfestigkeit und Effizienz. Varianten und Kleinserien lassen sich so besser darstellen; außerdem schafft ASF eine klare Abgrenzung zum BMW Siebener und zum X7. Die Engländer entwickeln auf ASF-Basis einen markenspezifischen Baukasten mit eigenen Baugruppen wie besonders aufwändiger Sitzanlage, stärker dimensionierten Achsen und Luftfedern mit größerem Kammervolumen.

Der passt in keine Normgarage

Das neue Chassis ist ein absolutes Muss, denn die vom Vertrieb gewünschten 22-Zoll-Felgen lassen sich nur mit Hilfe extragroßer Raddurchmesser realisieren. Der SUV wendet sich an Kunden, denen ein langer Range Rover nicht exklusiv genug und der kommende Bentley Bentayga nicht opulent genug ist. Obwohl das gute Stück mit 5,50 Meter in keine Normgarage passt, verspricht das Management "90 Prozent der Off-Road-Fähigkeit eines Range Rover."

"Meine Aufgabe ist es, für den besonderen Charakter dieses Wagens eine besondere Form zu schaffen," freut sich Chefdesigner Giles Taylor. "Dabei geht es vor allem darum, der Mühelosigkeit und Leichtigkeit der ebenso leisen wie zügigen Fortbewegung Gestalt zu verleihen. Das neue Modell ist lang und hoch und funktional und sehr präsent. Die Frontpartie vermittelt bei aller Eleganz ein Gefühl der Unverwundbarkeit. Die Seitenansicht wirkt eher sportlich-lässig, doch das Heck sorgt mit seinen fast endlosen seitlichen Einzügen für eine ziemlich einmalige Optik. Innen ist mehr als genug Platz für die Familie, den Hund und für diverses sperrige Sportgerät."

Im Gegensatz zum Bentley verzichtet der Herausforderer aus Südengland auf eine dritte Sitzreihe. Der Käufer hat statt dessen die Wahl zwischen vier Einzelsitzen und einem Fünfsitzer mit drei leicht erhöhten Logenplätzen im Fond. Man sitzt deutlich höher als im Phantom und genießt eine ungestörte Rundumsicht.

Nobelster SUV aller Zeiten

Wenn der nobelste SUV aller Zeiten Ende 2018 oder Anfang 2019 auf den Markt kommt, wird als einzige Motorisierung jener Zwölfzylinder lieferbar sein, den BMW eigentlich nur noch für Rolls-Royce hegt und pflegt. Die für Ghost und Wraith geplante Leistungssteigerung auf 694 PS hat allerdings keine Auswirkungen auf den Geländewagen mit 626 PS. Statt mehr Leistung bietet das optimierte Aggregat der Baureihe N74 noch mehr Drehmoment - dem Vernehmen nach können der verstärkten Achtgang-Automatik bis zu 1000 Nm zugemutet werden.

Die Frage nach einem Rolls mit E-Antrieb hat der Markt im Nachgang der RR102-Studie bereits verneint. Eine Hybrid-Variante könnte die betuchte Klientel schon eher goutieren, zumal im SUV auch genug Platz wäre für ein großes Batteriepaket. Trotzdem hält sich die Zentrale zurück: "Der V12-Hybrid erscheint uns als Overkill, der V8-Hybrid mit BMW-Motor passt nur bedingt zur Marke."

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